Das rätselhafte Iksilon
wollte, gab sie mir eine hinter die Ohren. Ein zweites Mal konnte sie mich aber nicht schlagen. Denn in diesem Augenblick betrat Martina das Wirtshaus. Als die Gäste sie sahen, begannen sie sofort, sie wie immer damit zu ärgern, wie dick, rund und hässlich sie sei. Als ein Gast zu ihr sagte, dass sie aussehe wie eine, die heute drei Kürbisse zum Frühstück gegessen hätte, lachten alle laut auf. Ich fand das mit den Kürbissen auch komisch und lachte mit den anderen mit. Als Martina sah, dass auch ich lachte, begann sie zu weinen. Unter Tränen rief sie: ›Ab heute werde ich nichts mehr essen. Bald werdet ihr alle sehen, wie dünn ich dann bin!‹
Und wirklich. Seit diesem Tag aß sie weniger und weniger. Sie wurde von Tag zu Tag dünner, jetzt ist sie so dünn, dass ich sehr besorgt um sie bin. Mehrmals habe ich ihr zu essen gebracht, aber das half nichts. Sie wollte nichts anrühren von dem, was ich ihr brachte, und sie wollte auch kein Wort mit mir reden. Ich habe große Sorge um sie. Meine letzte Hoffnung ist die Hilfe der Hexe Halagara in ihrer Hexenküche.«
Die Hexenküche
»Was? Es gibt eine Hexe bei euch?«, rief ich.
»Sie ist keine Hexe«, lächelte Mim. »Es nennen sie nur alle so, weil sie im Wald lebt und viele Geheimnisse kennt und einen Zaubertrank zubereiten kann. Wenn jemand krank ist, gibt sie ihm etwas zu trinken oder ein Gras zu kauen. Dann ist er sofort wieder gesund.«
»Kann sie auch einen Zaubertrank mischen, damit ein Gesunder sofort krank wird?«
»Oh nein! Sie ist eine gute Frau. Sie hilft allen Menschen und will nur Gutes tun! Vielleicht kann sie mir dabei helfen, Martina zu heilen.«
»Warum gehst du nicht zu ihr?«
»Ich kann nicht. Ich habe Angst davor, allein in den Wald zu gehen. Aber wenn du mit mir gehst, dann kann ich meine Angst sicher besiegen!«
»Du bist ein Feigling! Aber weil ich dein Freund bin, werde ich dich begleiten. So viel Zeit habe ich noch. Vielleicht kann sie mir ja auch helfen. Zeig uns den Weg. Ich möchte diese Frau kennen lernen!«
Der Weg zu Halagara war nicht leicht zu finden. Jeder wusste, dass sie dort im Wald wohnte, wo er am dunkelsten ist. Als wir in den Wald kamen, wurde es immer dunkler. Der Wald sah sehr angsteinflößend aus. Es war nicht mehr möglich, auch nur einen schmalen Pfad zu finden. Lange Zeit liefen wir kreuz und quer durch den Wald, ohne irgendeine Spur von Halagara zu finden. Ich war müde und wollte schon umkehren, denn ich war wirklich schon sehr müde. In diesem Moment hörten wir ganz in der Nähe jemanden Geige spielen. Die Musik war schön, und wie verzaubert folgten wir beide diesen Zaubertönen. Wir folgten der Geigenmusik. So kamen wir bis zu einer Hütte, die über und über mit Efeu bewachsen war. Die Tür stand offen und aus dieser Tür drang die Musik zu uns heraus. Von außen konnten wir nicht sehen, wer drinnen Geige spielte. Ich wollte sofort hineingehen, aber Mim meinte, dass das zu gefährlich sei. Wir sollten uns besser verstecken und warten. So dachte er. Ich dachte allerdings, wenn wir schon hier wären, könnten wir auch gleich hineingehen. Aber er ließ sich nicht überzeugen.
Mim versteckte sich hinter einem Busch und ich ging allein ins Haus. Als ich drinnen war, sah ich, dass das Haus aus nur einem Zimmer bestand. Der ganze Raum war eine riesengroße Küche. Über dem Feuer hing ein riesengroßer Kessel, in dem irgendetwas vor sich hin köchelte. Die Regale waren voll mit getrockneten und mit frischen Kräutern. Der Tisch war für drei gedeckt. Es waren drei Teller, drei Löffel und drei Tassen. Und es gab drei Stühle.
Ein Stuhl war frei, auf den beiden anderen saßen zwei Strohpuppen, die wie menschliche Wesen aussahen. Die Musik konnte ich sehr gut hören, aber Halagara konnte ich nirgendwo sehen.
»Ist hier jemand?«, rief ich laut, doch niemand antwortete mir. Ich wiederholte die Frage mehrmals, immer lauter. Außer der Musik hörte ich nichts. Aber dann hörte ich plötzlich ein Quietschen. Ebenso plötzlich brach die Musik ab und die Tür eines alten Schrankes, der zwischen zwei Fenstern stand, öffnete sich wie von selbst. Aus dem Schrank heraus kam die so genannte Hexe Halagara.
Die Hexe Halagara
Sie war eine schöne, alte Frau, ganz schwarz gekleidet, mit einem spitzen Hut auf dem Kopf. Ihre Kleidung und ihr Hut waren mit bunten Sternen geschmückt. Sie trug eine Geige und lächelte, sodass ihr Gesicht noch schöner aussah. Sie schaute mich eine Weile an und sagte dann
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