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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wenn
     deine Freundin ihn nicht aufnehmen will oder sie schlichtweg nicht zu Hause ist? Willst du ihn vor ihre Tür legen und ihm
     einen Zettel an die Zehe binden und darauf schreiben ›Überraschung‹?«
    »Für solche Spekulationen haben wir keine Zeit«, entschied Tom. »Bleib hier, ich hole meinen Wagen.«
    »Dein Cabrio? Wie willst du sie denn damit transportieren?« Paul sah ihn fragend an. Er selbst besaß auch nur einen Zweisitzer
     und konnte somit schlecht aushelfen.
    |233| »Ich musste mir heute früh den Kombi von meinem Nachbarn borgen. Mein Wagen ist nicht angesprungen.« Einen Moment lang durchfuhr
     Tom ein heißer Blitz. Seine Jacke hing noch am Haken seines Kleiderspindes, aber dann fasste er erleichtert in die rechte
     Tasche seiner Jeans. Dort befand sich der Autoschlüssel.
    Wenige Augenblicke später fuhr Tom den Volvo vor. Als erstes packte er sich den völlig verdatterten Jungen, der sich ängstlich
     an den Bewusstlosen geschmiegt hatte. Er war leicht und wehrte sich nicht, als Tom ihn von der Seite seines erwachsenen Begleiters
     wegzog. Die Augen des Jungen wirkten verklärt wie bei einem angefahrenen Reh. Ohne ihn anzusprechen, hob Tom ihn auf die hintere
     Ladefläche. Dann machten er sich mit Paul daran, den Verletzten zu bergen.
    »Weißt du eigentlich, was das für eine seltsame Aufmachung ist?«, fragte Tom, nachdem sie den ohnmächtigen Mann mit vereinten
     Kräften in den Wagen gehievt hatten. Er hatte Paul eine Taschenlampe in die Hand gedrückt, die er im Handschuhfach gefunden
     hatte. Zögernd leuchtete der luxemburgische Kollege die merkwürdige Erscheinung des Bewusstlosen ab.
    »Keine Ahnung«, sagte er fast flüsternd, doch dann blieb er mit der Lampe an einem aufgenähten, roten Kreuz auf dem Umhang
     des Mannes hängen.
    »Nein«, fuhr er bedächtig fort. »Ich glaub’s nicht. Das ist ein Tempelritter.«
    »Tempelritter?« Tom hob fragend eine Braue.
    »Noch nie was von Amando de Ossorios Film ›Die Nacht der reitenden Leichen‹ gehört?«
    »Nee, ich gehe selten ins Kino.«
    »Ist auch schon ne Weile her, dass sie den Film gezeigt haben«, murmelte Paul und inspizierte die markanten Gesichtzüge des
     Mannes. Erst jetzt sah er, dass dem Fremden Blut aus den ziemlich kurz geschorenen, dunkelblonden Haaren sickerte, am Ohr
     vorbei bis hin zum Kinn, wo es sich in einem hellen, ebenso kurz gehaltenen Bart verfing.
    »Er braucht einen Arzt«, beschloss Paul. »Soll ich mitfahren und dir helfen?«
    »Nein«, erwiderte Tom. »Ich halte es für besser, wenn du hier bleibst |234| und die Lage klärst. Sonst denken die anderen noch, dass wir verbrannt sind.«
    »Was soll ich sagen, wenn man nach dir fragt?«
    »Sag, dass ich verletzt und in ein Krankenhaus gefahren sei, weil ich nicht auf einen Rettungswagen warten wollte. Ich melde
     mich bei dir per Handy, wenn ich etwas Näheres weiß.«
    Tom atmete tief durch, warf einen letzten Blick auf seine seltsame Fracht und schloss die Heckklappe des Wagens. »Drück mir
     die Daumen!« Dann fiel sein Blick auf die Torwache. Weil Rettungswagen mit Sirene hereinfuhren, war das Rolltor weit geöffnet.
     Niemand würde auf die Idee kommen, ihn aufzuhalten.

15
    Samstag, 13. 11. 2004 – Unangemeldeter Besuch
    Mit einem tiefen Seufzer stellte Hannah das halbvolle Glas Merlot auf dem kleinen Zedernholztisch ab und schob die vor ihr
     ausgebreiteten Tarotkarten zur Seite. Der Stern – Meditation und Wahrheitssuche. Stab As – Geburt und Tod, dynamische Neuanfänge
     im Leben. Dinge, die es noch nie gegeben hat, überwältigend und revolutionär. Leidenschaft. Aufstieg und Niedergang von Nationen.
     Die Wurzeln aller Handlung. Sieben Schwerter – nahezu vollkommenes Glück. Liebe und Heirat. Ideale Verbindung. Intensive verständnisvolle
     Freundschaft. Alle Bedürfnisse, emotionale, körperliche und intellektuelle, werden befriedigt.
    »So ein Schwachsinn«, murmelte sie leise und kraulte Heisenberg, ihrem schwarzen Kater, den Hals. Er war entgegen seiner sonstigen
     Gewohnheiten auf ihren Schoß gesprungen und hatte sich ganz nah an sie gekuschelt, als ein leichtes Beben die Fenster erzittern
     ließ. Dann war der Strom ausgefallen. Mit einer brennenden Kerze in der Hand ging sie zum Sicherungskasten und sah, dass die
     Elektrik des alten Fachwerkhäuschens vollkommen in Ordnung war.
    Leicht frustriert kehrte sie zu ihrem roten Plüschsofa und ihrem Kater zurück.
    |235| Ob vielleicht jemand in Aussicht stand, der sie von ihrem

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