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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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gingen ihren üblichen Verrichtungen nach, waren
aber etwas erstaunt, dass niemand zu Besuch kam. Die Hausfrau in
Svalbard schaute meist nach den Mittagsnachrichten im Rundfunk
vorbei und berichtete ihnen, was so in der Welt passiert war. In
Innerhof gab es nämlich kein Radiogerät, sodass
Nachrichten auf anderen Wegen zu ihnen vordringen mussten.
Zeitungen bekamen sie erst, nachdem sie durch die Hände
zahlreicher Leser gegangen waren. Gemeindevorsteher Grímur
abonnierte Tíminn, und Kaufmann Ásmundur bezog
Morgunblaðið. Tíminn wanderte von Grímur zu
Guðjón auf dem Rathof, während die Leute in
Svalbard dem Kaufmann Morgunblaðið zum halben Preis
abkauften, wenn er mit der Zeitung fertig war. Lehrer Högni
hatte das Volksblatt abonniert und sammelte es in ordentlichen
Mappen. Nach dem Lesen kamen alle Zeitungen in die Bibliothek, und
dort konnten dann die beiden Frauen mitsamt den anderen
Inselbewohnern einen Blick hineinwerfen. Dann waren die Zeitungen
aber oft schon viele Wochen alt und die Nachrichten etwas
angegammelt. Die Fortsetzungsromane waren aber zeitlos und bei den
Frauen von Innerhof sehr beliebt. Wenn die Zeitungen einige Wochen
auf den Regalen der Bibliothek verbracht hatten, wurden sie in
einen Kasten an der Hauswand gelegt, von wo sie wieder abgeholt
wurden, um dann ihr Dasein auf den Plumpsklos einiger nicht so
begüterter Familien auf der Insel zu beenden. Das Wenige, was
nicht in dieser Form genutzt wurde, durften die Männer von
Endenkate verfeuern.     
     
    An diesem Tag gelangten aber keine
Nachrichten nach Innerhof, und auch Högni, der sonst
gewöhnlich am Nachmittag auf ein Tässchen Kaffee
hereinschaute, ließ sich nicht blicken. Der Kaffee stand in
der Thermoskanne bereit, und die Frauen hatten auch noch ein
Stück von dem Kuchen aufbewahrt, den Ingibjörg vor
Pfingsten gebracht hatte. Da sie nicht bemerkt hatten, dass das
Boot des Gemeindevorstehers heute ausgelaufen war, musste der
Lehrer vermutlich zu Hause sein. Also würde er wohl bald
kommen.
    Hallbjörg saß am
Küchenfenster und starrte durch die regennassen Scheiben. Sie
wollte sehen, ob jemand im Anmarsch war, um ihm die Tür
aufzumachen. Ganz entgegen ihren Gewohnheiten hatten sie
nämlich die Haustür verriegelt. In den letzten zwei Tagen
hatten sie viele Geschichten über diesen schrecklichen Mann
aus Reykjavík gehört, der besoffen durch den Ort wankte
und alle belästigte. Die beiden Frauen hatten deswegen nicht
gewagt, das Haus unverschlossen zu lassen. Aber sie verspürten
eine innere Unruhe. Obwohl sie es nicht voreinander zugaben, waren
sie gespannt, die neuesten Geschichten über diesen
unangenehmen Menschen zu hören.
    Hallbjörg, die gerade eine
Wollsocke fertig gestrickt hatte, nahm die Maschen zu einem neuen
auf und schaute zwischendurch in regelmäßigen
Abständen zum Fenster hinaus. Guðrún hatte die
Stricknadeln beiseite gelegt und beschäftigte sich mit einer
alten Nummer von Morgunblaðið. Laut las sie den
Fortsetzungsroman »Ein Leben« von Guy de Maupassant
vor, 15. Fortsetzung. So hielten sie es immer. Die eine las laut
vor, während die andere weiterarbeitete. Auf diese Weise wurde
die Zeit besser genutzt. Meist war es Guðrún, die las.
Sie konnte besser sehen, und Hallbjörg wurde immer heiser,
wenn sie lange redete.
    Endlich bemerkte Hallbjörg, dass
sich draußen etwas bewegte. Durch das Fenster sah sie, dass
die Hausfrau von Svalbard unterwegs zu ihnen war, und zwar im
Laufschritt. Hallbjörg stand mit steifen Bewegungen auf, um
den Riegel wegzuschieben.
    *
    »23. Frage: Der König
bestimmt den Preis für eine Axt. Dritter
Buchstabe.
    Der König trug eine Axt in
der Hand, die reich mit Gold beschlagen war. Der Schaft war mit
Silberdraht umwickelt, und am Vorschaft befand sich ein kostbarer
Stein. Halli schielte ständig nach der Axt. Der König
bemerkte das und fragte, ob ihm die Axt gefiele. Er gab das zu.
›Hast du je eine bessere Axt erblickt?‹ ›Das
glaube ich nicht‹, sagte Halli. ›Würdest du dich
bespringen lassen, um in den Besitz dieser Axt zu kommen?‹
›Nein‹, sagte Halli, ›aber ich verstehe Euch,
wenn Ihr diese Axt zum gleichen Preis verkaufen wollt, zu dem Ihr
sie gekauft habt.‹ ›So soll es sein‹, sprach
der König, ›nimm sie in Empfang und möge sie dir
von bestem Nutzen sein. Mir wurde sie geschenkt, und genauso gebe
ich sie von mir.‹ Halli dankte dem
König.
    Die Antwort ist bespringen, und der
dritte Buchstabe ist S.«

Vierzig
    Kaufmann

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