Das Rätsel der Templer - Roman
einer hartnäckigen
Migräne litt. Seine Hände zitterten, als er zwei Tabletten zusammen mit einem großen Glas Wasser hinunterspülte. Nur ungern
gestand er sich ein, dass seine Nerven blank lagen. Durch sein Bürofenster konnte er sehen, wie ein Armee-Fahrzeug vorfuhr,
das Colonel Pelham, den örtlichen Chef der Air Base, General Lafour, den Vertreter der NSA für Europa, und den Militär-Attaché
Major Dan Simmens aus der Mittagspause zurückbrachte. Nach der erfolglosen Befragung von gestern früh, bei der sich Hagen
sicher war, dass Stevendahl und Colbach schlichtweg gelogen hatten, wollte er sich mit Vertretern der einzelnen Sicherheitsabteilungen
am Nachmittag darüber beraten, welche weiteren Ermittlungsmaßnahmen erforderlich waren, um den oder die Transferierten aufzuspüren.
Am liebsten hätte er sich selbst auf die Suche nach dem vermeintlichen Templer begeben. Doch er war verpflichtet, seinen amerikanischen
Auftraggeber an sämtlichen Schritten, die er in dieser Angelegenheit unternahm, zu beteiligen, eine Auflage, die seinem eigenwilligen
Charakter gänzlich zuwider lief. Selbst seinen libanesischen Informanten hatte er im Unklaren darüber gelassen, was bei der
Untersuchung der Fundstücke herausgekommen war. Die Natur der Sache bedingte, dass es so wenig Mitwisser wie möglich geben
sollte. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn weitere Artefakte in den Besitz einer arabischen Terrorgruppe gelangten.
Ebensowenig war Hagen an einer Zusammenarbeit mit den Israelis interessiert. Sie würden sich nicht nur in alles einmischen,
sondern ihm kurzerhand die Erlaubnis für weitere Forschungen entziehen und sich unter Garantie |304| mit den Palästinensern anlegen, wenn es um Gebietsansprüche ging. Nein, es war gut, wie es war. Und daran sollte sich – wenn
möglich – auch nichts ändern.
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich, und Hagen straffte die Schultern. Er musste vorsichtig sein, was er Colonel Pelham berichtete.
Auf keinen Fall durfte der wachsame Sicherheitsbeauftragte der US Air Base den Verdacht schöpfen, dass er, Hagen, in irgendeiner
Weise an den Geschehnissen eine Mitschuld trug.
Als erster betrat General Lafour, Chef der Europa-Abteilung der NSA, das Büro. Ihm folgte ein gebeugtes weißhaariges Männchen,
das einen beigefarbenen Trenchcoat und eine Laptop-Tasche über der mageren Schulter trug.
Nachdem General Lafour den Professor mit einem zackigen militärischen Gruß bedacht hatte, stellte er den seltsamen Kauz als
den renommierten Historiker Professor Moshe Hertzberg von der Berkeley University in Kalifornien vor. Der Spezialist für mittelalterliche
Geschichte wurde von der NSA gerne hinzugezogen, wenn es um die Einschätzung unbekannter historischer Artefakte ging. Sein
Fachgebiet war allerdings der Verhaltenscodex der Assassinen und dessen Auswirkungen auf die Kreuzritter.
Hagen bot dem Historiker, Colonel Pelham, General Lafour und Doktor Baxter, die zusammen mit Major Simmens und einem weiteren
Vertreter des Pentagons folgte, einen Platz an einem runden Tisch an, der sich am hinteren Ende seines Büros befand. Er selbst
ließ sich erst nieder, nachdem Dr. Piglet als Letzter die abhörsichere Tür geschlossen hatte.
»Also, Professor, wie soll’s nun weitergehen?« Major Simmens sah Hagen erwartungsvoll an.
»Was fragen Sie mich das?«, erwiderte Hagen aufgebracht.
»Schließlich sind Sie der verantwortliche Leiter des Projektes«, erwiderte Simmens überrascht. »Irgendwas muss ich in meinen
Bericht nach Washington hineinschreiben. Soweit ich vernehmen durfte, kostet der Unfall den amerikanischen Steuerzahler mehr
als zwei Milliarden Dollar. Eine Summe, die wir angesichts unserer Verpflichtungen im Irak-Konflikt nicht ohne weiteres aus
dem Ärmel schütteln können.«
»Meines Erachtens«, warf Colonel Pelham ein, »ist es weniger eine |305| Frage des Geldes als der Sicherheit. Bisher konnte mir noch niemand beantworten, wie es zu dem Unfall kommen konnte und ob
Stevendahl und Colbach ihn absichtlich verursacht haben. Ich halte es durchaus für wahrscheinlich, dass die beiden eine Mitschuld
trifft, aber der Grund, warum sie die Anlage manipuliert haben sollen, erschließt sich mir zurzeit noch nicht.« Pelham schaute
Hagen fragend an.
»Die beiden konnten es eben nicht abwarten, einen Menschen zu transferieren«, antwortete der Professor. »Sie wissen doch,
wie diese ehrgeizigen jungen Wissenschaftler sind.
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