Das Rätsel der Templer - Roman
verschwunden und die verwitterte
Eichenholztür hinter ihm ins Schloss gefallen war. »Wo sollten wir auch hingehen – ohne ihn.«
Es dauerte nur Minuten, bis Gero zurückkehrte. Keuchend rang er nach Atem.
»Nichts«, stieß er hervor. »Ich habe die Maschine nicht finden können, und der Zugang zur Kammer ist so jungfräulich, wie
wir ihn vorgefunden haben, bevor Anselm ihn aufgebrochen hat.«
»Aber dass wir in der Vergangenheit gelandet sind«, gab Hannah zu bedenken und richtete ihren Blick auf die stolze Abtei,
»daran gibt es keinen Zweifel. Oder sehe ich das falsch?«
»Wer weiß«, bemerkte Anselm mit leichter Ironie in der Stimme. »Vielleicht sind wir in einem Paralleluniversum gestrandet.
Nach allem, was uns bisher widerfahren ist, halte ich nichts mehr für unmöglich.«
»Paralleluniversum?« Hannahs Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Sei so gut, Anselm, und mache die Sache nicht noch schlimmer,
als sie ohnehin schon ist. Ich bin mit den Nerven ziemlich am Ende.«
»Alles hier sieht so aus wie in meiner Erinnerung«, beruhigte Gero sie. Wie zur Bestätigung schaute er sich ein weiteres Mal
gründlich um.
|483| Anselm kratzte sich ratlos am Kopf, doch dann trat ein Leuchten in seine Miene. »Wir könnten«, begann er hoffnungsvoll, »die
Kammer öffnen und nachschauen, ob sich der Server noch darin befindet? Vielleicht ist es möglich, damit in unsere Zeit zurückgelangen.«
»Den Zahn kann ich dir sofort ziehen«, warf Hannah ein, wobei sie eine gewisse Verzweiflung nicht unterdrücken konnte. »Wenn
die Kiste nach dem gleichen Prinzip funktioniert wie Toms Höllenmaschine, kann man damit nur in die Vergangenheit reisen.
Wenn du in die Zukunft möchtest, musst du dich von dort aus abholen lassen. Also wäre es vielleicht besser, nach Himmerod
aufzubrechen, mindestens jeden zweiten Tag auf dem zukünftigen Gelände des Forschungsareals zu verbringen und darauf zu hoffen,
dass Tom und die Amerikaner daran arbeiten, uns zurückzuholen.«
Gero schüttelte unwillig den Kopf. »Bevor wir nochmals in die Kammer einbrechen, möchte ich wissen, welcher Tag heute ist.«
Er war an weiteren Versuchen mit dem Haupt nicht interessiert. Wenn er tatsächlich in seine Zeit zurückgelangt war, musste
er sich zunächst seinem Auftrag widmen. Vielleicht konnte der eingeweihte Bruder des Hohen Rates, der – wenn alles nach Plan
lief – ihn hier bereits erwartete, dabei helfen, Hannah und Anselm dorthin zurückzubringen, wo sie hergekommen waren. Seit
geraumer Zeit stellte sich Gero die Frage, was sich der Orden vom Einsatz des Hauptes versprach. Niemals hätte er vermutet,
dass sich hinter den vagen Andeutungen seines Komturs ein solches Geheimnis befand. Er wusste nicht einmal, ob er wütend sein
sollte, weil d’Our ihn und seine Kameraden unvorbereitet zu einem solchen Auftrag entsandt hatte.
Anselm schien seine Gedanken zu erraten. »Angenommen, wir sind dort angekommen, wo du hin wolltest, könnte es nicht sein,
dass hier jemand existiert, der uns helfen kann? Ich meine, selbst wenn du nicht weißt, wie der Mechanismus des Servers funktioniert,
gibt es doch bestimmt jemanden in eurem Verein, der sich damit auskennt, oder?«
»Ich denke schon«, bestätigte Gero, »dass es da jemanden gibt, der weiß, was es mit der Wirkungsweise des Hauptes auf sich
hat. Und wenn mein Komtur Recht behält, sollte ich diesen Mann hier im Kloster treffen. Jedoch sind alle Spekulationen sinnlos,
bevor wir nicht wissen, ob wir am rechten Zeitpunkt angelangt sind.« Er hielt Hannah |484| am Arm fest und verlieh ihr damit die nötige Sicherheit, um voranzugehen. Recht schnell hatte er den schmalen Pfad gefunden,
der über einen Damm direkt zur Klosterpforte führte. Wie folgsame Soldaten marschierten Anselm und Matthäus hinterher.
Das Läuten hatte aufgehört, und die Lichter hinter den Fenstern waren schwächer geworden. Anselm hatte seine LED-Lampe auf
den letzten paar Metern vor der lang gezogenen Bruchsteinmauer ausgeschaltet und unter seinem Mantel versteckt.
Hannah beobachtete mit einem mulmigen Gefühl, wie Gero voraus lief und im wechselhaften Mondlicht auf einen Mauervorsprung
kletterte. Während er sich daran hochzog, versuchte er über die steinerne Einfriedung zu spähen. Dann stieg er wieder herab,
und als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre, zog er an einem langen Strick und läutete damit die Glocke an
der Klosterpforte.
»Da kommt
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