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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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servierte,
    mit dem eindrucksvollen, herzlichen Robert Saint-Brice
    und Jean-Marie Drot, einem pausbäckigen großen Jungen.
    Man sollte eine Erzählung aus der Sicht
    des streunenden Hundes schreiben
    auf diesem violetten Bild von einem Künstler,
    der eines Tages spurlos verschwand.
    Damals war ein Mann so ähnlich wie ein
    von Papa Doc aus dem Hut gezaubertes Kaninchen.
    Ich bemerke, als ich einer Gruppe im Gebet begegne,
    dass man hier von Jesus
    ohne mystische Befangenheit spricht,
    als handelte es sich
    um einen Typ,
    den man ständig
    an der nächsten Ecke trifft.
    Wenn man auch alles von ihm erwartet,
    gibt man sich doch mit wenig zufrieden.
    Die kleinste Überraschung wird
    wie ein Wunder begrüßt.
    Das seelische Gleichgewicht kommt daher,
    dass man ungerührt von einem katholischen Heiligen
    zu einem Voodoo-Gott wechseln kann.
    Wenn der heilige Jakob sich weigert,
    einem Wunsch zu genügen,
    richtet man die gleiche Bitte rasch
    an Ogou. Das ist der geheime Name
    für Sankt Jakob, seit der Priester verlangte,
    dass die Gläubigen dem Voodoo entsagten,
    damit man sie in die Kirche ließ.
    Götter werden deshalb so leicht genommen,
    weil die Leute sich selbst
    für Götter halten.
    Andernfalls wären sie schon tot.
    In den Gegenden, wo man sich
    die Träume täglich
    beim Morgenkaffee erzählt,
    ist der Tag nur die Verlängerung der Nacht.
    Der Reisende fragt sich, ob diese ruhige Sicherheit
    gegenüber dem Tod nicht daher kommt,
    dass die Zeit nicht zum Messen des Lebens dient.
    Dieses kleine, kaum neunjährige Mädchen
    füttert ihren kleinen Bruder,
    indem sie sich selbst das Essen abspart.
    Woher kommt eine so frühe Reife?

Ein Mann sitzt unter einem Bananenbaum
    Ich ging gern in das kleine Atelier des Malers Jean-René Jérôme in Carrefour, einem dichtbewohnten Vorort. Stundenlang sah ich ihm zu, wie er Frauen mit schönen Kurven und einer roten Blüte hinterm Ohr malte, was ihm ermöglichte, sein Boheme-Leben zu führen. Er arbeitete rasch, gönnte der Leinwand kaum einen Blick. Da das Meer nicht weit war, gingen wir gegen Mittag an den Strand, um Fisch zu essen. Seine Frau hat mir Jahre später ein kleines Foto geschickt, auf dem man uns sieht, wie wir in seinem mit Bildern, Muscheln und staubigen Skulpturen vollgestopften Atelier Kaffee trinken. Heute erscheint er mir auf dem Foto sehr jung. Ich kann mich nicht mehr entsinnen, worüber wir sprachen. Ich weiß nur noch, welche Freude ich dabei empfand, ihm zuzusehen, wie er tanzte und dabei seine fröhlichen und sinnlichen Frauen malte. Zum Malen der Bilder, die ihm etwas bedeuteten, versteckte er sich.
    Dieser Nebel in der Ferne
    ist der Regen, der sich nähert.
    Schon gibts Gedränge. Alles rennt.
    Woher kommt es, dass Leute,
    die sich jeden Tag
    Krankheit, Diktatur und Hunger stellen,
    vor dem Nasswerden Panik kriegen?
    Ich merke mir das strahlende Gesicht des Bauern,
    der dem Regen entgegengeht.
    Wir halten am Straßenrand wegen eines alten Herrn, er kommt offenbar gerade von der Messe. Wo möchten Sie hin? Ich gehe eine kranke Freundin besuchen, gleich dort vorn, an der Biegung. Steigen Sie ein, dann sind Sie schneller. Ich bin doch schon fast dort. Da ich ihn weiter dränge, steigt er schließlich in den Wagen. Ich bin an das Automobil nicht gewöhnt, da ich mich selbst als Automobil betrachte, sagt er und lacht über seinen Scherz. Ja, aber manchmal hilft es, wenn man es eilig hat. Ich weiß nicht, was mich antreiben könnte, schneller zu gehen, als in meinem Trott. Sie können mich hier absetzen. Ich sehe ihm nach, wie er einen sich nach oben windenden Pfad einschlägt. Er muss sicher auf die andere Seite des Berges, sagt hämisch grinsend der Chauffeur. Wenn er oben am Gipfel ist, muss er nochmal gut eine Stunde marschieren. Aber warum hat er mir nicht gesagt, wohin er wollte? Seine Welt ist nicht die unsere.
    Hat man den Ausgangspunkt erreicht,
    bedeutet dies
    das Ende der Reise?
    Man stirbt nicht, solange man sich bewegt.
    Aber die nie über die Schranke
    ihres Dorfes hinauskamen,
    warten die Rückkehr des Reisenden ab,
    um zu überprüfen, ob das Fortgehen
    sich lohnte.
    Die armen Bauern zahlen Steuern,
    ohne etwas von der Regierung zu erwarten.
    Es wäre schon viel,
    ließe man sie in Ruhe leben.
    Der Staat mag nicht, wenn man ihn im Stillen bewertet.
    Denke ich, wenn ich sie gebückt auf ihren Feldern sehe.
    In der Nähe der alten Kathedrale von Port-au-Prince kaufte ich eine Zeitschrift mit einem langen Interview des Malers Lazarre. Er

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