Das Rätsel der Templer - Roman
kam es Hannah vor wie ein Seufzer der Verzweiflung.
Doch sie dachte nicht weiter darüber nach, sondern sie tat, was er von ihr verlangte. Während er keuchend in sie eindrang,
presste sie ihre Schenkel an seine Hüften und hielt mit beiden Händen seinen Rücken umklammert, als wolle sie ihn nie wieder
loslassen. Später, als er mit geschlossenen Augen und selig lächelnd neben ihr lag, küsste sie ihn auf die bärtige Wange.
»Kann es sein«, fragte sie vorsichtig, »dass du jemand anderen vor Augen hattest, als du gerade mit mir geschlafen hast?«
»Nein«, erwiderte er rasch – zu rasch für Hannahs Geschmack. »Wie kommst du darauf?« Er hatte sich aufgerichtet und sah sie
unsicher an.
»Vergiss es«, sagte sie und starrte an den dunkelblauen Betthimmel, der in einem gold schimmernden Kreis mit den zwölf Sternzeichen
bestickt war
»Ich möchte, dass du sagst, was du denkst«, erwiderte er. »Wir kommen aus zweierlei Welten. Nur so kann ich verstehen, was
in dir vorgeht.«
»Alle sehen mich so komisch an. Könnte es sein, dass ich deiner Frau ähnlicher bin, als du es zugeben möchtest?«
»Mag sein«, sagte Gero und sah sie für einen Moment schweigend an. An seinen wandernden Pupillen konnte sie sehen, wie er
in ihrem Gesicht nach vertrauten Spuren suchte. »Ja. Du siehst ihr sehr ähnlich«, sagte er schließlich. »Und doch kenne ich
den Unterschied. Hab keine Furcht, die Frau, die ich liebe, ist nicht tot, sie wird erst noch geboren«, fügte er lächelnd
hinzu.
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Mittwoch, 24. 11. 2004 – Das Meer der Möglichkeiten
»Trotz intensiver Nachforschungen konnte ich über die genannten Personen nichts in den historischen Dateien von Frankreich
entdecken«, erklärte Professor Hertzberg mit größtem Bedauern. »Leider muss man sagen, dass die heute noch vorhandenen Nachweise
über die Templer in Frankreich äußerst lückenhaft sind. Vieles an historischem Material, was die Revolution und Napoleon überstanden
hat, ist anschließend den zwei Weltkriegen zum Opfer gefallen. Außerdem musste man schon ziemlich berühmt sein, um in der
Welt des Jahres 1307 Spuren zu hinterlassen«, betonte Hertzberg mit einer entschuldigenden Geste.
Die Blicke der versammelten Vertreter der amerikanischen Regierung, des Militärs sowie der Wissenschaft konnten ihre Enttäuschung
über das negative Ergebnis nicht verhehlen. Auch Tom Stevendahl war enttäuscht. Er hatte sich so sehr ein Lebenszeichen seiner
verschollenen Freundin gewünscht. Dabei war es ihm vollkommen gleichgültig, aus welcher Zeit es stammte. Wenigstens hätte
er dann gewusst, wo sie sich genau befand, und seine Anstrengungen sie in die heutige Zeit zurück zuholen, auf ein genaues
Jahr datieren können.
Bislang war es ihm lediglich gelungen, die Reparaturarbeiten an der Anlage mit Rat und Tat zu beschleunigen. Bei dem sensationellen
Fund aus der Zukunft war er hingegen noch keinen Schritt weitergekommen.
»Die einzigen Urkunden, die wir zur Komturei von Bar-sur-Aube gefunden haben«, fuhr Hertzberg fort, »belegen deren Verkauf.
1288 wurde das Gebäude aus noch unbekannten Gründen an die Hospitaliter veräußert.« Der Historiker trank einen Schluck Wasser.
»Allerdings habe ich ein paar andere, interessante Aspekte entdeckt, die auf den späteren Bau einer neuen Komturei des Templerordens
ungefähr eine Meile südöstlich der Stadt hinweisen.«
»Was denken Sie, Herr Professor?«, führte der amerikanische Botschafter an, »Gibt es Möglichkeiten, historische Hinweise zu
finden, dass die Templer tatsächlich Kontakt zu einer weit entfernten zukünftigen Zivilisation hatten?«
|563| Hertzberg setzte ein hintergründiges Lächeln auf. »Es gibt eine Menge merkwürdiger Hinweise, wenn man beginnt, sich mit der
Geschichte der Templer zu beschäftigten. Denken Sie nur an die zahlreichen Gralstheorien, die durch unzählige Bücher und Filme
geistern.« Er machte eine entschiedene Handbewegung. »Ich glaube wahrhaftig, wir sind etwas ganz Großem auf der Spur, das
dem sogenannten heiligen Gral eine neue Dimension verleiht.«
»Wie meinen Sie das?« General Lafour vergaß seine Vorbehalte, die er gegenüber Hertzberg hegte, weil dieser ihn bereits des
Öfteren wegen seiner Zugehörigkeit zu den Freimaurern geneckt hatte.
»Denken Sie nur an das ausgeklügelte Finanzsystem der Templer«, erwiderte Hertzberg. »Kein Historiker vermag bis heute zu
sagen, woher der Orden dieses Wissen hatte.
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