Das Rätsel deiner Leidenschaft
sie die ganze Zeit nichts anderes im Sinn gehabt. Aber ihn abzulenken war der einzige Grund für diesen Kuss, versuchte sie sich einzureden. Und es war auch der einzige Grund, aus dem sie ihre Hand in sein Haar schob, das überraschend weich war.
Nein, sie genoss es nicht, wie seine warmen Hände ihre nackten Arme umfassten. Und sie genoss es auch nicht, wie heiß sein Kuss war, als seine Zunge zwischen ihre Lippen glitt und ihre zu einem aufreizenden Spiel einlud. Und erst recht nicht genoss sie die versengende Hitze, die in ihr aufstieg und ihre Brüste seltsam schwer werden ließ und alles in ihr zum Kribbeln brachte.
Ein heißer, sinnlicher Schauer durchlief sie, als ihre Zungen sich zu einem erotischen Spiel vereinten und ihre harten kleinen Brustspitzen sich ihm vor Verlangen geradezu entgegenreckten. Sie verlor die Kontrolle über die Situation und über sich selbst. Ihn zu küssen war nicht das Ziel, sondern das Mittel, ermahnte Sabine sich. Aber ihr Körper wollte nicht hören. Ihr Körper wollte, dass sie ihre Beine um Max schlang und sich gleich hier in der Küche von ihm lieben ließ.
Seine Lippen glitten zu ihrem Ohr, dann zu ihrem Hals hinunter. Mit einer Hand umfasste er ihre Brust, und Sabine bog sich ihm entgegen.
Ja. Sie wollte das. Sie wollte ihn.
»Du bist wunderschön«, flüsterte er an ihrem Haar. »Exquisit.«
Es war nicht die erste Schmeichelei, die sie in ihrem Leben hörte, aber aus seinem Munde schienen die Worte sie mitten ins Herz zu treffen, als würde ihr zum allerersten Mal gesagt, wie hübsch sie war.
Aber es war nicht das erste Mal, und Max war nur ein erfahrener Charmeur, der mit ihr spielte. Doch sosehr sie das dazu hätte bringen müssen, sich von ihm zu lösen, rührte sie sich nicht vom Fleck.
Doch dann unterbrach er plötzlich seinen Kuss, legte einen Finger an ihre Lippen, um sie vom Sprechen abzuhalten, und löschte die Kerze. Als sie im Dunkeln standen, hörte auch Sabine das Geräusch, das Max' Aufmerksamkeit erregt hatte. Jemand war an der Vordertür.
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Kapitel zehn
Z usammen schlichen sie zur Hintertür. »Schneller«, raunte Max. Sie hatten die Tür schon fast erreicht, als Sabine stehen blieb.
»Die Briefe«, flüsterte sie. »Sie sind noch oben.«
Max fluchte. Wieder einmal gab er ihr seine Pistole. »Geh hinaus und warte dort auf mich.«
Sabine schlüpfte aus der Hintertür, und er schloss sie hinter ihr. Dann ging er leise die Treppe hinauf und holte seine Tasche, in der sich die Briefe befanden. Schnell steckte er noch das Buch dazu und hängte sich die Tasche über die Schulter. Es war nicht zu sagen, wer an der Haustür war, aber wenn es die Männer aus dem Zug waren, würden sie bewaffnet und in der Überzahl sein.
Er hörte die Haustür aufgehen, während er noch oben war. Jetzt saß er fest, ohne Ausweg. Das Fenster im ersten Stock war viel zu schmal für einen Mann von seiner Größe. Und jetzt die Treppe hinunterzugehen wäre äußerst unklug. Max sah sich in dem Zimmer nach irgendetwas um, das ihm als Waffe dienen konnte.
Die Treppe knarrte. Max schnappte sich das Einzige, was er finden konnte, den schweren Kerzenleuchter vom Nachttisch, und verbarg sich hinter der Tür, um dort auf den Eindringling zu warten. Die Silhouette eines Mannes erschien im Zimmer, und Max schlug ihm das schwere Metall über den Kopf. Der Leuchter fiel klappernd auf den Boden, und der Mann stöhnte vor Schmerz.
Max sprang die kurze Treppe hinunter und war kaum auf dem Boden aufgekommen, als der Mann ihn von hinten ansprang. Im Haus war es so dunkel, dass Max das Gesicht seines Angreifers nicht sehen konnte, aber er wusste, dass dieser Mann größer und dünner war als die beiden anderen, die sie im Zug verfolgt hatten. Max rammte ihm seine Faust in den Rücken und steckte selbst einen harten Fausthieb auf die Schulter ein, der ihn beinahe in die Knie zwang. Aber er fing sich wieder, stieß dem Mann den Kopf in die Eingeweide und schleuderte ihn an die Wand. Der Mann schnappte nach Luft, und Max versetzte ihm einen Fausthieb ins Gesicht, schickte ihn damit zu Boden.
Höchste Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
Max stürmte aus der Hintertür und packte Sabine an der Hand. Sie schrie auf und versuchte, sich von ihm loszureißen.
»Ich bin's«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Sie passte sich seinen Schritten an, und zusammen rannten sie los, so schnell sie konnten.
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