Das Rätsel der Templer - Roman
wusste Hannah
genug über den Orden, daher war ihr bekannt, dass die Templer ihren Namen jenem berühmten Ort in Jerusalem verdankten, wo
einst der salomonische Tempel gestanden hatte.
»Keine Ahnung«, erwiderte Paul mit einem Blick auf Gero, doch dessen Miene blieb seltsam neutral. »Trotz dieser Erkenntnisse
operierte Hagen mit einem gefährlichen Halbwissen. Und er wusste um das Risiko einer Überlastung der Anlage und dass uns im
Fall des Falles die Klamotten um die Ohren fliegen könnten, wenn man etwas transferiert, das größer ist als ein Schäferhund.
Es muss einen Grund geben, warum er ein solch hohes Risiko eingegangen ist, und das ohne die Amerikaner einzuweihen.«
»Jetzt wird’s spannend«, murmelte Jack Tanner und zückte sein Mobiltelefon.
»Colonel?«
»Ja, Jack?« Pelham saß immer noch in Spangdahlem und wartete ungeduldig auf weitere Ergebnisse.
»Ist Hagen in der Nähe?«
»Nein.«
|431| »Gut. Unser hoch gelobter Professor spielt anscheinend mit gezinkten Karten. Soweit es mir meine Deutschkenntnisse erlauben,
habe ich gerade mit anhören dürfen, dass Stevendahl und Colbach Informationen besitzen, die besagen, dass es höchst wahrscheinlich
Hagen selbst war, der den Unfall verschuldet hat.«
»Lassen Sie die Übersetzer ihre Arbeit tun«, entgegnete Pelham nervös. »Ich will erst lückenlos aufklären, was hinter solchen
Behauptungen steckt.«
»Wie verfahren wir mit dieser Information?«
»Keinesfalls in einen offiziellen Bericht aufnehmen, solange wir nichts Näheres wissen. Ich werde Hagen vertrösten und ihm
mitteilen, dass wir frühestens morgen soweit sind, einen Zugriff zu wagen.«
Hannah schüttelte entrüstet den Kopf. »Als ob seine Erfindung nicht schon genug Unheil gestiftet hat, was will dieser Professor
denn noch?«
Tom richtete sich auf und sah ihr tief in die Augen, bevor er Gero zunickte. »Vielleicht kann uns unser kundiger Freund hier
weiterhelfen? Frag ihn, warum er in dieser Region unterwegs war und was er für einen Auftrag hatte.«
»Frag ihn doch selbst!«, erwiderte Hannah aufgebracht. Sie war es leid, dass Tom und dessen Kollege Gero mit Blicken bombardierten,
als handele es sich bei ihm um Frankenstein, bei dem man vergessen hatte, das Gehirn einzusetzen.
Tom seufzte genervt. Dann wandte er sich mit einem gekünstelten Lächeln an Gero. »Guter Mann«, begann er betont höflich, »kannst
du uns gütiger Weise sagen, mit welchem Auftrag du betraut warst, bevor es dich in unsere Welt verschlagen hat?«
Gero verharrte in seiner betont lässigen Haltung. Immer noch kauend widmete er seine Aufmerksamkeit nicht Tom, sondern der
Madonna, die auf einem Eckregal über dem Tisch thronte. Dann plötzlich nahm er eine aufrechte Position ein und erwiderte Toms
Blick mit Eiseskälte.
»Nein«, beschied er mit einer Bestimmtheit, die keinerlei Zweifel zuließ, dass sein Entschluss unumstößlich war.
»Nein? Was soll das heißen?« Tom sah Hannah verärgert an. »Hat der Blödmann überhaupt kapiert, was ich von ihm will?«
»Tom!«, bemerkte sie strafend.
|432| »Also gut«, meinte Tom verärgert. »Sag ihm, dass er auf diese Art und Weise niemals zurückkommt.«
Um Verständnis ringend wandte Hannah sich Gero zu, doch er kam ihr zuvor. »Ich kann ihm meinen Auftrag nicht verraten. Ich
habe einen Eid geschworen, dass ich selbst unter der Folter nichts preisgebe.«
»Das wird ja immer besser«, grunzte Tom, der das meiste verstanden hatte und langsam die Geduld verlor. »Junge!«, fuhr er
in scharfem Ton fort und beugte sich über den Tisch, wobei er fast die Kanne mit dem Tee hinuntergestoßen hätte. »Dein Eid
liegt siebenhundert Jahre zurück. Wem immer du diesen Eid gegeben hast, er ist längst tot!«
Geros Augen verwandelten sich in schmale Schlitze. »Sagtest du nicht, Zeit existiert nur in den Köpfen der Menschen? Wenn
das der Wahrheit entspricht, ist es gleichgültig, ob ein Eid vor siebenhundert Jahren gegeben wurde oder erst gestern. Und
was meinen Komtur betrifft – er war damals schon so gut wie tot. Als Templer ist man auf ewig an einen Eid gebunden – auch
über den Tod hinaus!«
»So kommen wir nicht weiter«, bemerkte Tom kopfschüttelnd.
Hannah warf Gero einen bittenden Blick zu. Tu’s für mich, sagten ihre Augen.
Für einen Moment kniff Gero die Lippen zusammen. »Also gut«, begann er leise. »Ein paar Dinge will ich verraten. Zusammen
mit zweien meiner Brüder war ich auf dem Weg
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