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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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weiterer in einer ganzen Kette von Zufällen?
    »Hat der ehrwürdige Maffeo Polo dich bereits darin eingewiesen, wo du bist und wie du hierher kommst?«
    »Nein.«
    Beatrice schüttelte den Kopf. Sie war so sicher gewesen, dass der Stein der Fatima sie in diese Situation gebracht hatte, dass sie es gar nicht für nötig gehalten hatte, diese Fragen zu stellen. Doch wenn Li Mu Bai sich darüber wunderte, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Ich bin sicher, Maffeo Polo wird dir zur gegebenen Zeit alles erzählen.«
    Er griff nach ihrem rechten Handgelenk. Beatrice spürte den wechselnden Druck seiner Finger, während er ihren Puls maß. Dann ließ er los und prüfte auch den Puls am linken Handgelenk. Beatrice runzelte die Stirn. Wozu tat er das? Glaubte er etwa, links eine andere Herzfrequenz zu ertasten als rechts?
    »Streck bitte deine Zunge heraus«, sagte Li Mu Bai und betrachtete Beatrices Zunge, als wären dort die Lösungen der wichtigsten Rätsel der Welt niedergeschrieben. Schließlich verbeugte er sich. »Ich werde dir eine Rezeptur verordnen. Trink den Tee dreimal am Tag, verdünnt mit kochendem Wasser. Vermeide kalte und süße Speisen. Warme Getreidebreie und Suppen sind in dieser Zeit die beste Nahrung für dich. Wenn du möchtest, darfst du gern dein Bett verlassen und umhergehen. Aber nur kurze Spaziergänge, die dir nicht den Atem rauben. In drei Tagen komme ich wieder.«
    Beatrice wusste nicht, was sie sagen sollte. Li Mu Bai hatte sie nicht richtig untersucht. Er hatte ihr nicht einmal in den Hals geschaut, geschweige denn den Bauch abgetastet oder sie nach ihren Beschwerden befragt. Woher wollte er denn wissen, was ihr fehlte und welche Arzneien ihre Krankheit lindern würden? Sollte sie ihm von den vorzeitigen Wehen erzählen?
    »Ich bin schwanger«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob Ihr…«
    Sein Lächeln wurde warm. »Glaub mir, deinem Kind geht es gut. Und wenn du die Medizin einnimmst, so wie ich es dir geraten habe, wird das Kind auch nicht mehr darauf drängen, diese Welt schon jetzt zu betreten. Der kleine Tiger wird schlafen, bis seine Zeit gekommen ist.«
    Der Arzt verbeugte sich erneut, und Maffeo brachte ihn zur Tür. Während sich die beiden Männer noch leise in jener seltsamen Sprache unterhielten, dachte Beatrice über Li Mu Bais Worte nach. Woher hatte er gewusst, dass sie unter vorzeitigen Wehen gelitten hatte? Wie konnte er davon wissen, wenn er sie noch nicht einmal richtig untersucht hatte? War er so eine Art Hellseher oder Geistheiler? Sie grübelte immer noch, als Maffeo wieder an ihr Bett zurückkehrte.
    »Li Mu Bai wird einen Botenjungen mit den Kräutern schicken. Noch vor dem Mittag wirst du deine Medizin einnehmen können.«
    »Danke«, erwiderte Beatrice zerstreut.
    Dann fiel ihr ein, dass Li Mu Bai bereits gestern bei ihr gewesen war. Vermutlich hatte er sie bei der Gelegenheit körperlich untersucht. Also gab es doch keine Rätsel, und Zauberei war auch nicht im Spiel. Alles ging natürlich zu, so wie es sich gehörte.
    Sie war regelrecht erleichtert. Nur in einem kleinen Winkel ihres Hirns regte sich so etwas wie Enttäuschung. Zauberei, Geistheiler, Telepathie – das wäre doch richtig spannend gewesen.
    »Kann ich noch etwas für dich tun?«, erkundigte sich Maffeo.
    »Nein, danke. Ich bin wunschlos… Doch, natürlich, du kannst etwas für mich tun.« Beatrice erinnerte sich plötzlich wieder daran, dass sie viele Fragen noch nicht gestellt hatte. Fragen, die in ihrer jetzigen Situation eigentlich völlig normal waren. »Du hast mir noch gar nicht erzählt, wo ich bin und wie ich hierher komme.«
    »Ich…«
    Beatrice rückte ein Stück zur Seite und klopfte mit der flachen Hand auf die Bettkante.
    »Bitte, setz dich neben mich. Es redet sich dann leichter.«
    Maffeo lächelte. »Spätestens jetzt wüsste ich, dass du aus einem anderen Teil der Welt stammst als Shangdou. Sowohl die mongolischen Frauen als auch die Chinesinnen würden es einem Mann niemals gestatten, auf ihrer Bettkante Platz zu nehmen. Schon gar nicht, wenn er ein Fremder ist.«
    Beatrice spürte, dass sie vor Scham wieder einmal dunkelrot anlief.
    »Oh, verzeih. Ich wollte nicht gegen eure Sitten verstoßen.«
    »Nein, nein, lass nur. Es ist ein sehr schöner Brauch. Er erinnert mich an meine Heimat – und an meine Kindheit.« Maffeo setzte sich lächelnd auf ihr Bett. Dennoch hatte Beatrice den Eindruck, dass er plötzlich wieder traurig war.
    »Ich war mit meinem Bruder Niccolo und

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