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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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überdauern,
    müssen die Ereignisse aufeinanderprallen.
    Die Liebe reitend auf dem Tod.
    Auch ich verzeichne nur die apokalyptischen Bilder,
    die in mein Blickfeld gelangen.
    Ich höre nicht auf Gerüchte, Ideologie ist mir egal.
    Der Durchfall ist meine einzige Verwicklung
    in die haitianische Realität.
    Von Zeit zu Zeit bringt mir das alte Dienstmädchen, jünger als die Besitzerin, aber stärker gealtert, eine sehr bittere Flüssigkeit zum Trinken. Man könnte meinen, je älter sie werden, desto ungenießbarer sind ihre Mittel. Die Besitzerin flüstert mir zu, sie in den Ausguss zu kippen und weiter meine Medikamente zu nehmen. Sie rät mir außerdem, mich ein wenig auszuruhen – in einer Woche würde das Land nicht verschwinden. Wie ihr erklären, dass die Frage der Zeit mir zur Obsession geworden ist? Wir leben nicht in derselben Zeit, selbst wenn wir beide im selben Zimmer sind. Die Vergangenheit, die unsere Art, die Gegenwart zu begreifen, bestimmt, hat nicht für jede Person die gleiche Bedeutung.
    Ich drehe mich im Kreis in dem Zimmer.
    Mein Sicherheitsbereich
    wird immer kleiner.
    Ich werde ein Buch schreiben
    über das Leben um das Hotel.
    Ein Mann in der Nähe des Hotelportals
    schaut mich lange an,
    er kann mich nicht einordnen.
    In mir ruft er ebenfalls etwas wach.
    Wir brauchen fünf Minuten,
    um die Bilder der Vergangenheit heraufzuholen.
    Damals waren wir sogar unzertrennlich.
    Wir lächeln uns an und gehen auseinander.
    Als hätten wir uns nicht gesehen.
    Die einzige Art das wenige zu bewahren, das übrig ist.
    Die enge Straße
    war in meinem Gedächtnis
    eine breite Avenue.
    Nur das Bougainvilleen-Gebüsch
    ist noch genau so geblieben.
    Dahinter hatte ich mich versteckt,
    um Lisa zu sehen, wenn sie vorbeiging,
    in sie war ich damals schon verliebt.
    Ich bemerke, dass gewisse Details
    sich in Gefühl verwandeln,
    mit der Farbe des Tages.
    Ich sehe gelb wie ein Betrunkener.
    Ein Zustand wie im Fieber.
    Bevor ich mich hinlege, mache ich mir einen Grog.
    Im Finstern spüre ich eine Hand auf meiner Stirn.
    Ich tue, als ob ich schlafe.
    Die beiden alten Damen stehen an meinem Bett.
    Sie beurteilen die Lage.
    Nicht besonders schlimm.
    Das Fieber ist gesunken, sagt die eine.
    Ich höre, wie sie langsam die Treppe hinuntersteigen.

Galoppierender Regen
    Plötzlich die ersten Regentropfen, alles rennt, um sich am Eingang des Paramount-Kinos unterzustellen. Der Kartenverkäufer glaubte für einen Moment, ganz Port-au-Prince wäre von Godard angesteckt. Nach dem Trubel blieb ich jedoch als einziger übrig, um mir
Die Chinesin
anzusehen, im riesigen Saal mit den kaputten roten Sesseln.
    Nach dem Film wollte ich durch den Regen laufen.
    Dort hinten tanzen junge Leute
    nackt im Guss einer Wasserpistole.
    Der Regen galoppiert auf mich zu.
    Ich höre seine Musik.
    Dieses Gefühl kannte ich schon als Kind.
    Ich nähere mich den Jungen,
    die im Regen
    Fußball spielen.
    Die Zeit wird flüssig.
    Es ist nicht so einfach,
    am gleichen Ort
    wie der Körper zu sein.
    Raum und Zeit stimmen.
    Langsam erholt sich mein Geist.
    Finde zur ursprünglichen Energie zurück,
    die ich verloren glaubte,
    und zur Fähigkeit zu staunen,
    genau wie vor so langer Zeit
    über einen roten Kreisel,
    der sich in meine Kindheit brannte,
    als er so irre schnell kreiste vor meinem gebannten Blick.
    Früh am Morgen versucht
    das kleine Mädchen,
    das Feuer anzuzünden
    für den Kaffee,
    der den Tag so vieler Leute
    tränken wird.
    Wir kletterten lange hinauf
    am Hang des kahlen Berges.
    Der Hals in Schweiß,
    den Mittag pochend im Rachen.
    Oben auf der Spitze entdeckten wir
    ein wohlig hingestrecktes Meer
    entlang der Bucht
    wie an ihrem Ruhetag
    eine Kurtisane.
    Reglose Kulisse.
    Der Himmel
    das Meer
    die Sonne
    die Sterne
    die Berge.
    Das werde ich hier noch sehen
    wenn ich in hundert Jahren wieder komme.
    Ich stand eine ganze Weile
    in diesem feinen Nieseln,
    das Gesicht zum Himmel gereckt.
    Nackte Kinder aus der Gegend
    kamen und umringten mich
    als wäre ich eine seltsame Erscheinung.
    Sie auf Kreolisch anzusprechen nutzte nichts.
    Ihr Staunen schloss mich aus.
    Da habe ich endlich verstanden,
    dass es nicht genügt, Kreolisch zu sprechen,
    wenn man sich in einen Haitianer verwandeln will.
    Schon dieser Ausdruck geht zu weit
    und entspricht nicht der Realität.
    Haitianer ist man nur außerhalb von Haiti.
    In Haiti will man eher wissen,
    ob man aus derselben Stadt,
    von demselben Geschlecht,
    derselben Generation,
    derselben

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