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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ruhte.
    »Die Edelfreien von Breydenbach sind eine weit verstreute Familie. Ein Teil lebte jenseits des Mains. Ein weiterer Teil nördlich
     von hier, in der Nähe des Rheins und eine anderer Teil dort, wo wir heute waren. Der Erzbischof von Trier hat meinem Vater
     vor langer Zeit ein Stück Land als Lehen vergeben, unweit des Hemmenroder Klosters. Meine Mutter hatte ihre Wurzeln im Hause
     derer von Eltz.« Er räusperte sich und wandte seinen Blick in Richtung des schlafenden Jungen.
    »War deine Frau krank, bevor sie starb?«, fragte Hannah unvermittelt. Die Gruft ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, und vielleicht
     war der frühe Tod seiner Frau eine Erklärung, warum Gero so ängstlich auf das Fieber des Jungen reagierte.
    »Nein. Sie ist bei der Geburt unserer Tochter gestorben. Das Kind war zu groß. Sie konnte es nicht auf dem normalen Weg zur
     Welt bringen. Wir haben alles versucht. Dann mussten wir sie aufschneiden, damit das Kind wenigstens getauft werden konnte,
     solange es noch am Leben war.«
    Hannah sah Gero entsetzt an. Die Vorstellung, ohne professionelle ärztliche Hilfe auf diese Weise ein Kind auf die Welt zu
     bringen, erschien ihr barbarisch.
    »Hast du wir gesagt?« fragte sie atemlos.
    »Ich habe sie gehalten, als die Hebamme zu Werke ging. Ich konnte sie doch nicht alleine lassen.« In seinen Augen schien sich
     das Grauen widerzuspiegeln. »Es war klar, dass sie sterben würde«, fuhr er tonlos fort. »Spätestens nachdem die Wehen soweit
     fortgeschritten waren, dass das Kind hätte herauskommen müssen. Zwei Tage hat Elisabeth bis zur Erschöpfung geschrien. Die
     Hebamme hat versucht, das Kind zu drehen, aber daran lag es nicht. Der Kopf passte nicht durch die Knochen. Am zweiten Abend
     gab sie meiner Frau ein starkes Mittel, das sie in eine Art Schlaf versetzte. Dann ließ die Hebamme den Priester rufen, |370| und beide erklärten mir, dass sie Elisabeth den Leib aufschneiden müssten, während sie mich eindringlich daran erinnerten,
     der heilige Augustinus habe uns gelehrt, dass ein Ungeborenes, das vor seiner Geburt ungetauft stirbt, auf ewig in der Hölle
     schmort. Danach gingen sie zu Werke. Während der Priester für einen Moment hinausstürzte, weil er den Anblick des Blutes nicht
     ertragen konnte, bat mich die Hebamme flüsternd um Erlaubnis, ob sie Elisabeth, für den Fall, dass sie nicht mehr zu retten
     war, einen weiteren Schlafschwamm aufs Gesicht drücken dürfe, damit ihr die darin enthaltene Arznei einen schnellen, schmerzlosen
     Tod bescherte.«
    Gero atmete tief durch.
    »Ich weiß nicht, woher ich die Kraft genommen habe, all das zu gestatten«, flüsterte er abwesend. »Ich weiß nur, ich habe
     immerzu auf ein Wunder gehofft … und gebetet, dass sie und das Kind den Eingriff überleben.«
    »Aber es hat nicht geholfen, nicht wahr?«, sagte Hannah leise, während sie unablässig seinen Arm streichelte.
    »Nein. Das Kind war bereits tot. Stranguliert von der eigenen Nabelschnur, und Elisabeth …« Er blickte auf das leere Glas
     und räusperte sich, »sie war nicht mehr zu retten.«
    Hannah war selbst den Tränen nah und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und getröstet. »Möchtest du noch etwas trinken?«,
     fragte sie, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Ja, gerne.« Gero hob den Kopf und lächelte dankbar. Als sie ihm nachschenkte, sah er ihr forschend in die Augen. Eine Spur
     zu lange, wie sie empfand. Irritiert wandte sie ihren Blick ab.
    »Was ist mit dir?«, fragte er überraschend. »Wo sind
deine
Leute? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du hier ganz alleine lebst?«
    »Doch«, sagte sie. »Mein Vater ist tot, und meine Mutter ist mit einem Italiener durchgebrannt.«
    Erschrocken horchte er auf. »Deine Mutter ist verbrannt?«
    »Nein.« Hannah schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Sie ist fortgegangen. Nach Australien. Das ist ziemlich weit weg, sozusagen
     am Ende der Welt. Sie hat einen anderen Mann. Ich habe ewig nichts von ihr gehört. Und Geschwister habe ich keine.«
    »Und einen Gemahl hast du auch nicht«, begann er vorsichtig, und |371| ihr Nicken ermutigte ihn, weiter zu forschen. »Denkst du nicht darüber nach, mit wem auch immer, den Ehebund zu schließen?
     Ohne einen Mann ist das Leben für eine Frau voller Gefahren. Du hast niemanden, der dich schützt, und keinen, der dir die
     schweren Arbeiten abnimmt. Es sei denn, du verschanzt dich hinter Klostermauern.«
    »Nein«, erwiderte sie lächelnd. »Von Männern habe ich

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