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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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vertrauter Anblick.
    »Fahren Sie fort«, forderte Jeffrey Hart auf.
    »Hat die Polizei jemals Reifenspuren gefunden?«
    »Spuren haben sie durchaus gesichert, aber nie übereinstimmende Profile.«
    »Aha, das sagt mir etwas.«
    »Was?«
    »Ist es Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass Ihr Mann vielleicht nach jedem Abenteuer die Reifen an seinem Fahrzeug wechselt, weil er weiß, dass die Profile sich zurückverfolgen lassen?«
    »Doch.«
    Der Mörder grinste. »Das ist das erste Problem. Das Transportmittel. Das nächste ist die Isolation. Ihre Zielperson, ist er vermögend?«
    »Ja.«
    »Aha, das hilft. Ungemein.« Hart wandte sich wieder an Susan. »Ich hatte nicht den Luxus unbegrenzter finanzieller Mittel. Deshalb musste ich mir ein verlassenes Gelände aussuchen.«
    »Erzählen Sie mir was über diese Wahl«, bat Jeffrey.
    »Das erfordert Umsicht. Man muss sich davon überzeugen, dass man nicht zu sehen ist. Nicht zu hören ist. Dass man völlig unbemerkt bleibt. Dass man keine Aufmerksamkeit auf sich lenkt, wenn man kommt und geht. Es gibt viele Kriterien. Ich habe wochenlang gesucht, bis ich meinen Ort gefunden hatte.«
    »Und dann?«
    »Ein vorsichtiger Mann kennt sein eigenes Territorium. Ich hab es abgemessen und mir eingeprägt. Ich habe jeden Zentimeter dieses Lagerhauses genau studiert, bevor ich mit, ähm, meinen Gerätschaften eingezogen bin.«
    »Was ist mit Sicherheitsmaßnahmen?«
    »Der Ort selbst sollte sicher sein, das liegt in der Natur der Sache. Aber ich habe kleine Fallstricke und Krachmacher eingebaut – hier und da einen Stolperdraht, Dosen mit Nägeln, so was in der Art. Natürlich habe ich die immer umgangen. Aber ein ungeschickter Professor und zwei stolpernde Detectives, na ja, die haben einen Riesenkrawall gemacht, als sie da reingestürmt sind. All dieser Krach kam sie teuer zu stehen, Susan.«
    »Dachte ich mir.«
    Hart lachte wieder. »Ich mag Sie, Susan. Wissen Sie, auch wenn ich Sie gerne in zwei Hälften schlitzen würde, heißt das noch lange nicht, dass ich jemand anderem dieses einmalige Vergnügen gönne. Also, Susan, eine kleine Warnung von Ihrem Bewunderer. Wenn Sie Ihren Mann finden, seien Sie still. Sehr still. Sehr vorsichtig. Und gehen Sie immer davon aus, Susie-Q, dass er im nächsten Schatten auf Sie lauert.«
    Der Mörder senkte die Stimme ein wenig, so dass der quengelige Kinderton plötzlich einer Kälte wich, die sie erstaunte. »Und Ihr Bruder kann Ihnen aus eigener Anschauung bestätigen, dass Sie niemals zögern dürfen. Nicht eine Sekunde. Falls Sie die Gelegenheit haben, Susan, dann packen Sie sie beim Schopf, denn wir sind alle sehr schnell bei der Hand, wenn es darum geht, den Tod zu bringen. Sie merken sich das, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete sie mit wackeliger Stimme.
    Hart nickte. »Gut. Jetzt hab ich Ihnen eine kleine Chance eröffnet.« Er wandte sich wieder an Jeffrey.
    »Aber Sie, Professor, bei Ihnen bin ich mir sicher, dass Sie, obwohl Sie das alles wissen, zögern werden, und das kostet Sie das Leben. Sie interessieren sich zu sehr dafür, etwas zu sehen. Das treibt Sie an, nicht wahr? Sie wollen der Beobachter sein. Sie wollen es in seiner ganzen Einmaligkeit, in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit vor sich sehen. Sie sind der geborene Voyeur und kein Mann der Tat, und wenn es so weit ist, tappen Sie in die Falle Ihrer Zögerlichkeit. Das kostet Sie Kopf und Kragen. Ich reserviere Ihnen schon mal einen Platz in der Hölle, Professor.«
    »Ich habe Sie geschnappt.«
    »Nein, Professor, Sie haben mich
gefunden
. Und hätte dieser sterbende Detective nicht noch zwei Schuss abgegeben, die mich bedauerlicherweise zu viel Blut gekostet haben, dann säße diese Narbe an Ihrem Oberschenkel jetzt woanders.«
    Der Mörder deutete auf Jeffreys Brust, indem er mit seinem klauenartigen Finger bedächtig eine Linie in der Luft zog.
    Jeffrey merkte, wie er mit der rechten Hand unwillkürlich an sein Bein und die Stelle fuhr, an der Harts Messer ihn getroffen hatte. Er entsann sich, wie er reglos stehen geblieben war, als der Mörder zu seinen Füßen das Bewusstsein verlor, nachdem er ein einziges Mal mit seinem Jagdmesser ausgeholt und ihn übel verletzt hatte.
    Jeffrey wäre am liebsten augenblicklich aufgestanden und hätte den Raum verlassen. Er ertappte sich dabei, wie er sich schon eine Entschuldigung für seine Schwester zurechtlegte. Doch im selben Moment machte er sich klar, dass er noch nicht erfahren hatte, was er wissen musste. Er glaubte, dass

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