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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Heilkräuter, sie wussten es eben nicht besser. Aber sie, sie kam aus dem 21. Jahrhundert. Sie wusste vom Segen der Antibiotika, Antiphlogistika, Schmerzmittel und Wehenhemmer. Wieso musste ausgerechnet sie sich jetzt mit dieser kuriosen Therapie…?
    »Bitte, Beatrice. Du kannst nicht gesund werden, wenn du nicht trinkst.«
    Beatrice zögerte immer noch. Doch sie sagte sich, dass sie nicht darum herumkommen würde, wenigstens einmal von dem Gebräu zu kosten – und sei es aus reiner Höflichkeit. Hinterher konnte sie sich immer noch eine Ausrede einfallen lassen.
    Sie gab sich einen Ruck, hob die Tasse zum Mund und atmete tief ein. Sie war überrascht, als sie nicht den erwarteten Gestank von Kloake, feuchtem Schimmel oder altem Fisch einatmete, nach dem chinesische Arzneitees angeblich riechen sollten. Der Aufguss roch zwar sehr fremdartig, aber gleichzeitig interessant und angenehm. Zaghaft nippte sie an dem heißen Gebräu und war erstaunt, wie gut es schmeckte.
    Am ehesten gleicht der Geschmack einer mit Curry gewürzten Brühe, dachte Beatrice und trank noch einen Schluck. Und doch ist er anders, mit nichts zu vergleichen. Irgendwie – ja, das ist es, irgendwie samten.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte Beatrice die Tasse geleert. Und, obwohl sie sich fast dagegen sträubte, es zuzugeben, sie hatte tatsächlich den Eindruck, dass der Tee ihr gut tat. Ihr Körper schien förmlich darauf zu bestehen, dass sie den Arzneitee einnahm. Sie stellte sich vor, wie jede einzelne Zelle die Arznei gierig in sich aufsaugte wie Wüstenkakteen, die nach einem Regen jeden Tropfen des seltenen Wassers sofort speichern. Beatrice reichte Maffeo die leere Tasse und konnte sich gerade noch bremsen, nicht nach einer weiteren zu verlangen.
    »So ist es gut«, sagte Maffeo und strahlte über das ganze Gesicht, als hätte er den ersten Preis in einer Lotterie gewonnen. Und in diesem Moment wusste Beatrice, dass sie Maffeo vertrauen konnte. Dass er vielleicht der einzige Mensch auf dieser Welt war, dem sie die Wahrheit erzählen und der sie verstehen konnte. Es gab da ein starkes Band zwischen ihnen. Es hatte vom ersten Augenblick an bestanden. Es war zwar unsichtbar, trotzdem konnte sie es deutlich spüren.
    »Ich muss mit dir reden, Maffeo«, sagte Beatrice.
    Sein Gesicht wurde von einer Sekunde zur anderen ernst.
    »Ich weiß«, erwiderte er und deutete auf die Bettkante. »Darf ich?«
    »Natürlich.«
    »Fühlst du dich denn kräftig genug?«, fragte er. »Bedenke, dass dieses Gespräch vermutlich für uns beide nicht einfach wird. Sowohl du als auch ich werden Dinge erfahren, die uns aufregen, erschüttern, ja, möglicherweise sogar ängstigen. Bist du darauf vorbereitet?«
    Beatrice dachte kurz nach. »Ich denke schon«, sagte sie und glaubte in diesem Augenblick sogar selbst daran.
    »Gut.« Maffeo sah sie forschend, aber freundlich an. »Darf ich dir zuerst eine Frage stellen?«
    Beatrice nickte.
    »In welchem Jahr wurdest du geboren?« – Sie schluckte. Eine Sekunde lang kämpfte sie gegen die Versuchung an, irgendein Geburtsdatum zu erfinden. 1235 bot sich zum Beispiel an. Das Risiko, dass dieses Datum nicht stimmen konnte und sie sich viel zu alt oder viel zu jung machte, war natürlich groß. Sie wusste schließlich nicht, in welchem Jahr sie sich gerade befand. Aber… Aber nein.
    Sie wollte nicht nur, sie musste Maffeo sogar die Wahrheit sagen.
    Warum? Das konnte sie sich nicht erklären. Sie spürte einfach, dass sie es ihm – und auch sich selbst – schuldig war.
    »1969«, antwortete Beatrice. »Nach christlicher Zeitrechnung.«
    Maffeo schloss die Augen und wurde bleich. »Allmächtiger Gott!«, murmelte er. »Allmächtiger…«
    »Ich weiß, es ist schwer zu glauben«, sagte Beatrice und bekam plötzlich Angst. Maffeo sah aus, als würde er kurz vor einem Herzinfarkt stehen. Seine Gesichtsfarbe wechselte von bleich zu rot, winzige Schweißperlen traten auf seine Stirn, sein Atem stockte. Sie legte eine Hand auf seinen Arm und tastete nach seinem Puls. Der war beängstigend schnell und flach. Und sie hatte wieder einmal nichts zur Verfügung – kein Blutdruckmessgerät, kein EKG, kein Nitrospray, kein Adrenalin –, nichts, rein gar nichts. Diese Situation erinnerte sie fatal an Buchara.
    »Maffeo? Ist dir nicht gut? Was ist…«
    »Es ist alles in Ordnung«, unterbrach dieser sie und wischte sich mit dem Ärmel die Schweißperlen von der Stirn.
    »Wirklich?«
    »Ja, mir geht es gut.«
    Er blickte zum Fenster, sein

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