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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Mann angeschnallt lassen? Solange er sich in unserem Haus befindet, tragen
     wir die Verantwortung für sein Handeln.«
    »Dafür muss ich wohl Verständnis aufbringen.« Hannah seufzte und strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Mit äußerster Zurückhaltung näherte sie sich, Matthäus immer noch fest an der Hand gepackt, dessen Herrn. So wie er dort lag,
     auf dem Rücken, Arme und Beine gestreckt, erinnerte er Hannah entfernt an die bekannten Ritterskulpturen auf mittelalterlichen
     Sarkophagen.
    Als sie das Bett fast erreicht hatte, gab es für Matthäus kein Halten mehr. Er riss sich los, und mit einer jähen Bewegung
     umarmte er den Oberkörper seines Herrn und legte den Kopf auf dessen Brust. Ein paar Tränen rannen aus seinen Augen, als er
     feststellte, dass der Mann noch atmete und sich dann sogar regte.
    Der Junge flüsterte aufgeregte, für Hannah unverständliche Worte, dabei hob er immer wieder den Kopf und sah den Mann an.
     Der Templer hatte die Augen halb geöffnet. Zuerst glaubte sie ein dünnes Lächeln auf seinen ausgetrockneten Lippen zu sehen,
     und dann plötzlich bewegte er den Mund. Hannah bildete sich ein, dass er französisch sprach, jedenfalls hörte es sich so an.
    »Sag ihm, dass es dir gut geht.« Hannah fasste Matthäus am Arm. »Und sag ihm, dass wir ihn spätestens morgen zu mir nach Hause
     holen, hörst du?«
    Wie in Zeitlupe drehte Gerard de Breydenbache seinen Kopf in ihre Richtung und blinzelte sie an, so als ob er mit seinem Blick
     einen Nebel zu durchdringen versuchte. Hannah nahm all ihren Mut zusammen und trat ganz nah an ihn heran. Eine Mischung aus
     Neugier und Furcht durchfuhr sie, als sie so direkt vor dem Fremden stand. Aller widersprüchlichen Gefühle zum Trotz ließ
     sie es sich nicht nehmen, ihn genau zu betrachten. Er sagte nichts, sondern schaute sie nur aus |302| unglaublich blauen Augen an. Ansonsten sah er aus wie ein Kerl von der Straße. Ein ziemlich gut aussehender Kerl von der Straße,
     verbesserte sie sich, auch wenn er reichlich blass war.
    »Der Junge?«, formten seine Lippen leise. Hannah verstand zunächst nicht, was er damit meinte, weil er für »Junge« das Wort
     »Knappe« benutzte, und so hob sie den Kopf, um den Sinn der Frage an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen. Als sie die Sorgenfalten
     auf seiner Stirn sah und erfasste, dass sein Blick auf Matthäus gerichtet war, ergriff sie die kräftige, warme Hand des Mannes
     und drückte sie mitfühlend.
    »Er ist bei mir, ich achte auf ihn. Morgen seid ihr wieder vereint. Ihr müsst mir nur einen Gefallen tun und egal, was auch
     passiert, vollkommen ruhig bleiben. Vertraut mir – bitte!«
    Hannah richtete sich auf. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie ihn gleich zu sich nach Hause mitgenommen, aber wahrscheinlich
     war es klüger, ihn morgen von einem Krankentransport bringen zu lassen. So konnte sie Zeit gewinnen, um einige Vorkehrungen
     zu treffen. Vor allem wollte sie versuchen, baldmöglichst mit Tom in Kontakt zu treten. Er hatte noch nichts von sich hören
     lassen, und sie machte sich ernsthafte Sorgen, ob vielleicht etwas Unvorhergesehenes vorgefallen war, was ihn daran hinderte,
     wenigstens einmal bei ihr anzurufen.
    Nur widerwillig trat sie den Rückzug an. Matthäus erging es anscheinend nicht besser. Sehnsüchtig drehte er sich noch einmal
     um, als sie die Tür erreichten.
    In einer knappen Unterredung auf dem Flur machte sie Doktor Weidner kompromisslos klar, dass ihr Mann – Hannah war erstaunt,
     wie leicht ihr dieses Wort über die Lippen ging – am nächsten Vormittag unverzüglich zu ihr nach Hause zu transportieren sei.
     Die Ärztin protestierte, aber nur kurz und schwieg, als Hannah damit drohte, weitergehende Kosten nicht übernehmen zu können.
    Mit einem seltsamen Schmunzeln überreichte der Pfleger Hannah einen kleinen, blauen Beutel, in dem sich Gerard von Breydenbachs
     Unterwäsche aus grobem Stoff und dessen abgewetzte Lederhose befand.
    »Wir mussten ihm das Kreuz abnehmen.« Die Ärztin hielt ihr ein schlichtes, lothringisches Kreuz entgegen. Behutsam nahm Hannah |303| das geflochtene Lederbändchen in die Hand, und betrachtete eingehend das silberne Kreuz, das daran baumelte. Mit einem Gefühl
     der Ehrfurcht ließ sie es in ihrer Manteltasche verschwinden.

19
    Montag, 15. 11. 2004 – Spangdahlem – Ermittlungsarbeiten
    Eine angebrochene Aspirinschachtel auf seinem Mahagonischreibtisch verriet, dass Professor Dietmar Hagen wieder an

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