Das Rätsel der Templer - Roman
auszuweichen.
»Komm, gib dir einen Stoß, es dauert bestimmt nicht lange«, sagte sie bittend.
Widerwillig erhob er sich und strich sich die Hose glatt. Mit einem leisen Seufzer folgte er ihr. Auf dem Treppenabsatz zog
er sie ohne Ankündigung in seine Arme und drückte sie fest an sich.
Sie schaute überrascht zu ihm auf, und er küsste sie zärtlich. »Womit hab ich das verdient?«, fragte sie atemlos, als er sich
wieder von ihr löste.
»Für deine Fürsorge gegenüber Matthäus und seinem widerspenstigen Herrn«, antwortete er und schenkte ihr ein dankbares Lächeln.
Bevor sie etwas erwidern konnte, stieg er vor ihr die Holzstiegen hinab, die unter seinem Gewicht bedenklich ächzten.
Am Frühstückstisch herrschte ein gedrücktes Schweigen. Tom starrte verkniffen in seine Teetasse. Paul kaute lustlos auf seinem
Honigbrötchen herum, als Hannah und Gero sich zu ihnen gesellten.
Gero biss von einem Stück Brot ab, das er zuvor in seinen Tee getunkt hatte, und kaute stoisch darauf herum. Ab und an spießte
er mit seinem gut vierzig Zentimeter langen Dolch, den Tom noch gestern Morgen an seiner Kehle gespürt hatte, ein Stück Wurst
auf, um es anschließend mit seinen Zähnen abzupflücken.
Männer, dachte Hannah. Immer sind sie bereit, sich gegenseitig zu |429| provozieren und miteinander zu buhlen, ganz gleich, aus welchem Jahrhundert sie stammen.
Ab und an fixierte Gero seine Kontrahenten, jedoch ohne das Wort zu ergreifen.
Hannah glaubte ein Zucken in seinen Mundwinkeln zu entdecken, das bei ihm immer der Vorbote zu einem amüsierten Grinsen war.
»Also«, erlöste sie die Anwesenden von dem unangenehmen Schweigen und sprach Tom direkt an. »Wir müssen reden.«
Tom räusperte sich und wechselte einen schnellen Blick mit Paul. »Bevor du anfängst – ich habe auch eine Neuigkeit. Wie wir
aus einer ziemlich sicheren Quelle erfahren haben, hat Professor Hagen an … unserem Freund hier …« Er sah es weder für nötig
Gero anzusehen noch seinen Namen auszusprechen. »… ein sehr spezielles Interesse.«
Geros Gesicht erstarrte zu einen arroganten Maske.
Hannah sah Tom irritiert an. »Was meinst du mit speziellem Interesse?«
»Hagen muss bereits zu einem früheren Zeitpunkt die Information gehabt haben, dass unter den eingegebenen Koordinaten jemand
auftaucht, der ihn möglicherweise in seiner Arbeit weiterbringt, und allem Anschein nach hat er versucht, dieses Wissen für
sich zu behalten.«
»Willst du damit etwa sagen, er hat eure Verfahrenscomputer entsprechend manipuliert, weil er auf Gero gewartet hat?«
»Warten ist in Anbetracht der Thematik das falsche Wort. Mit dem nötigen Wissen hätte man jederzeit jemanden transferieren
können. Warum Hagen sich ausgerechnet den Samstag ausgesucht hat, wissen wir nicht.«
»Und warum ausgerechnet Gero?« Hannah war mehr als verblüfft. »Er hat doch selbst keinen Schimmer, wie er hierher gekommen
ist. Wie sollte er Hagen helfen können?«
»Das wissen wir eben so wenig«, schaltete sich Paul ein. »Deshalb hoffen wir …« Er musterte den Templer mit einem vorsichtigen
Blick. »… dass … Gero uns sagen kann, ob er irgendwelche geheimen Informationen hatte.«
Tom hatte die Schale seines Eies zerbröselt und schob sie nun mit seinem Zeigefinger auf dem Teller hin und her, als wollte
er ein Puzzle zusammensetzen. »Wir müssen wissen, was hier los ist, ansonsten haben |430| wir keine Chance den Amis und damit Hagen auf die Schliche zu kommen. Solange nicht geklärt ist, was hier für ein Film abläuft,
können wir unsere unverhofften Gäste weder in Sicherheit bringen noch zurück in ihre eigene Zeit.«
»Ich verstehe das alles nicht.« Hannah seufzte. »Hast du nicht selbst gesagt, es war alles nur ein Unfall?«
Paul richtet sich auf und fuhr sich mit einer nervösen Handbewegung durch die roten Haare. »Ich habe einen Informanten«, erklärte
er ein wenig wichtigtuerisch. »Dieser Informant hält uns seit geraumer Zeit auf dem Laufenden. Niemand von uns wusste bisher,
wie Hagen seine Theorien zum Bau der Anlage entwickelt hat. Doch allem Anschein nach ist es ein Irrtum, sie nur seinem genialen
Geist zuzuschreiben. Seine Grundlagenforschung basiert faktisch auf achthundert Jahre alten Pergamenten. Ein guter Bekannter
Hagens hat sie bei Ausgrabungen am Tempelberg in Jerusalem gefunden.«
»Wie ist so etwas möglich? Denkst du vielleicht, dass es deshalb etwas mit den Templern zu tun hat?« Mittlerweile
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