Das Rätsel der Templer - Roman
sich nicht so ohne weiteres überzeugen.
Erst als Karen Baxter intervenierte und von einem eigenen Laptop des Professors sprach, zu dem niemand sonst Zugang hatte,
horchte er auf. »Wir werden der Sache nachgehen«, erklärte er kühl.
»Was ist mit dem Computer, den die NSA in Heisterbach sicher gestellt hat?«, fragte Tom, in der Hoffnung, dass wenigstens
ein Beweismittel vorhanden war, das den Professor belastete.
»Der anthrazitfarbene Kasten befindet sich im Untersuchungslabor«, antwortete Lafour. »Aber ich fürchte, wir haben da ein
kleines Problem. Jetzt, wo Professor Hagen tot ist, gibt es außer Ihnen beiden niemanden, der diesem Gerät ein Lebenszeichen
entlocken könnte. Auch wenn es mir schwer fällt, Ihnen das zu sagen. Wir sind auf Gedeih und Verderb auf Sie angewiesen.«
Tom seufzte erleichtert auf. »Was das fremdartige Artefakt betrifft, so kann ich nur vermuten, dass es sich um einen hoch
entwickelten Quantenrechner handelt, mit dem unsere Form der Zeitsynchronisation vermutlich weit problemloser zu bewerkstelligen
ist, als mit unseren eigenen bescheidenen Mitteln. Ob Hagen um dessen Existenz gewusst hat, vermag ich nicht zu sagen, geschweige
denn, dass ich |478| schon jetzt wüsste, wie das Teil in die Katakombe gelangt ist und wie es genau funktioniert.« Nervös fuhr er sich mit einer
Hand durchs Gesicht. »Es war Zufall, dass sich das Gerät eingeschaltet hat. Wenn ich genau gewusst hätte, wie es funktioniert,
wären meine Freundin und deren Begleiter mit Sicherheit nicht verschwunden. Das dürfen sie getrost glauben.«
»Was ist mit dem Ritter? Denken Sie, er wusste, was es mit dem Ding auf sich hat?« Pelham sah Tom durchdringend an.
»Nein«, antwortete Tom. »Ausgeschlossen, er war ebenso ratlos wie wir selbst.«
»Haben Sie eine vage Vorstellung, wohin es Ihre Freunde verschlagen haben könnte?« General Lafour bedachte Tom mit einem forschenden
Blick.
Tom schüttelte den Kopf und legte seine gefalteten Hände vors Gesicht, als ob er seine Ratlosigkeit verbergen wollte. »Vielleicht
hat die Kiste sie ins Jahr 1307 katapultiert. Vielleicht aber hat der Transfer sie auch in ihre molekularen Einzelteile zerschossen.
Ich weiß es nicht.«
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|479| Teil III
Tod und Ehre
»Dem Herrn sind ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag«
(Petrus 3,8)
27
Mittwoch, der 18. Oktober 1307 – Jenseits der Wirklichkeit
»Was war das?« Hannah schaute sich ängstlich um. Für einen Moment hatte sie nichts mehr sehen können. Das kurzfristige Gefühl,
sich aufzulösen, schob sie auf die nervliche Belastung.
»Keine Ahnung«, erwiderte Anselm. Seine Stimme war leise und klang nicht weniger beunruhigt.
Er hatte die Lampe verloren. Während er sie aufhob, huschte ein nasser Pelz an seiner Hand vorbei. »Ratten!«, rief er schrill.
In ihrer Panik drückte sich Hannah an die Mauer. Erleichtert stellte sie fest, dass Gero nicht weit entfernt von ihr mit dem
Rücken gegen das feuchte Mauerwerk lehnte. In der linken Hand hielt er sein Schwert, mit der rechten fasste er sich an die
Stirn. Leicht taumelnd lenkte er seinen Blick in die Richtung der Verfolger.
Hannah hätte schwören können, dort vor kurzem noch jemanden gesehen zu haben. Jetzt erstreckte sich nur noch gähnende Dunkelheit,
so weit das Auge reichte. Dafür stach ihr ein fürchterlicher Geruch nach Kloake, Urin und Verwesung in die Nase, den sie bisher
nicht wahrgenommen hatte.
»Wo ist der Server?«, rief Anselm, während er naserümpfend den Boden absuchte. »Hast
du
ihn an dich genommen?« Sein fragender Blick fiel auf Hannah,
»Was ich?« entgegnete sie verstört.
»Matthäus?« Anselm leuchtete dem Jungen in die Augen. Zitternd vor Kälte und Schreck kauerte er neben Hannah. Wortlos schüttelte
er den Kopf.
|480| »Wir müssen hier raus!«, bestimmte Gero. Er schien als erster von ihnen allen wieder zu Verstand zu kommen. Souverän schob
er sein Schwert bis zum T-Heft in die seitlich gegürtete Schwertscheide und vergewisserte sich mit einem kurzen Rundumblick,
dass seine Begleiter unversehrt waren.
»Was, in aller Welt, stinkt hier so?« Hannah wagte kaum zu atmen. »Und wo sind Tom und Paul?« In ihre Stimme schlich sich
ein kläglicher Unterton, während sie vergeblich in die Richtung spähte, aus der zuvor die Geräusche gekommen waren.
»So wie es aussieht, haben die Amerikaner sie geschnappt«, antwortete Anselm.
»Und warum haben sie uns nicht
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