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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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man heizt. Und das bedeutet in unserem Fall, es ist gleichgültig, in welcher konkreten Form die Energie in das Molekül eingebracht wird!“
    „Prinzipiell ja“, bestätigte der Chemiker.
    „Also doch die Köpfe bestrahlen“, platzte Fred heraus.
    „Ich sagte prinzipiell“, entgegnete der Chemiker, „praktisch ist das ungeheuer kompliziert. Teilchenbestrahlung scheidet aus, das war ja schon klar. Elektromagnetische Strahlung in diesem Wellenbereich dringt nicht durch. Thermische Energie ist nicht zu verwenden. Mechanische Energie, tja, da wird's am kompliziertesten. Das Molekül nimmt ja zunächst alle Energie auf, die ihm von Nachbarmolekülen übertragen wird, dann dämpft es sie, setzt sie um in die verschiedensten Eigenschwingungen seiner Teile oder gibt sie weiter. Es muß aber einen Schwingungszustand des Moleküls geben, bei dem genau die erforderliche Energie in diesen Phosphorkomplex abgegeben wird.“
    „Und wie findet man den?“ rief Fred ungeduldig.
    „Wieso muß es den geben?“ fragte Herbert etwas zurückhaltender. Der Chemiker holte tief Luft. „Glaubt bitte nicht, ich veranlasse euch aus Spaß an der Freude dazu, daß ihr euch unsere Köpfe noch einmal zerbrecht. Doch ihr müßt den inneren Zusammenhang vollständig begriffen haben. Jetzt hab ich euch soweit, daß ich euch das wichtigste Ergebnis unserer Berechnungen mitteilen kann und daß ihr die Antwort auf eure beiden letzten Fragen selbst daraus entnehmt. Dieses Ergebnis lautet ganz einfach: Das Sigmaphaginmolekül kann nicht spontan zerfallen.“
    Herbert und Fred sahen sich an. Langsam dämmerte ihnen die Bedeutung dieser Feststellung.
    „Also muß in Oranienburg irgend etwas…?“ fragte Herbert.
    „Ja.“
    Fred stand ungeduldig auf. „Worauf warten wir? Herbert, alarmiere den Direktor dort, wir fahren hin!“
    „Warte mal, laß mich erst zu Ende denken“, bat Herbert. Dann wandte er sich an Dr. Willenius: „Kannst du wenigstens etwas genauer umreißen, wonach wir suchen müssen?“ fragte er.
    „Praktisch nach allem und jedem“, antwortete der Chemiker. „Vorhin haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie die Energie an die Bruchstelle gelangt. Jetzt müssen wir die Frage beantworten, wie die Energie an das Molekül kommt. Und da sind wieder alle möglichen Arten von Energieübertragung denkbar.“
    „Gut“, sagte Herbert. „Fred, du nimmst den Hubschrauber und fliegst hin. Ich veranlasse folgendes: Wenn du ankommst, steht dir jemand vom leitenden Personal zur Verfügung. Und die örtliche Polizei. Deine Aufgabe: Stell ein Protokoll zusammen, an welchen Orten zu welchen Zeiten sich dort das Phagin befunden hat, wann und womit es transportiert wurde, mit welchen Geräten und Maschinen es bearbeitet wurde und welche Prozesse in der jeweiligen Umgebung abliefen. Wir müssen an jedem Punkt die Bedingungen vollständig rekonstruieren können, die bestanden haben. Laß gnadenlos jeden aus dem Bett holen, der irgendwie damit zu tun hatte. Versuche, das bis acht Uhr zu schaffen! Ich werde hier inzwischen mit Doktor Willenius alle Arten von Rezeptoren zusammenstellen, die wir brauchen. Ich hoffe, das meiste haben wir im Umweltschutz.“ Fred hatte schon den Mantel angezogen.
     
    Der Linienbus beschrieb einen sanften Bogen und hielt vor der Südgarage. Hier herrschte zu dieser Stunde, morgens gegen sieben Uhr, Hochbetrieb. Ständig kamen Leute in Bussen und Wagen oder fuhren wieder ab – Leute, die von außerhalb kamen oder, wie Wiebke, eine Fahrt nach außerhalb antreten wollten. Die Südgarage – sie hatte offiziell einen viel längeren Namen – war ein nicht sehr hoher, aber ausgedehnter Gebäudekomplex. Das Haus, vor dem die Linienbusse hielten, war mit seinen drei Stockwerken das höchste: unten Empfang und Abfertigung, darüber zwei Geschosse Hotel und Restauration. Dahinter erstreckten sich Werk- und Garagenhallen über ein Areal, das einem kleinen Sportflugplatz durchaus Ehre gemacht hätte. Jeder, der im Südteil der Bezirkshauptstadt einen Wagen hatte, ganz gleich, ob Betrieb oder Privatmann, mußte ihn hier abstellen, und wer von außerhalb kam, parkte hier den Wagen ebenfalls – in der Stadt verkehrten seit ein paar Jahren nur noch die kleinen elektrisch angetriebenen Selbstfahrtaxis.
    In der Empfangshalle herrschte gedämpftes Stimmengewirr. Etwa hundert Reisende waren anwesend, aber sie verloren sich in den Sitzecken, zwischen den Service-Automaten und den fünfzehn Abfertigungskabinen.
    Hier, unter den

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