Das Rätsel deiner Leidenschaft
Mr Barrett beendet. Die kleine Pause würde allerdings nicht lange dauern. Irgendwann würde diese Frau das Geschäft verlassen, und der Marquess würde mit seinen Fragen fortfahren. Sabine kannte ihn nicht, aber ihr war bewusst, dass er kein Mann war, der leicht aufgab.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, wandte sich Sabine an die neue Kundin und stellte sich absichtlich so, dass sie Max Barrett den Rücken zuwandte. »Wir haben viele für die moderne Frau entwickelte Produkte; an welches hatten Sie gedacht?«
Cassandra richtete einen eisigen Blick auf Sabine. »Die Miracle Cream ist das einzige Mittel, das ich brauche«, sagte sie und wandte sich sogleich wieder Mr Barrett zu.
Sabine ignorierte den herablassenden Ton der Frau. »Wie viele Töpfchen hätten Sie denn gern?«
»Wenn die Creme so gut ist, wie ich hörte, sollte ich vielleicht gleich mehrere mitnehmen.« Cassandra berührte ihre blonden Locken und lächelte kühl. »Sie sind immer sehr schnell ausverkauft, soviel ich hörte, nicht?«
»Seit Wochen jeden Tag.« Sabine konnte nicht umhin zu bemerken, wie belustigt der Marquess aussah, als er mit seinem überlegenen Lächeln dastand und von einer Frau zu anderen blickte.
»Dann nehme ich drei.« Die Frau hielt drei lange, schlanke Finger hoch, ohne Sabine auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Was tust du eigentlich hier, Max? Ein Geschenk für eine neue Liebe kaufen?«, fragte Cassandra und strich in einer intimen Geste mit einem Finger über seinen Arm.
Sabine machte sich daran, die drei Cremetöpfchen einzupacken, und lauschte der Unterhaltung zwischen der Frau und Barrett.
»Nein, aber für die Frau eines Freundes«, erwiderte er.
Sabine war erstaunt, wie leicht ihm die Lüge über die Lippen kam. Daran würde sie bei ihrem zukünftigen Umgang mit ihm denken müssen. Nicht, dass sie vorhatte, welchen zu haben ...
»Sie hat Geburtstag«, setzte er lächelnd hinzu.
»Ach, wie reizend und wie aufmerksam von dir«, sagte Cassandra.
Nun wusste Sabine wenigstens, dass Barrett nicht verheiratet war. Im Grunde spielte das zwar keine Rolle, aber es war trotzdem gut zu wissen, dass sie keinen verheirateten Mann geküsst hatte.
»Madam?«, sagte Sabine, als sie die Tüte mit den drei Tiegelchen hochhielt.
Cassandra kam zur Theke und zählte ihr Geld ab, doch anstatt es in Sabines ausgestreckte Hand zu legen, ließ sie es auf die Theke fallen. Als sie sich zum Gehen wandte, hielt sie bei Max noch einmal inne und beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Mit einem provokanten Lächeln küsste sie ihn dann auf die Wange und ging hinaus.
Barrett wandte sich wieder Sabine zu, und auf seiner linken Wange war deutlich der Abdruck der roten Lippen der Frau zu sehen.
Sabine lachte leise vor sich hin.
»Was ist?«
»Nichts.« Sie schüttelte den Kopf. Sollte er doch mit Lippenrot auf seiner Wange in London herumlaufen. »Eine Freundin von Ihnen?«
Er zögerte, aber dann erschien ein Ausdruck des Verstehens in seinen Augen. »Cassandra? Ja, sie war ... eine Freundin. Ich nehme an, so könnte man sie nennen.«
Offensichtlich waren sie irgendwann mehr gewesen als nur Freunde. Aus Gründen, die sie nicht näher beleuchten wollte, wich Sabines Belustigung einem bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Er konnte Legionen von Freundinnen haben, und mit seinem umwerfend guten Aussehen hatte er sie wahrscheinlich auch.
Als Sabine an ihm vorbei zu einem der Regale ging, legte er eine Hand auf ihre Schulter. Plötzlich war es, als wäre alle Luft dem Raum entzogen worden. Seine starken Finger lagen warm auf ihrer empfindsamen Haut, und sie wusste, dass er das jähe Rasen ihres Pulses spüren konnte.
Sie entzog sich ihm. »Sir, ich kenne Sie nicht und würde es vorziehen, dass Sie mich nicht auf diese Art behandeln.«
Ein paar Kundinnen warfen ihnen neugierige Blicke zu.
»Ich möchte wirklich, dass Sie gehen«, flüsterte sie.
Er lachte leise. »Nicht, bevor Sie mir erzählen, warum Sie so interessiert an meiner Karte waren.«
Mit weniger Anmut, als sie sich gewünscht hätte, trat sie von ihm zurück. »Es gibt nichts zu erzählen. Ich habe eine Schwäche für alte Landkarten. Man könnte sagen, ich bin eine Sammlerin. Und ich hatte gehört, dass sich eine sehr seltene in Ihrem Besitz befindet.« Sie zuckte die Schultern und hoffte, gleichgültig zu wirken. »Das ist alles.«
Seine Augenbrauen hoben sich. »Sie wollen mich glauben machen, Sie wären nur eine einfache Ladeneigentümerin, die sich
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