Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Thors, Bruder Theobald, stand, eingehüllt in goldenes Nachmittagslicht, mitten auf dem Hof und koordinierte
     mit der Seelenruhe eines Mannes, der mit seiner Welt in Einklang lebt, die Aufstellung der bereits anwesenden Delegationen.
     Seine Gestalt war schlank und hoch gewachsen und deutete eine mit den Jahren erworbene Zähigkeit an, die an den sehnigen Unterarmen
     und den von Entbehrungen gezeichneten Gesichtszügen erkennbar war. Ganz im Gegensatz dazu standen die gütigen braunen Augen,
     in deren Winkeln der Schalk wohnte und deren Klarheit ihren Besitzer als tiefgründigen Menschen mit hohen moralischen Werten
     kennzeichneten. Sein dunkles Haupthaar war so kurz, dass die Haut darunter fast wie bei einer Glatze schimmerte, dazu trug
     er einen lockigen Vollbart, durchwebt mit silbernen Fäden, der eine Fingerkuppe breit über das Kinn hinausreichte. Gero kannte
     den Mann recht gut und wusste aus Erzählungen älterer Brüder, dass es sich bei ihm um einen besonnenen Ordensritter handelte,
     dessen taktisches Kampfgeschick etlichen Kameraden das Leben gerettet hatte.
    »Bruder Gero!« Theobald empfing ihn mit einem warmen Lächeln und reichte ihm zur Begrüßung die Hand. Gero schlug ein und lächelte
     ebenso freundlich zurück.
    »Ich freue mich, Euch zu sehen«, sagte er ehrlich.
    Kurz darauf erklang vom Hof der Ruf eines Horns: das Zeichen, dass nun alle Truppen der einzelnen Komtureien eingetroffen
     und der Treck zur Weiterreise aufbrechen konnte.
    Während Gero darauf wartete, dass seine Männer vollzählig beisammen standen, trat Bruder Theobald an ihn heran, um ihn mit
     den letzten Anweisungen vertraut zu machen.
    Gero hörte ihm aufmerksam zu. Danach ließ er seinen Blick über den Hof schweifen. An die fünfzig Templer in weißen Mänteln
     mit rotem Kreuz auf Brust und Schulter bevölkerten das eingefriedete Areal. Viele der Anwesenden gehörten zur Elite der kämpfenden
     Truppe. Auserwählt in zahlreichen Wettkämpfen, die regelmäßig unter den Komtureien und Ordensburgen ausgetragen wurden, setzte
     man sie bevorzugt bei Aufgaben ein, die über das normale Maß hinaus |60| gefährlich oder besonders vertrauensbedürftig waren. Auch Gero und seine anwesenden Kameraden gehörten zu dieser Elite.
    Im vergangenen Frühjahr durften sie mit einigen Brüdern anderer Komtureien den Papst und sein Gefolge auf einer Reise vom
     provenzalischen Carpentras aus nach Poitiers eskortieren, um im Angriffsfall das Leben des heiligen Vaters zu sichern. Dort
     war ein Treffen mit dem König geplant gewesen, zu dem man im Anschluss auch den Großmeister des Templerordens geladen hatte.
     Nun sollte ihnen diese Loyalität damit vergolten werden, dass der Vertreter Gottes auf Erden sie schändlich im Stich ließ,
     dachte Gero resigniert. Schon damals waren ihm Bedenken gekommen, ob mit Bertrand de Goth, wie Papst Clemens V. eigentlich
     hieß, der richtige Mann an der richtigen Stelle saß.
    Eines Morgens hatte man ihn zu seiner Überraschung von der Seite des Papstes abberufen. Der Kommandeur des Trecks, ein erfahrener
     Ritterbruder der Ordensburg in Troyes, überantwortete ihm stattdessen ohne weitere Erklärung den Schutz eines prunkvoll geschmückten
     Begleitwagens am hinteren Ende des Zuges. Dessen Bewohnerin, Brunissende de Foix, zählte zum ständigen Gefolge des Heiligen
     Vaters. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, dass die gute Beziehung der Grafentochter aus dem provenzalischen Süden zum
     Oberhaupt der Christenheit nicht nur geistiger Natur entsprang. Um zu wissen, wo ihre wahren Qualitäten zu finden waren, brauchte
     man sie nur anzuschauen. Nachtschwarzes Haar, Augen so dunkel und so verlockend wie die Sünde und Lippen so rot und so feucht
     wie der Saft eines aufgeplatzten Granatapfels. Den ganzen Tag war Gero ihrem prachtvollen Wagen gefolgt, und immer wieder
     hatte Brunissende ihren Kopf durch die pompösen Vorhänge gesteckt und ihm zugelächelt.
    Eine Meile vor der nächsten Komturei, in der sie übernachten wollten, kam der Zug ins Stocken, weil eine größere Menschenmenge
     dem Papst huldigen wollte und sich nicht davon abbringen ließ, die Kinder und das Vieh von ihm segnen zu lassen.
    Gero ritt ein Stück am Wagen der Grafentochter vorbei, um aus der Entfernung die Lage zu sondieren. Auf Höhe des Kutschbockes
     stellte er sich in die Steigbügel und spähte über die Kolonne hinweg, ohne jedoch etwas erkennen zu können. Mit einem Seufzer
     ließ er sich in seinen Sattel

Weitere Kostenlose Bücher