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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schwanden ihre letzten Zweifel an Toms Geschichte. Welches halbwegs normale Kind – abgesehen davon, dass
     es fließend Mittelhochdeutsch sprach – würde nach Brot und Wasser verlangen, wenn man ihm etwas zu essen offerierte? Und dass
     ein Zwölf- oder Dreizehnjähriger so konsequent seine Rolle durchspielte, war noch unwahrscheinlicher.
    Hannah erhob sich langsam. Sie zwinkerte dem Jungen auffordernd zu und sagte mehr zu sich selbst: »Komm mit, vielleicht hab
     ich auch noch was Besseres als Wasser und Brot.«
    Zögernd folgte er ihr ins Wohnzimmer. Dort ließ er sich auf dem Teppich am Kaminofen nieder, in dem ein gemütliches Feuer
     glühte. Auf dem Tisch flackerte immer noch eine dicke Kerze, und Hannah beschloss, soweit wie möglich auf elektrisches Licht
     zu verzichten.
    Der Blick des Jungen fiel auf Heisenberg, der sich ganz in seiner Nähe wieder gemütlich auf dem Sessel eingerollt hatte, so
     als würden ihn die Katastrophen des heutigen Abends nicht das Geringste angehen. Langsam tastete sich die Hand des Jungen
     zu der Katze hin. Zaghaft streichelte er über das weiche, schwarze Fell, und schließlich begann er das Tier vorsichtig hinter
     den Ohren zu kraulen. Seltsamerweise ließ sich der sonst so spröde Heisenberg diese Behandlung unter lautem Schnurren gefallen.
    »Bleib ruhig dort sitzen«, sagte Hannah. »Ich komme gleich zurück.« Bedacht darauf, dass ihr der Junge nicht folgte, ging
     Hannah in die Küche. Diesen Raum mit all seinen seltsamen, technischen Gerätschaften wollte sie ihm erst zumuten, wenn er
     sich ein wenig mehr eingewöhnt hatte.
    |269| Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte Matthäus es sich auf dem Sofa bequem gemacht. Mit hungrigen Augen starrte er auf
     das Tablett mit den belegten Sandwichs, einem roten Apfel und einem großen Glas Milch.
    Hannah war amüsiert und gerührt zugleich, als sie sah, welche Begeisterung diese kleine Mahlzeit bei ihrem Gast auslöste.
     Vor dem Essen bekreuzigte er sich, faltete die Hände und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann betete er stumm.
     Danach aß er sehr konzentriert und langsam. Bevor er sich dem Apfel widmete, fiel sein Blick auf Hannahs Bücherwand.
    »Ihr müsst eine sehr reiche Frau sein«, bemerkte er leise. »So viele Bücher hat noch nicht mal mein Oheim, und der ist der
     Komtur des Templerordens von Bar-sur-Aube.«
    Templerorden, also doch und Bar-sur-Aube, dachte Hannah. Lag das nicht in der Champagne? Also war der seltsame Bursche, der
     nun vor ihr saß in Frankreich beheimatet, aber warum sprach er dann Deutsch?
    »Außerdem besitzt ihr Becher aus edlem Glas«, fügte er immer noch kauend hinzu, nachdem er den Apfel bis auf den Stiel verspeist
     hatte. Anerkennend hob er das leere Milchglas an und drehte es in seiner Hand ein wenig hin und her, während er es eingehend
     betrachtete. Hannah bemühte sich standhaft, ernst zu bleiben. Ein gespültes Senfglas als edel zu bezeichnen kam ihr mehr als
     merkwürdig vor.
    Schließlich bedankte sich der Junge mit einem artigen Blick für das vorzügliche Mahl. Wieder musste sie unwillkürlich lächeln.
     Von der Kleidung einmal abgesehen, sah der Junge aus wie ein normaler Teenager. Ein paar Pickel hatte er auf der Stirn, und
     wenn er lächelte, entblößte er erstaunlich weiße Zähne, deren Schneidekanten noch das gezackte Profil eines Kindes aufwiesen.
     
    Ein zaghaftes Klopfen, das stetig lauter wurde, schreckte Hannah aus dem Schlaf. Im ersten Augenblick war es ihr schleierhaft,
     wo sie sich befand.
    Als sie am Ausgang zum Flur die Deckenbeleuchtung einschaltete und sich gewohnheitsmäßig noch einmal in Richtung Sofa umdrehte,
     durchfuhr sie ein Schrecken. Der schlafende Junge auf ihrem Sofa war |270| so real wie ihr Herzklopfen, und auch die Geschichte, die seine Anwesenheit begründete, kehrte schlagartig in ihre Erinnerung
     zurück.
    »Gott sei Dank«, stöhnte sie beinahe erleichtert, als sie die Tür öffnete und es Tom war, der vor ihr stand. »Und wie ist
     es gelaufen?«
    »Bis auf das Scheißwetter keine besonderen Vorkommnisse.« Während er mit einem prüfenden Blick in den Spiegel sein feuchtes
     Haar ordnete, lächelte er. »Von nun an bist du die Ehefrau eines Templers, jedenfalls, was das St. Agnes Krankenhaus betrifft.
     Wenn er Mist baut oder das Zeitliche segnet, werden sie bei dir anrufen.«
    »Dass du immer noch zu Scherzen aufgelegt bist, wundert mich«, erwiderte Hannah ungehalten. »Willst du etwas trinken? Oder
     hast

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