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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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ist. Zweiter
Buchstabe.
    Melbrigdi Zahn, der schottische
Earl, und Jarl Sigurd hatten sich zu einem Treffen verabredet, um
ihre Streitigkeiten zu begleichen. Jeder durfte vierzig Männer
im Gefolge haben, aber Sigurd bemannte die vierzig Pferde jeweils
mit zwei Männern. Als Melbrigdi sie kommen sah, sprach er zu
seinen Mannen: ›Jetzt sind wir von Jarl Sigurd betrogen
worden, denn ich sehe an jeder Pferdeseite zwei menschliche
Füße.‹ Es gab einen harten Kampf, und Melbrigdi
fiel mit allen seinen Männern. Sigurd ließ ihnen die
Köpfe abschlagen, und sie ritten mit diesen Trophäen nach
Hause, um den Sieg zu feiern. Auf dem Rückweg wollte Sigurd
seinem Pferd die Sporen geben, aber er riss sich die Wade an einem
vorspringenden Zahn von Melbrigdi auf. Das Bein fing an zu
schmerzen und schwoll an, und diese Verletzung brachte Sigurd den
Tod.
    Die Antwort ist Melbrigdi, und der
zweite Buchstabe ist E.«

Siebenunddreißig
    Amtsärztin Jóhanna trug einen grünen Regenmantel
und einen schwarzen Regenschirm, doch der Bevollmächtigte des
Bezirksamtmanns hatte nur seinen Mantel an und nichts auf dem Kopf.
Sie standen ein paar Meter von dem Grab entfernt und betrachteten
den Mann auf dem Grabstein, zu dem Gemeindevorsteher Grímur
sie geführt hatte. Der Regen hatte sich im Lauf des Vormittags
wieder verstärkt.
    Grímur sagte leise: »Das
ist wohl der Reporter aus Reykjavík, der am Samstag mit dem
Postschiff angekommen ist. Mir wurde gesagt, dass er Bryngeir
heißt.«
    Jóhanna trat näher heran
und ging dann einmal um das Grab herum. Dann beugte sie sich
hinunter und nahm den Rücken des Mannes in Augenschein. Sie
sagte: »Die Rippen sind zu beiden Seiten mit zwei oder drei
groben Schnitten von der Wirbelsäule abgetrennt und dann
hochgedrückt worden. Danach hat man beide Lungen von hinten
aus dem Brustkorb gezogen.«
    Sie ging noch einmal um die Leiche
herum und fügte dann hinzu: »Andere Verletzungen kann
ich nicht sehen.«
    »Grímur blickte
abwechselnd sie und Kjartan an und fragte: »Sollen wir ihn
wegtragen und in die Kirche bringen?«
    Kjartan sagte mit zittriger Stimme:
»Nein, nein. Auf keinen Fall. Wir dürfen hier nichts
anrühren. Hier können wir überhaupt nichts
Sinnvolles tun. Wir müssen den Friedhof absperren und sofort
die Kriminalpolizei in Reykjavík
benachrichtigen.«
    Er hielt den Mantel beim Kragen
zusammen, denn das Regenwasser strömte ihm aus den Haaren
über das leichenblasse Gesicht.
    Jóhanna sagte:
»Derjenige, der diesen Mann aufgeschnitten hat, war nicht nur
kräftig, sondern auch daran gewöhnt, mit einem Messer
umzugehen. Es bedarf erheblicher Kraft und Präzision, um die
Rippen auf diese Weise zu durchtrennen. Und das Messer ist
groß und sehr scharf gewesen.«
    Grímur fragte Kjartan:
»Wirst du die Polizei in Reykjavík
anrufen?«
    Kjartan antwortete: »Ich
wäre dankbar, wenn du das tätest. Das Ganze ist mir schon
seit geraumer Zeit über den Kopf gewachsen. Ich glaube, ich
werde einfach bei nächster Gelegenheit nach
Patreksfjörður zurückfahren. Es wäre schön,
wenn du das mit der Kriminalpolizei erledigen
könntest.« 
    Grímur kratzte sich den Bart
unter dem Kinn. »Aber ich muss hier bleiben und aufpassen,
dass keine Kinder in die Nähe kommen«, sagte er
verwirrt.
    Jóhanna sagte: »Ich kann
in Reykjavík anrufen und die Kriminalpolizei
verständigen. Ich kann auch die Verletzungen
beschreiben.«
    Grímur war froh. »Ja,
und dann versucht bitte, Högni zu finden und ihm zu sagen,
dass er hierher kommen soll, und zwar in seinem Ölzeug. Er
kann mich als Wachtposten eine Weile
ablösen.«
    »Das mache ich«,
antwortete Kjartan. Er drehte sich abrupt um und verließ den
Friedhof fluchtartig.
    *
    »21. Frage: Der Tod von Erling
Hakonarson. Erster Buchstabe.
    Erling war ein hoffnungsvoller
Junge von sieben Jahren, als sein Vater, der Ladejarl Hakon, den
Jomswikingerüberfall auf Norwegen abzuwehren versuchte. Der
Kampf verlief sehr zu Ungunsten der Truppen des Jarls, und deswegen
versprach er der zauberkundigen Riesin Thorgerd Hardebraut ein
Menschenopfer, und als Opferlamm wählte er Erling. Jetzt
änderte sich die Lage schlagartig, denn eine Wolke zog auf,
aus der ein gewaltiges Schneetreiben niederging, und den
Jomswikingern trieb der Schnee entgegen. Wegen der Hitze hatten sie
tagsüber die Kleider abgeworfen, und jetzt wurde es
plötzlich bitterkalt. Dann bemerkten sie, dass Thorgerd sich
in den Reihen des Jarls befand, von jedem Finger der Unholdin
sausten die

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