Das Rätsel der Templer - Roman
aufsah, brach der Zauber für einen Moment, und sein Blick fiel auf ihre glatt rasierte Scham, an der man adlige Frauen
und levantinische Huren erkennen konnte.
Ihr Mund begann zu seinen Lenden hinabzugleiten und schien dabei brennende Male auf seinem Bauch zu hinterlassen. Den Kopf
in den Nacken gelegt, hielt er die Augen geschlossen und atmete ein und aus, als ihre Lippen sein Geschlecht berührten. Im
nächsten Moment jedoch schien eine heiße Welle über ihn hinwegzufegen, und er glitt auf sie hinab. Sie ließ es geschehen,
dass seine Lippen ihren Körper erforschten und dass er mit kundigen Fingern ihre Schenkel spreizte.
Ohne Vorwarnung drang er tief in sie ein. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und drückte ihre Brüste gegen ihn. Mit seiner
Rechten hielt er ihren Kopf, während er sein bärtiges Gesicht an ihre Wange presste. Er stützte sich auf einem Ellbogen ab,
um sie nicht zu erdrücken.
Für einen Moment meldete sich sein Gewissen. Was würde geschehen, wenn er seiner Lust freien Lauf ließ? Seine altbekannte
Angst, eine Frau zu schwängern, mit allen furchtbaren Folgen, wallte in ihm auf. Doch im nächsten Augenblick verwarf er all
seine Bedenken. Unendlich langsam bewegte er sich in ihr, hart und drängend, als wollte er jeden Zoll auskosten. Bei Kerzenschein
bewunderte er ihre langen Wimpern, und während sie die Augen geschlossen hielt, schnurrte sie wie ein zufriedenes Kätzchen.
Wie magisch klingende Beschwörungen murmelte er unentwegt Koseworte in der Langue d’oil, weil diese Sprache ihm soviel poetischer
erschien als das Deutsche.
Während ihres gemeinsamen Höhepunktes zog Hannah ihn keuchend zu sich herab und hielt ihn eng umschlungen. Ein erstickter
Schrei folgte, und er spürte ihr pochendes Herz an seiner Brust.
Für einen Moment herrschte absolute Stille.
|412| Eine Woge tiefer Befriedigung schwappte über ihn hinweg, begleitet von einer innigen Liebe, wie er sie schon seit Ewigkeiten
nicht mehr empfunden hatte. Bewegungsunfähig atmete er den Duft ihres Haares ein und lauschte benommen seinem eigenen Herzschlag.
Sein Körper war schweißgebadet. Offensichtlich gibt es da etwas, das ihn mehr fordert, als ein Schwertkampf, dachte Hannah
und musste dabei unwillkürlich lächeln.
Sie hätte für immer so mit ihm daliegen mögen, doch plötzlich zog er sich wortlos zurück und legte sich auf den Rücken. Erschöpft
schloss er die Augen. Oder war es aus plötzlicher Verlegenheit? Hartnäckig zerrte er an einem der zerwühlten Laken und bedeckte
seine Blöße.
Hannah legte sich auf die Seite, den Kopf auf ihren Oberarm gebettet, und schaute ihn an. Im Kerzenschein schimmerten immer
noch kleine Schweißperlen auf seiner Stirn. Ohne etwas zu sagen, nahm sie den Zipfel des Lakens und wischte sie ab. »Das war
genial«, flüsterte sie.
Gero lachte leise und entschied sich nun doch, sich ihr zuzuwenden.
»Ihr seid genial, ehrenwerte Dame«, erwiderte er, wobei seine Lippen ein bewunderndes Lächeln umspielte. Unvermittelt zog
er sie zu sich heran, um sie von neuem zu küssen.
Mit einem Fuß angelte Hannah nach dem leichten Federbett, das im Eifer des Gefechts am anderen Ende der Matratze gelandet
war. Als sie es mit einer Hand zu fassen bekam, zog sie es heran und breitete es über sich und Gero aus. Vertrauensvoll kuschelte
sie sich an ihn.
Deutlich spürte sie die Erhebung seiner Narbe unter ihrer linken Wange. Sie rückte ein Stück von ihm ab und fuhr sacht mit
ihrem Zeigefinger über die unebene Stelle.
»Wo holt man sich so was?«, fragte sie flüsternd und blickte zu ihm auf.
Er seufzte. »Ich weiß nicht, ob du es verstehst, wenn ich es in meiner Sprache erzähle?«
»Versuch’s einfach«, sagte sie und schmiegte sich vertrauensvoll in seine Armbeuge.
»Kennst du das Eiland Antarados?«
|413| »Antarados?«
»Antarados ist eine winzige felsige Erhebung im Mittelländischen Meer vor Tortosa. Zwischen Zypern und dem Heiligen Land.«
»Ja«, bestätigte sie, »ich weiß, wo Zypern liegt, und unter dem Heiligen Land kann ich mir auch etwas vorstellen.«
»Wir hatten dort eine letzte Festung, nachdem die Mamelucken uns gemeinsam mit den Sarazenen unsere Güter im heiligen Land
entrissen hatten. Zum Osterfest im Jahre des Herrn 1302 wurde ich von Zypern aus mit fünfzig anderen Kameraden auf die Insel
verlegt.«
Im Schein der Kerze glaubte sie ein wehmütiges Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
»Ich erinnere
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