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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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gesonnen. Und irgendwie musste sie sich verteidigen.
    Doch zu ihrer großen Überraschung und Freude war es nicht Ming, sondern das junge Mädchen, das sich vor einiger Zeit durch ein Missgeschick beide Beine verbrannt hatte.
    »Was willst du?«, fragte Beatrice freundlich und hoffte, dass Maffeo ihre Bitte nicht vergessen und Ming tatsächlich aus ihren Diensten entlassen hatte.
    »Ich komme, um Euch zu dienen, Herrin«, sagte das Mädchen und senkte schüchtern seinen Blick. »Der Herr sagte, dass Ihr mit Ming nicht mehr zufrieden seid. Und deshalb schickt er mich. Wenn es Euch nicht recht ist, gehe ich und werde…«
    »O nein, bleib nur!«, unterbrach Beatrice sie. Sie musste sich sehr zusammennehmen, um nicht vor Freude laut in die Hände zu klatschen. »Das ist wirklich eine angenehme Überraschung. Wie ist dein Name?«
    Das Mädchen hob seinen Kopf und lächelte zaghaft. »Jen, Herrin. Ich bringe Euch das Nachtgewand.« Sie deutete auf den Stapel Wäsche, den sie im Arm hielt. »Darf ich Euch beim Umkleiden behilflich sein?«
    Geschickt machte sich Jen an die Arbeit. Dabei ging sie so vorsichtig und behutsam zu Werke, dass Beatrice nicht einmal ihre Hände spürte. Als sie schließlich fertig war und Beatrice gewaschen und gekämmt im Nachtgewand auf dem Bett saß, trat sie ein paar Schritte zurück und verbarg ihre Hände in den weiten Ärmeln ihres Gewands.
    »Habt Ihr noch einen Wunsch, Herrin?«
    »Nein, danke. Du hast deine Arbeit sehr gut gemacht, ich bin sehr zufrieden. Du kannst gehen.«
    »Der Herr sagte, morgen sollt Ihr Eure Arbeit im Haus der Heilung beginnen. Er wird Euch morgen früh kurz nach Sonnenaufgang abholen, um Euch dorthin zu begleiten.«
    »Gut. Danke, dass du es mir gesagt hast«, erwiderte Beatrice und seufzte. Natürlich hatte sie gewusst, dass die Aufgabe, Verletzte zu behandeln und Khubilais Ärzte in westlicher Medizin zu unterweisen, in Taitu auf sie zukommen würde. Sie hatte sich sogar schon darauf gefreut. Doch insgeheim hatte sie sich gewünscht, dass sie noch ein paar Tage Zeit zur Erholung und Eingewöhnung in diese neue, fremde Stadt gehabt hätte.
    Es soll wohl nicht sein, dachte Beatrice. Es gibt Menschen, denen die Arbeit immer hinterherläuft, egal, wo sie sich verstecken. Da scheinen noch nicht einmal Zeitsprünge zu helfen.
    Sie sah auf. Jen schien immer noch nicht gehen zu wollen. Sie stand vor der Tür und knetete sichtlich nervös ihre Hände.
    »Möchtest du mir noch etwas sagen?«
    »Ich wollte Euch danken, Herrin. Ihr habt mir geholfen und meine Beine…«
    »Du brauchst mir nicht zu danken«, entgegnete Beatrice. »Hauptsache ist, dass es dir wieder gut geht.«
    »Ich diene Euch wirklich gern, Herrin«, sagte Jen und errötete. »Darf ich… Darf ich morgen wiederkommen?«
    Beatrice lächelte. Was für ein Unterschied zur arroganten, mürrischen Ming. Es war eine Wohltat.
    »Natürlich. Es wäre mir eine große Freude.«
    Jen strahlte über das ganze Gesicht, verbeugte sich und verschwand so leise, dass Beatrice es kaum bemerkte.

12
     
     
     
    Am nächsten Morgen wurde Beatrice schon früh geweckt. Wie immer kam es ihr vor, als wäre sie gerade erst ins Bett gegangen, als ihre neue Dienerin sie auch schon sanft am Arm berührte und ihr die Decke wegzog.
    Ich fürchte, an dieses frühe Aufstehen werde ich mich nie gewöhnen, dachte Beatrice und streckte müde ihre Glieder.
    »Bitte Herrin, Ihr müsst aufstehen«, sagte das Mädchen und legte die Kleidung zurecht. »Der Herr wird jeden Augenblick hier sein.«
    Beatrice seufzte und erhob sich mühsam aus dem Bett. In Buchara hatte sie es sich abgewöhnt, Dienern in Terminfragen zu widersprechen. Meistens kannten sie die Zeitpläne ihrer Herren besser als diese selbst.
    Etwa eine halbe Stunde später war Beatrice fertig angekleidet und frisiert. Sie war selbst überrascht, wie schnell es gegangen war. Viel schneller als mit der alten Ming – und natürlich viel angenehmer. Es gab kein Gezeter, kein missmutiges Gesicht, nicht einmal das Haare kämmen hatte so wehgetan wie sonst. Sie wollte es Jen gerade sagen, als es an der Verbindungstür zu Maffeos Gemächern klopfte und er selbst ins Zimmer trat.
    »Guten Morgen, Beatrice. Hast du gut geschlafen? Und bist du zufrieden mit deiner neuen Dienerin?«
    »O ja, ich danke dir von ganzem Herzen«, erwiderte sie. »Aber was ist mit Ming?«
    Ein Lächeln huschte über Maffeos müdes, eingefallenes Gesicht.
    »Ich habe sie zur Aufseherin über meine Diener gemacht.

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