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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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dem Mädchen suchen will,
protestieren alle anderen und sagen, daß das keinen Zweck hätte. Natürlich
kenne ich das Land nicht so wie sie — es ist zum Verrücktwerden!«
    »Ich kann Ihre Gefühle
verstehen, aber Sie sehen auch nicht so aus, als ob Sie sich große Anstrengungen
zumuten könnten.«
    »Es wird mir sicher bald wieder
bessergehen. Darf ich fragen, Mrs. Wharton, welchen
Studien Sie augenblicklich nachgehen?«
    Augusta setzte zu einem
weitschweifigen Gespräch an. Sie liebte es sehr, über ihre Arbeit zu sprechen.
Anders als die meisten intelligenten Leute hielt sie die merkwürdigen
Situationen und ungewöhnlichen Charaktere, die sie erfand, durchaus für
möglich. Ganz genau berichtete sie Hillford von ihren
Plänen für einen neuen Roman.
    »Ich weiß, die meisten Leute können
sich nicht vorstellen, daß es sogar hier in unserem schönen Land Elendsviertel
gibt. Und zwar nicht nur in den Großstädten, sondern auch auf dem Lande.«
    »Wirklich? Das wundert mich.
Ich hätte mir eingebildet, Neuseeland sei ein Land, wo Milch und Honig fließen,
besonders Milch!«
    Augusta geruhte über diese
originelle Idee zu lächeln. »Im großen ganzen haben
Sie recht. Es ist ein Land des Wohlstands. Aber es gibt immer noch ein paar
zurückgebliebene Winkel, wo arme Seelen sich auf unfruchtbarem Boden mühsam
abrackern müssen. Sie leben, wie ich mir habe sagen lassen, in größter Armut
und ziehen die, wie sie es nennen, Unabhängigkeit einer bescheidenen, wenn auch
lohnenden Arbeit in der Stadt vor.«
    »Sehr dumm von ihnen. Aber wie
Sie sagen, sind das ja nur wenige. Ich habe sie in dem Land, aus dem ich komme,
auch gefunden. Und ich meine, sie hängen eben an ihrem armseligen Stückchen
Land und wollen sich nicht davon trennen.«
    »Das ist ja die Tragödie, über
die ich schreiben will! Ich will die harte Arbeit, die Kargheit und
Unfruchtbarkeit ihres Lebens realistisch schildern.«
    »Das könnte ein
hochinteressantes Buch werden, das durchaus Ihrer Begabung entspricht«,
erwiderte der Hauptmann trocken. »Aber wo wollen Sie das Material dazu
aufspüren? Bestimmt nicht hier! Den Leuten, die hier leben, scheint es doch
ganz gut zu gehen.«
    »Auf den ersten Blick
vielleicht. Aber kratzen Sie ein bißchen an der Oberfläche, und Sie entdecken
Tragödien«, entgegnete die Schriftstellerin mit Nachdruck. »Sie sprechen von
Erfolg und Glück, und doch gibt es sogar hier Verbrechen und Unheil.«
    »Sie meinen diesen Mord?
Darüber weiß ich nicht viel!«
    »Der Mord und nun das
Verschwinden dieses unglücklichen Mädchens.«
    Hillfords Gesicht schien sich wieder zu
verdüstern. »Ja, das ist eine böse Sache. Aber diese zwei Sachen gehören doch
wohl kaum zusammen. Schrecklich, daran zu denken, wie ich mit ihr noch geritten
bin, wie wir miteinander geplaudert und gelacht haben! Unglaublich! Was kann
nur geschehen sein? Ich fühle mich so hilflos, so verwirrt.«
    Augusta tröstete ihn: »Da Sie
hier fremd sind, können Sie kaum viel helfen. Ich hörte, daß das ganze Dorf und
alle Jagdteilnehmer draußen nach ihr suchen. Aber sie werden sie nicht
finden...« Sie schüttelte düster den Kopf.
    »Warum nicht? Was meinen Sie
damit?«
    »Es wird sich eine Tragödie
abspielen! Erst Menschenraub, dann der Tod des Opfers — und schließlich ewiges
Schweigen.«
    Hillford sprang jäh auf und sagte: »Das
ist ja ein furchtbarer Gedanke! Das kann ich nicht glauben. Die Polizei wird
Miss Sutherland finden! Gebe Gott, daß sie sie nicht so finden, wie Sie
prophezeien!«
    »Sie werden zu spät kommen!«
flüsterte Augusta. »Aber schließlich haben sie ja einen erfahrenen Helfer. Ich
denke an meinen Schwiegersohn, Jim Middleton. Er ist eine Autorität in allem,
was Pferde anbelangt. Er hat der Polizei schon bei der Aufklärung verschiedener
Verbrechen geholfen. Seltsam, er ist doch gar kein großes Licht! Er ist ein
ganz gewöhnlicher junger Mann, und dennoch...«
    Hillford dachte: Typisch Schwiegermutter!
sagte aber nur: »Wir wollen hoffen, daß ihm auch diesmal die Erleuchtung und
sein Fachverstand helfen. Und jetzt, Gnädigste, darf ich der berühmten
Schriftstellerin etwas zu trinken bestellen? Einen kleinen Sherry vielleicht?«
    Es gelang ihm zu seinem eigenen
Erstaunen, Augusta zu einem großen Gin zu überreden.
     
     

10
     
    Alice Sutherland hatte nicht
geschlafen. Wie hätte sie schlafen können, wo sie nichts wußte, aber alles
fürchtete? Wie lange war es wohl möglich weiterzuleben, wenn das nicht bald ein
Ende

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