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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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hast.«
    Beatrice hatte das Gefühl, als würde ihr jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Es war eine Kleinigkeit. Eine unbedachte Reaktion, ein so winziger Augenblick, dass man ihn sicherlich nicht einmal mit Zehntelsekunden messen konnte. Und doch reichte diese Banalität aus, um ein Leben zu beenden. Zwei sogar, wenn man es genau nahm.
    »Aber… Seine Hand… Er…«, stotterte sie verwirrt und wich noch einen Schritt zurück. Je mehr Raum sie zwischen sich, den wütenden Mongolen und seinen Krummsäbel brachte, umso besser, obwohl sie sicher war, dass es ihr nicht viel nützen würde. Der Mann war schnell. Und so wie er aussah, hatte er Übung im Verfolgen von flüchtigem Wild. »Er hat mich doch zu sich gewinkt.«
    Die Augen des Mongolen verengten sich zu schmalen Schlitzen, dann wandte er sich abrupt ab und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Überrascht registrierte Beatrice, dass Maffeo ihre Worte noch gar nicht übersetzt hatte.
    Der Mongole sagte etwas zu Maffeo, nickte einmal kurz und erhob sich erneut. Maffeo gab Beatrice mit Gesten zu verstehen, dass sie sich wieder verbeugen musste. Sie verneigte sich so tief sie konnte und spürte den Luftzug in ihrem Haar, als der Mongole an ihr vorüberrauschte.
    »Ich komme wieder, sobald ich kann«, flüsterte Maffeo ihr im Vorbeigehen zu. »Dann reden wir.«
    Verwirrt sah Beatrice den beiden Männern nach. Dieser Dschinkim hatte sie verstanden, vermutlich die ganze Zeit über. Hatte er sie nur auf die Probe gestellt? Und wenn ja, warum?
    »O mein Gott, wo bin ich nur wieder hingeraten!«, sagte Beatrice und sank kraft- und mutlos auf ihr Bett. »Gegen diese Bestie von einem Mann war sogar Nuh II. ibn Mansur, Emir von Buchara, sanft und harmlos wie ein Lamm.«
     
     
    »Ich stimme deinem Urteil zu. Es scheint wirklich keine Gefahr von dieser Frau auszugehen. Wenigstens zurzeit nicht«, sagte Dschinkim zu Maffeo. »Lass uns den Turm hinaufsteigen. Dort oben können wir ungestört reden.«
    Eilen oder laufen wäre sicherlich das passendere Wort, dachte Maffeo, während sie die steilen Stufen erklommen. Er gab sich Mühe, mit dem Mongolen Schritt zu halten, ihm gleichzeitig zuzuhören und darüber das Atmen nicht zu vergessen.
    »Ihr Entsetzen und ihre Angst waren ehrlich, ich habe es in ihren Augen gesehen. Diese Frau scheint das zu sein, was sie vorgibt.«
    »Du hast ihr Angst gemacht, Dschinkim. War das wirklich nötig?«, fragte Maffeo und wischte sich heimlich den Schweiß von der Stirn.
    Seine Beine waren schwer wie Blei, seine Knie protestierten gegen das Strecken und Beugen, gegen die Steilheit der Treppe und gegen das Gewicht seines eigenen Körpers. Bei jeder Stufe spürte er, wie die Knochen von Ober- und Unterschenkel knirschend aneinander rieben und sich wie zwei tollwütige Hunde ineinander verbissen. Die beiden Knochen voneinander zu trennen, sie daran zu erinnern, dass sie zum Beugen und Strecken geschaffen worden waren, kostete Maffeo immer mehr Kraft. Und bei jeder Stufe dachte er, dies sei die letzte, die er noch ertragen könne. Hatte diese Treppe denn gar kein Ende?
    »Verstehe mich nicht falsch, mein Freund«, brachte Maffeo mühsam hervor, »aber sie erwartet ein Kind.«
    Dschinkim zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Und? Ich musste sie prüfen. Das ist meine Pflicht.«
    Endlich hatten sie das Ende der Treppe erreicht. Mit einem kräftigen Tritt stieß Dschinkim die Tür auf, und sie betraten die von einer hüfthohen Mauer umgebene Plattform des Turms. Es war der höchste Punkt des Palastes. Wer hier stand, dem lag nicht nur Shangdou zu Füßen, die Stadt des großen Khans mit ihren schmalen Gassen und großzügigen Plätzen, den ausgedehnten, parkähnlichen Gärten, den runden Häusern aus weißem Marmor, den Tempeln und Moscheen, in denen die Götter aller bekannten Religionen offen verehrt wurden, auch die ganze Umgebung war von hier aus gut zu sehen. Der Blick reichte bis weit in die unendliche Steppe hinein.
    Doch Maffeo achtete nicht auf die Schönheit der Landschaft. Ihn plagten andere Sorgen. Erleichtert ließ er sich auf der Mauer nieder und rieb verstohlen seine schmerzenden Knie. Bereits jetzt dachte er mit Grauen an den Abstieg.
    »Warum?«, fragte er und gab sich Mühe, nicht zu sehr zu keuchen. »Weshalb musstest du sie prüfen?«
    »Diese Frau tauchte einfach so aus dem Nichts auf. Und sie spricht die Sprache der Araber.«
    »Dschinkim, ich habe dir doch erklärt…«
    »Ich weiß. Du hast mir davon erzählt. Von ihrer

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