Das Rätsel der Templer - Roman
amüsiert, und dabei betrachtete er Hannah mit einer unverhohlenen Direktheit, die
sie erröten ließ.
Hannah wusste instinktiv, dass es sich bei dem Namen Elisabeth um Geros verstorbene Frau handeln musste.
Nach dem Essen ließ Gero es sich nicht nehmen, seinen Gästen ihre Unterkünfte zu zeigen. Anselm bezog zusammen mit Matthäus
ein Zimmer im ersten Stock, dort, wo gewöhnlich die Männer des Hauses untergebracht waren.
Selbstverständlich übernahm Gero es auch, Hannah zu ihrer Kammer zu begleiten. Auf der Schwelle zum Treppenaufgang begegnete
ihnen die Burgherrin mit einer Kerze in der Hand.
»Soll ich nicht lieber eine Magd rufen, die unseren Besuch zum Schlafgemach führt?« Der Blick, den Jutta von Breydenbach ihrem
Sohn zuwarf, war unmissverständlich.
»Macht Euch keine Umstände, Mutter«, erwiderte Gero lächelnd und nahm seiner verblüfften Mutter den brennenden Leuchter aus
der Hand. »Ich weiß, wo unser Gast wohnen soll.«
Der bunt bemalte Raum verfügte über ein großes Himmelbett und eine wärmende Feuerstelle und befand sich im zweiten Stock neben
den übrigen Frauengemächern.
»Und, was sagen deine Eltern zu unserem Erscheinen?«, fragte Hannah, während sie sich in der komfortabel eingerichteten Kemenate
umschaute.
»Mein Vater ist eingeweiht.«
»Sag bloß, du hast ihm die Sache mit der Zeitreise erzählt?« Hannah sah Gero überrascht an.
»Es ist eine längere Geschichte«, fügte Gero hinzu und schloss die helle Kirschholztür hinter sich, die mit zahlreich geschnitzten
Blumen und Ranken versehen war. »Anscheinend haben dein Maleficus und sein Meister schon des Öfteren ihre Spuren im Saalholz
hinterlassen. |560| Außerdem ist mein Vater in das Geheimnis des Ordens eingeweiht. Seine Kenntnisse sind jedoch nicht ausreichend genug, als
dass er uns helfen könnte. Wir werden, wie ich schon sagte, nach Franzien zurückkehren müssen, um unseren Komtur zu suchen.«
Statt weiterzusprechen, ging er zum Kamin, kniete nieder und zündete mit wenigen Handgriffen das Holz an. Als es zu knistern
begann, sah er auf.
»Außer meinen Kameraden und meinem Vater weiß jedoch niemand etwas über eure Herkunft. Also bitte ich dich, weiterhin Stillschweigen
zu bewahren.«
Hannah nickte und ließ sich mit einem Seufzer auf dem bequemen Bett nieder. Mit tastenden Fingern nahm sie ihren Schleier
ab, nachdem sie ihr Haar von den Nadeln befreit hatte. Während sie sich mit beiden Händen durch ihre Locken fuhr, fing sie
Geros eigentümlichen Blick auf. Mit zwei Schritten war er bei ihr, sank vor ihr auf die Knie und nahm ihre Stiefel in die
Hände.
»Lass mich das machen«, sagte er und zog ihr mit einem Ruck das verschmutzte Schuhwerk aus. Ohne sie anzusehen, streifte er
ihr die Strümpfe ab und massierte sanft ihre Füße.
»Womit habe ich das verdient?« flüsterte Hannah.
Seine Handflächen fuhren sanft ihre nackten Beine hinauf. Schneller als sie es für möglich gehalten hätte, schob er ihr das
Unterkleid und den Surcot in die Höhe, wobei er sie sanft, aber bestimmt auf das Bett drückte.
»Gero«, stieß sie hervor. »Was …?«
Er ließ sie nicht aussprechen, sondern küsste sie. Dann zog er ihr den Slip herunter. Ebenso rasch hatte er sein Hosenband
gelöst.
»Nicht so hastig«, mahnte sie ihn und legte ihm abwehrend die Hand auf die Brust. »Lass mich wenigstens das Kleid ausziehen.«
Verlegen hielt er inne. »Verzeih«, murmelte er und zog sich zurück. »Ich habe mich vollkommen vergessen.«
Er half ihr dabei, Cotte und Surcot über den Kopf zu streifen. Während er sich seiner restlichen Kleidung entledigte, schlüpfte
sie nackt unter die seidigen Laken.
Die fremdartige Umgebung ließ ihr jegliche Handlung unwirklich erscheinen.
|561| Das Öllicht spiegelte sich im einzigen Glasfenster des Raumes, das sie in seiner nach oben spitz zulaufenden, gotischen Form
an ein Kirchenfenster erinnerte. Christus am Kreuz, eine bunt bemalte Madonnenfigur mit Kind auf einem kleinen Sockel und
ein silberner Weihwasserkessel an der gegenüberliegenden Wand taten ihr übriges. Ansonsten waren die Wände über und über mit
grünen Ranken, Blättern und Blumen bemalt. Der Duft von Rosenöl strömte ihr aus den kostbaren Laken entgegen. Hier erinnerte
nichts an die muffigen Wohnstuben so manch alter Burgen, die ihre Räumlichkeiten als Touristenattraktion feilboten.
»Halt mich«, keuchte er, als er wenig später nackt zu ihr ins Bett kroch. Fast
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