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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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mich bitte begleiten wollt?«
    Sie gingen prächtige Flure entlang, kamen an herrlichen Gärten vorbei und überquerten riesige Plätze. Bereits auf den ersten Blick war deutlich, dass der Palast in Taitu noch größer als der in Shangdou war. Größer, prächtiger, luxuriöser, ungeachtet der Tatsache, dass sich noch unzählige kostbare Vasen und Statuen in Kisten befanden, viele Möbel noch nicht aufgestellt und die meisten Wände noch kahl waren. Es hatte den Anschein, als hätten die Baumeister statt normaler Steine Juwelen und anstelle des Holzes pures Gold verwendet. Das war natürlich Unsinn. Trotzdem war die Pracht überwältigend, geradezu schwindelerregend.
    »So, hier sind wir!«, rief Marco überschwänglich und deutete auf eine mit goldbemalten geschnitzten Drachen verzierte Tür. »Hier, hinter dieser Tür verbergen sich Eure Gemächer, verehrter Onkel. Hinter der nächsten Tür werdet Ihr wohnen, teure Beatrice. Die beiden Wohnungen sind miteinander verbunden. Und gleich dort gegenüber… Oh!« Er verneigte sich kurz. »Ihr entschuldigt mich?«
    Mit leichten, beschwingten Schritten ging er dem jungen Mädchen entgegen, das offensichtlich vor Marcos Tür gewartet hatte. Wie hübsch es war, das konnte man sogar von Weitem deutlich erkennen. Das höchstens achtzehnjährige Mädchen war eine richtige Schönheit. Marco verbeugte sich vor ihm, ergriff seine Hand und küsste sie.
    »Wer ist das?«, fragte Beatrice und merkte zu ihrer eigenen Scham, dass ihr der Anblick einen Stich versetzte. War sie etwa eifersüchtig? Aber das war doch wohl eine Ungeheuerlichkeit. Sie war immerhin eine erwachsene, mitten im Leben stehende Frau.
    »Das ist Yu Shu Lien«, antwortete Maffeo bereitwillig. »Sie ist eine Tochter des Khans.«
    Beatrice runzelte die Stirn. Sie hatte zwar immer noch Schwierigkeiten damit, die Chinesen und Mongolen zu unterscheiden, aber eine solche Schönheit wäre ihr bestimmt aufgefallen, wenn sie ihr in Shangdou über den Weg gelaufen wäre.
    »Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.«
    Maffeo warf ihr einen prüfenden Blick zu.
    »Du kannst sie auch gar nicht gesehen haben. Sie lebt seit ihrer Geburt in Taitu. Ihre Mutter ist Chinesin, eine der Nebenfrauen des Khans und Tochter jenes Baumeisters, nach dessen Plänen Taitu errichtet worden ist.«
    Ohne genau zuzuhören, beobachtete Beatrice, wie die junge Chinesin Marco ein zartes, fast durchsichtiges buntes Tuch überreichte. Sie konnte nur vermuten, dass es sich um ein von der Tochter des Khans eigenhändig besticktes Seidentuch handelte, ein Glücksbringer für den Geliebten, ein Liebespfand, ein…
    Mit sehr gemischten Gefühlen sah Beatrice, wie Marco das Tuch küsste. Eine anmutige Röte überzog die Wangen der jungen Chinesin. Natürlich war so ein junges, unerfahrenes Ding machtlos gegen den Charme dieses Mannes. Und wie Männer eben sind, nutzte er es schamlos aus. Aber was konnte ein Mann schon mit einem kaum achtzehnjährigen Kind anfangen?
    Mach die Augen auf, Bea, ermahnte eine innere Stimme sie. Das Mädchen ist wunderschön. Im Vergleich zu ihr siehst du aus wie eine alte mottenzerfressene Vogelscheuche. Außerdem ist sie wohlhabend. Immerhin ist sie eine Prinzessin. Sei doch mal realistisch. Im Grunde bist du sowieso viel zu alt, um eine Affäre mit Marco Polo zu beginnen.
    »Komm, Beatrice«, sagte Maffeo und berührte sanft ihren Arm. »Lass uns jetzt schlafen gehen. Wir haben eine anstrengende Reise hinter uns. Außerdem solltest du an dein ungeborenes Kind denken.«
    Der Blick, mit dem er sie bedachte, sprach Bände. Beatrice fühlte sich ertappt und wurde rot. Maffeo hatte natürlich recht. Was sollte ein junger Mann wie Marco mit einer alten, noch dazu schwangeren Frau anfangen? Beatrice seufzte und betrat ihre Gemächer, und Marco merkte es noch nicht einmal.
    Nur kurze Zeit später stand Beatrice vor dem Fenster in ihrem Schlafgemach, das noch luxuriöser ausgestattet war als ihr Gemach in Shangdou. Doch sie verschwendete keinen Blick an die herrlichen, unendlich kostbaren Lackmöbel, die kunstvoll geschnitzten Kassettendecken und die zarten seidenen Lampenschirme. Sie dachte nach. Es waren unangenehme, schmerzhafte Gedanken über Eitelkeit, verletzten Stolz, das Älterwerden und ähnliche Dinge, als es zaghaft an der Tür klopfte.
    »Komm herein!«, sagte Beatrice und bereitete sich darauf vor, erneut Mings grimmiger, hasserfüllter Miene gegenüberzutreten. Sie musste an Maffeos Warnung denken. Die Alte war ihr feindselig

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