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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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– oder?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Für wie lange?«
    »Mal sehen.«
    »Bitte...«
    Ich winkte ab. »Es kommt auch immer auf das Wetter an. Sie haben selbst davon gesprochen, dass es die letzten schönen Tage sind. Die möchte ich eben genießen.«
    »Da haben Sie Recht.« Maxine lächelte mich an, schob den Stuhl zurück, damit sie die Beine hoch und auf den Tisch legen konnte. Sie verschränkte die Hände im Nacken, schaute mich dabei an und auch das Fenster. »Jetzt haben wir uns ja schon vorgestellt. Sie glauben mir, dass ich Tierärztin bin?«
    »Natürlich.« Ich lachte. »Warum hätten Sie mich denn anlügen sollen? Besteht ein Grund?«
    »Nein, von meiner Seite nicht.«
    »Na bitte.«
    »Aber es gibt immer zwei Dinge im Leben. Wie kommt es nur, Mr. Sinclair, dass ich Ihnen nicht glauben kann? Abgesehen davon, dass Sie mir wahrscheinlich Ihren richtigen Namen gesagt haben. Ansonsten bin ich sehr skeptisch.«
    »Das müssen Sie für sich entscheiden. Ich weiß nicht...«
    »Ja, ja, ja«, unterbrach sie mich. »Bevor Sie sich vielleicht verhaspeln, sollten Sie mir eine Frage beantworten.«
    »Bitte.«
    »Empfangen Sie Besucher immer mit der Waffe in der Hand?«
    »Nein.«
    »Das ist mein Problem. Deshalb glaube ich Ihnen nicht.« Sie schwang die Beine vom Tisch und stellte die Füße wieder auf den Boden zurück. »Bekomme ich eine Antwort?«
    Sie hat mich durchschaut, dachte ich. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken. »Bedenken Sie, wo wir hier sind. Die Natur kann wunderbar sein, aber auch gefährlich. Ich denke, dass sich viele Menschen bewaffnen, wenn Sie in den Wald gehen. Jäger, Förster und so weiter...«
    »Akzeptiert«, sagte sie und machte eine scharfe Handbewegung. »Alles klar. Ich hätte auch nichts gesagt, hätten Sie mich mit einem Gewehr bedroht. Aber eine Pistole ist schon mehr als ungewöhnlich. Die Menschen hier laufen zumeist mit Gewehren herum: Pistolen sind hier äußerst ungewöhnlich, kann ich sagen.«
    »Bei mir ist eben alles anders.«
    Maxine schüttelte den Kopf. »Ich habe nach wie vor meine Probleme mit Ihnen, weil Sie nicht ehrlich sind. Sagen Sie mir, weshalb Sie wirklich hier in der Hütte sind?«
    Man muss eben vom Land kommen, um auch als Landmensch erkannt zu werden. An mir klebte dieser Stallgeruch nicht, und so nahm ich auf dem zweiten Stuhl Platz und saß der Ärztin gegenüber.
    »Gratuliere, Miss Wells. Sie haben eine scharfe Beobachtungsgabe. Alle Achtung.«
    »Menschenkenntnis, Mr. Sinclair.«
    »Auch das.«
    »Ich höre.«
    »Was wollen Sie denn hören?«
    »Die ganze Wahrheit.«
    Ich lachte. »Das kann ich mir denken. Und wenn ich nun nicht bereit bin, sie Ihnen zu erzählen?«
    »Wäre das dumm. Außerdem müsste ich raten, und das macht mir keine große Mühe.«
    »Jetzt höre ich.«
    Maxine lachte und räusperte sich. »Eigentlich verhalte ich mich Fremden gegenüber ja anders, aber es ist komisch. Ich verlasse mich wieder auf meine Menschenkenntnis, und die sagt mir, dass ich bei Ihnen vielleicht nicht falsch liege. Sie sind hier erschienen, um gewissen Vorgängen und Phänomenen nachzugehen.«
    »Könnte sein.«
    »Und diese Phänomene machen den einheimischen Behörden so große Probleme, dass sie damit nicht zurechtkommen. Deshalb haben Sie sich einen Spezialisten geholt. Ist das bisher so richtig gewesen, Mr. Sinclair?«
    »Ich sage nichts.«
    »Gut. Es hat Tote gegeben. Zernagt, regelrecht aufgefressen.« Sie schüttelte sich. »Man hat an Hand der Überreste festgestellt, dass es Rattenzähne waren, die das hinterlassen haben. Furchtbar und grauenhaft. Ratten hier oben. Vor allen Dingen Ratten, die Menschen angreifen und sie sogar noch fressen. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Da muss einfach mehr hinter stecken. Ist das so?«
    »Sie sind auf dem richtigen Weg!«
    »Dann sehe ich in Ihnen einen Polizisten oder eine Person in ähnlich offiziellem Beruf, die geschickt worden ist, um die Morde aufzuklären.«
    Ich lächelte, was Maxine nicht reichte. »Wollen Sie nicht zugeben, dass ich ins Schwarze getroffen habe?«
    »Sie beobachten wirklich gut.«
    »Ich kenne mich nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Menschen aus. Das lernt man im Laufe des Berufslebens.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    Ich überlegte, obwohl ich mich schon längst entschlossen hatte, der Frau Vertrauen zu schenken. Mit der Nackten am Bachufer hatte sie nichts zu tun. Aber sie war eine Frau, die sich in der Gegend gut auskannte, und Unterstützung kann man immer

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