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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte einer Frau gehört. Ich dachte sofort wieder an die Nackte aus dem Wald und sagte mit kräftiger Stimme: »Okay, ich werde öffnen. Keine Sorge.«
    »Das wollte ich auch meinen.«
    Sehr hart zerrte ich die Tür auf und zielte mit der Beretta nach draußen.
    Vor mir stand eine Frau. Aber nicht nackt, und sie sah auch anders aus als die Person, die ich an der anderen Bachseite gesehen hatte. Die Besucherin schüttelte leicht den Kopf und fragte: »Empfangen Sie Ihre Gäste immer so, Mister?«
    Nein, diese Frau hatte keine Angst. Um ihre Lippen spielte sogar ein spöttisches Lächeln, als wollte sie mir zeigen, wie sehr sie mir überlegen war.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es kommt darauf an, wer bei mir anklopft, Madam.«
    »Aha, so ist das. Dann stehe ich wohl auf der falschen Seite, nehme ich an.«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte ich und ließ meine Blicke über einen Körper und ein Gesicht gleiten, das einem Mann schon gefallen konnte – beides.
    Die Frau hatte blonde Haare. Sie waren zurückgekämmt und bildeten im Nacken einen langen Knoten. Sie trug Stiefel, einen Pullover, eine Hose und eine Jacke mit Wollfutter. Grüne und braune Farben bestimmten die Kleidung.
    Wer sie so anschaute, konnte sie für eine Försterin oder Jägerin halten.
    Sie sah frisch aus. Darauf wies auch die Farbe ihres Gesichts hin mit den roten Wangen. Helle, graublaue Augen musterten mich. Auf den naturroten Lippen lag ein Lächeln, und als sie jetzt wieder sprach, rümpfte sie die Nase. »Na, was ist?«
    »Kommen Sie herein.«
    Ich ließ sie vorbei und steckte meine Beretta wieder weg. Die Frau selbst beobachtete ich schon, und ich achtete darauf, wie sie sich bewegte.
    Sie betrat die Hütte nicht wie jemand, der sie noch nie von innen gesehen hatte. Der hätte sich anders verhalten und sich umgeschaut, aber diese Person ging, als wäre die Hütte hier so etwas wie ein zweites Zuhause.
    »Dann ist sie ja wieder vermietet worden«, sagte sie und lachte leise.
    »Wie Sie sehen.«
    »Es gibt also noch immer genügend Naturliebhaber, die die Einsamkeit schätzen.«
    »Eben.«
    Die Frau hob die Schultern. Sie drehte sich dabei und sah mich anzüglich an.
    »Haben Sie was?«
    »Nein, nein.« Aus ihrem Mund drang ein leises Lachen. »Sicher nicht, Mister. Nur nehme ich Ihnen den Naturliebhaber nicht so ganz ab, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Menschen, die hier oben Ruhe und Entspannung suchen, eben anders sind als Sie.«
    »Wie denn?«
    »Das kann ich Ihnen nicht genau erklären. So was muss man im Gefühl haben.«
    »Aber Sie sind anders.«
    »Vielleicht.«
    »Sie lieben die Natur.«
    »Da muss ich Ihnen Recht geben.«
    Sie hatte mich neugierig gemacht. Ihr Alter lag so zwischen 30 und 35. Angst zeigte sie nicht. Auch hier in der Blockhütte und zusammen mit einem Fremden zeigte sie ein forsches Auftreten, ohne die geringste Furcht zu haben. Entweder war sie wirklich so selbstsicher oder sie konnte super schauspielern.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte sie mich.
    »John Sinclair.«
    »Schotte?«
    »Fast.«
    »Klar, Ihr Dialekt ist noch eben schottisch.«
    »Meine Herkunft schon.«
    »Bestimmt. Der Sinclair-Clan ist auch hier bekannt.«
    »Mit ihm habe ich weniger zu tun. Aber da Sie jetzt meinen Namen kennen, würde ich auch gern Ihren erfahren.«
    »Ich heiße Maxine Wells. Dr. Maxine Wells. Den Doktor kann man sich sparen und den langen Vornamen auch. Die meisten nennen mich Max. Natürlich nur die sympathischen.«
    »Klar, verstanden und begriffen. Und Sie kommen von hier?«
    »Nein, nein, nicht direkt, wenn Sie damit Gateside gemeint haben. Ich habe meine Praxis in Dundee, bin aber oft in dieser Gegend.«
    »Welch ein Doktor sind Sie denn?«
    »Veterinär-Medizinerin.«
    »Also Tierärztin.«
    »Genau.«
    »Interessant.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, dann sind Sie so etwas wie eine Waldhüterin und kümmern sich um Tiere, die vielleicht verletzt sind.«
    Maxine Wells ging zum Tisch und setzte sich. Die Öllampe schob sie etwas zur Seite, um die Hände flach auf den Tisch legen zu können. »Ja und nein, ich bin mehr eine Liebhaberin der Natur. Ich wandere oft. Immer wenn ich ein paar Stunden Zeit habe, fahre ich hier in die Berge hinein. Das sind die letzten schönen Tage, ich weiß es. Die sollte man ausnutzen.«
    »Ja, noch ist es nicht kalt. Die ersten Stürme sind auch nicht gekommen.«
    »Freuen Sie sich. Dann können Sie die Tage hier oben noch genießen. Sie haben die Hütte doch gemietet

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