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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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der Vorgänge, und das gab ihr ein Gefühl der Überlegenheit.
    Dr. Baatz stellte sie Ingenieur Andropow vor und sagte: „An ihr können Sie das Einschlafen messen!“
    „Kommt gar nicht in Frage!“ rief der Ingenieur dröhnend. „Wo leben wir denn! Experimente mit Menschen!“
    „Sie haben Frau Doktor Baatz mißverstanden“, sagte Wiebke sanft. „Ich habe das Gift bereits genommen, vor einer Stunde, aus eigenem freiem Entschluß. Frau Doktor Baatz hat eine schriftliche Erklärung von mir, daß ich mit jeder Art der Behandlung einverstanden bin, die im Interesse der Heilung als angebracht erscheint, auch wenn sie bisher an Menschen noch nicht vorgenommen wurde. Und hier hab ich noch etwas für Sie – mein letztes EEG, ist ungefähr ein Jahr alt.“ Sie reichte dem Ingenieur einen Umschlag.
    Ingenieur Andropow nahm den Umschlag, drehte ihn hin und her und fluchte leise und unterdrückt auf russisch. Dann sagte er drohend zu Wiebke: „Darüber sprechen wir noch, später, wenn Sie wieder gesund sind!“ Und zu Frau Dr. Baatz gewandt fuhr er fort: „Ein Einzelzimmer. Sofort ins Bett. Ich schaffe die Geräte heran!“
    Zehn Minuten später lag Wiebke im Bett, die Haube auf dem Kopf, um sie herum eine Schar Assistenten, die das Gerät anpaßten. Dann verließen auch sie das Zimmer. Es blieben nur Monika Baatz und der Ingenieur, der sich aber im Hintergrund, hinter Wiebkes Kopf am Gerät, aufhielt. „Unterhalten Sie sich!“ forderte er barsch.
    „Sie müssen im Interesse der Kranken meine Handlungsweise begrüßen, obwohl Sie sie prinzipiell nicht billigen können, nicht wahr?“ sagte Wiebke.
    Der Ingenieur brummte. „Ihre Gelassenheit ist auch nur – wie sagt man deutsch? – Galgenhumor.“
    „Nicht ganz“, sagte Wiebke, „ich trau Ihnen eben allerhand zu.“
    „Warum haben Sie das getan?“ fragte Monika Baatz leise.
    „Ach wissen Sie“, sagte Wiebke, „lassen Sie lieber mich Fragen stellen! Wie geht es Schirin Trappe?“
    „Nicht gut“, sagte die Ärztin bekümmert, „sie hat jetzt schon zwischen den Anfällen kurze Halluzinationen. Warum fragen Sie gerade nach ihr?“
    „Weil sie meine Schwägerin wird. Denke ich wenigstens. Und wie sieht es mit Frau Hoffmeister aus?“
    „Noch schlechter. Bis morgen wollen wir noch warten.“ Und nach einer Weile fügte die Ärztin hinzu: „Vielleicht, wenn sich Ihre Partisanenaktion als erfolgreich erweist…“
    „Na sehen Sie!“ sagte Wiebke.
    „Hören Sie“, ließ sich von hinten der Ingenieur vernehmen, „wie fühlen Sie sich?“
    „Ausgezeichnet!“ sagte Wiebke.
    „Empfinden Sie irgendwelche Schwankungen Ihrer geistigen Aktivität?“
    „Nein, gar nicht, ich habe mich selten so wohl gefühlt. Kein Wunder, ich bin für nichts mehr zuständig.“
    „Aber das Gift wirkt bereits. Das Gerät zeigt erste Schwankungen der Gehirnaktivität an. Kurzfristige Synchronisationswellen laufen über das Großhirn. Wie spät ist es denn?“
    „Acht Uhr dreißig“, sagte Frau Dr. Baatz.
    „Also noch zweieinhalb Stunden“, brummte der Ingenieur, „erstaunlich!“
    „Und?“ fragte Wiebke. „Ist das aufschlußreich?“
    Die Antwort des Ingenieurs ließ auf sich warten. Erst nach einer ganzen Weile sagte er: „Tut mir leid, das läßt sich noch nicht feststellen. Ich hoffe es.“
     
    Schon vom Hubschrauber aus rief Herbert in Oranienburg an. Er reichte Dr. Willenius den anderen Kopfhörer.
    „Fred! Fred, hörst du mich?“
    „Ja, höre dich gut. Hier läuft alles.“
    „Gibt es Probleme?“
    „Mit dem Betrieb keine. Die Kollegen sind mit Feuereifer dabei. Es wird alles so ablaufen wie an dem Tag, an dem sich das Zeug zersetzt hat. Einiges muß simuliert werden – ein paar Fahrzeuge auf dem Hof, die nicht zum Betrieb gehören. Falls wir die Originale doch brauchen, habe ich die Adressen. Und einige Kollegen sind nicht greifbar, es ist aber so, daß wir überall ein vollständiges Bild bekommen. Keine Informationslücke.“
    „Gut, wir sind in zehn Minuten bei euch. Wissen alle, worum es geht?“
    „Das ist allen klar.“
    Um acht Uhr dreißig setzte der Hubschrauber neben dem Milchforschungsinstitut auf.
    Der Hof stand voll von Fahrzeugen – drei fahrbare Umweltschutzstationen, ein paar rollende Speziallabors, mehrere Personenkraftwagen. Überall liefen Leute herum mit den verschiedensten Meß- und Prüfgeräten in Koffer-, Tragetaschen- und Rucksackform, mit und ohne Kabelverbindung untereinander und zu den Wagen. Ruhender Pol in diesem

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