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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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leisten konnte. Hatte der Mann einen Herzinfarkt erlitten? Oder vielleicht eine Blutdruckkrise oder einen Schlaganfall? Natürlich war er noch viel zu jung dafür, aber bei dieser Fettleibigkeit war es zumindest nicht ausgeschlossen.
    »Sie sagen, er ist plötzlich zusammengebrochen«, berichtete Tolui.
    Beatrice legte ein Ohr auf die weiche Brust. Der Herzschlag war normal, aber etwas stimmte mit der Lunge nicht – die Atemgeräusche auf der linken Seite klangen seltsam.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Tolui.
    »Mit seiner Lunge stimmt etwas nicht«, antwortete Beatrice und klopfte mit den Fingern den Brustkorb ab. Vielleicht klang es im Vergleich zur rechten Seite links ein bisschen sonorer, hohler, aber mit Sicherheit konnte sie es nicht sagen. »Am ehesten hört es sich nach einem Pneumothorax an. Aber es kann ebenso gut eine Lungenentzündung oder ein Erguss sein. Bei diesen Untersuchungsbedingungen…« Sie schüttelte den Kopf. Der Mann röchelte, als würde jemand versuchen ihn zu erwürgen. Ein Königreich für ein Stethoskop!
    »Wie ist das passiert? War einer von ihnen dabei?«
    Tolui richtete die Frage an die sechs Männer, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, leider hat es keiner gesehen. Aber sie sagen, er hat plötzlich geschrien und gekeucht, er bekomme keine Luft mehr.«
    Das macht mich auch nicht viel schlauer, dachte Beatrice. Irgendetwas verlegte die Atemwege dieses Mannes. Aber was? Hunderte von Möglichkeiten schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf.
    »Ist ihr Herr vielleicht vorher gelaufen, oder hat er sich aufgeregt, hat er gegessen, oder war er im Garten? Ist es zum Beispiel möglich, dass er mit einem giftigen Insekt oder Reptil in Kontakt gekommen ist?«
    Tolui übersetzte und schüttelte dann wieder den Kopf.
    »Nein, nichts dergleichen. Was willst du jetzt tun?«
    Die Frage ist, was ich überhaupt tun kann, dachte Beatrice und strich sich das Haar aus der Stirn. Verdammt, ich hasse solche Situationen.
    Dem Mann ging es immer schlechter. Die Zeit lief ihr allmählich davon. Wenn sie nicht bald weiterkam, würde Lo Han Chen mit seiner Prognose doch noch recht behalten. Ihr Puls beschleunigte sich.
    »Was hat er denn gerade gemacht, als das passiert ist? Wissen sie das wenigstens?«
    Tolui übersetzte erneut.
    »Ich glaube, sie wissen etwas, aber sie scheuen sich, es zu sagen.«
    »War er vielleicht mit einer Frau zusammen? Hatte er Geschlechtsverkehr?« Beatrice wurde ungeduldig. War sie hier die Einzige, die begriff, dass der Mann in ernsthaften Schwierigkeiten steckte? »Tolui, mach ihnen klar, dass ihr Herr stirbt, wenn sie mir nicht auf der Stelle sagen, was passiert ist. Du kannst ihnen versichern, dass außer uns niemand davon erfährt. Da wo ich herkomme, nennt man so etwas Schweigepflicht. Daran sind in meiner Heimat alle Ärzte durch einen Eid gebunden.«
    Tolui nickte und redete eindringlich auf die Männer ein. Und endlich, zögernd und mit verlegen gesenkten Blicken, begannen sie zu erzählen.
    »Nun?«
    »Er hat gerade seine Notdurft verrichtet«, erklärte Tolui und konnte sich ein Grinsen kaum noch verkneifen. Wenigstens hatte er so viel Anstand, nicht lauthals zu lachen. »Und nach dem zu urteilen, was sie gehört haben, hat er es wohl nicht sehr leicht gehabt.«
    Natürlich, es war ein Pneumothorax, die Folge eines Lungenrisses, verursacht durch zu starkes Pressen. Es war genauso, wie sie anfangs vermutet hatte. Beatrice wollte gerade erleichtert aufatmen, weil sie sich nun endlich auf die Behandlung konzentrieren konnte, als sich genau in diesem Moment der Zustand des Patienten dramatisch verschlechterte. Die Gesichtsfarbe des Mannes wechselte von einer Sekunde zur nächsten von rot zu tödlicher Blässe, seine Lippen wurden blau, Schweißperlen traten auf seine Stirn, die Atemnot verstärkte sich, er wurde unruhig und versuchte aufzustehen, und die Venen an seinem fleischigen Hals füllten sich trotz des erhobenen Oberkörpers mit Blut, bis sie aussahen wie junge Schlangen, die sich unter seiner Haut ringelten.
    »Haltet ihn zurück!«, rief sie Tolui zu und legte wieder ein Ohr auf den Brustkorb des Patienten. Der Herzschlag, der eben noch kräftig und regelmäßig gewesen war, war jetzt schnell und schwach. Und die Atemgeräusche – auf der linken Seite fehlten sie ganz. Wieder klopfte sie den Brustkorb ab. Und diesmal klang es links, als ob sie auf eine Pauke schlug.
    »Verdammt, jetzt hat er einen Spannungspneu entwickelt!«, rief sie aus.
    Das war eine unter

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