Das Rätsel der Templer - Roman
Geschehnisse verblieben sind.« Sie schaute auf und versicherte sich Pauls Aufmerksamkeit. »Die Protokolle
der beschädigten Verfahrenscomputer konnten insoweit rekonstruiert werden, als |285| dass sie uns genaue Daten über die Zusammensetzung der transferierten Masse zur Verfügung stellen«, referierte sie kühl. »Sie
geben zwar keinen Aufschluss darüber, wen wir am Nachmittag des Unfalls transferiert haben, aber es kann sehr wohl eine Aussage
darüber getroffen werden, was wir transferiert haben.«
Hagen richtete sich abrupt in seinem Sessel auf und bedachte seine Mitarbeiterin mit einer solch wohlwollenden Miene, als
ob er ihr einen hoch dotierten Preis verleihen wollte.
»Um es genau zu sagen«, führte Doktor Baxter aus, »handelte es sich um 158,39 Kilogramm Biomasse, davon 5,63 Kilogramm Materialien
tierischen und pflanzlichen Ursprunges, vermutlich Kleidungsstücke, Taschen oder Gürtel. 142,23 Kilogramm« erläuterte Doktor
Baxter in einem gekonnt sachlichen Tonfall, »waren vermutlich menschlichen Ursprungs, wobei keine Aussage darüber gemacht
werden kann, ob es sich hier um eine oder mehrere Personen gehandelt hat. Dazu kommen 10,53 Kilogramm Stahl, hier handelt
es sich vermutlich um das aufgefundene Schwert und um weitere Ausrüstungsgegenstände, die uns zurzeit nicht zur Verfügung
stehen.«
Wieder ging einen Raunen durch den Raum, doch Hagen achtete nur auf seine beiden Mitarbeiter. Tom spürte den forschenden Blick
des Professors und nahm trotz seiner inneren Unruhe eine betont gelassene Haltung an.
»Das Schwert, das am Unglücksort gefunden wurde«, fuhr Karen fort, »weist mehrere auffällige Merkmale auf. Es handelt sich
um eine Waffe mit einer Gesamtlänge von 125 Zentimeter, die aber trotz ihres hohen Gewichtes von dreieinhalb Kilogramm – laut
Aussage eines noch in der Nacht hinzugezogenen Experten – erstaunlich leicht zu führen ist. Die Grifflänge beträgt zwanzig
Zentimeter, und die Klingenbreite an der Parierstange liegt bei fünf Zentimeter. Es handelt sich um einen seltenen Anderthalbhänder,
der vermutlich im ausgehenden 13. Jahrhundert in einer der renommiertesten Waffenschmieden Italiens angefertigt wurde. Der
Schwerpunkt der Waffe liegt etwa sechzehn Zentimeter entfernt von der nur ganz leicht nach vorne gerichteten Parierstange,
die der damals modischen Kreuzsymbolik entspricht.«
Wie zum Beweis ihrer Anmerkungen schwenkte Karen Baxter ein bedrucktes Blatt Papier.
|286| »Dies ist der abschließende Bericht eines in Süddeutschland praktizierenden Heraldikers. Das genaue Ergebnis der Untersuchung,
erreichte uns vor einer Stunde per Telefax.« Hastig trank sie einen Schluck stilles Wasser, das Professor Hagen ihr vorsorglich
eingeschenkt hatte, bevor sie weitersprach. »In den Knauf in Form einer Runde sind, wie Sie sehen können, zwei gut erkennbare
Wappen eingraviert. Laut des Experten handelt es sich dabei zum einen um das Wappen einer Seitenlinie des Hauses Breydenbach,
das seine Wurzeln im Hessischen sowie im Rheinischen hatte. Zum anderen um ein so genanntes ›Croix Pattée‹, das einen Hinweis
auf den damals existierenden Templerorden gibt. Soweit bekannt, gab es unter den Vertretern der Familie Breydenbach einige
Kreuzfahrer sowie Angehörige des legendären Ordens. Eine entsprechende historische Untersuchung hierzu ist bereits eingeleitet.
Ein Ergebnis steht allerdings noch aus. An der oberen Klinge des Schwertes fanden wir Blut der Blutgruppe AB+. Die weitere
Genanalyse hat ergeben, dass es sich um das Blut einer kleineren, schwarzhaarigen, männlichen Person handeln muss. Das Alter
des Mannes beläuft sich auf etwa zwanzig Jahre. Seine Gen-Struktur verweist auf eine Herkunft aus dem südeuropäischen Raum.
Möglicherweise stammt sein Besitzer aus dem nördlichen Italien. Die zweite Blutprobe konnten wir auf Höhe des lederumwickelten
Griffs des Schwertes entnehmen. Dieses Blut weist die Blutgruppe 0+ auf, und dessen Gen-Struktur lässt auf einen blonden,
hellhäutigen Mann mit blauer Augenfarbe und keltisch-gallischem Ursprung schließen. Die weitere Analyse hat ergeben, dass
er für damalige Verhältnisse außergewöhnlich groß sein muss und etwa fünfundzwanzig Jahre alt ist.«
Karen Baxter schaute auf. Nachdem niemand Anstalten gemacht hatte, eine Frage zu stellen, fuhr sie fort. »Aufgrund der Tatsache,
dass wir so viele Einzelheiten herausgefunden haben und zu vermuten ist, dass am
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