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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gebrauchen.
    »Sie zweifeln noch, Mr. Sinclair?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Das ist gut.«
    Ich streckte ihr über den Tisch hinweg meine Hand entgegen. »Sagen Sie John zu mir.«
    »Ich heiße Max.«
    »Also sind wir so etwas wie Partner.«
    Max lachte. »Das kommt darauf an, wie Sie die Dinge sehen, John. Ich denke, Sie haben mir noch einiges zu sagen.«
    »Wollen Sie nicht damit beginnen?«
    »Ach – warum?«
    »Sie kennen sich aus.«
    »Nicht mit den Morden.«
    »Aber in der Umgebung. Und auch mit Tieren.«
    Sie lächelte. »Ratten?«
    »Daran habe ich gedacht.«
    Maxine lehnte sich zurück. Sie schnaufte durch die Nase. »Es ist kein Gebiet für Ratten. Höchstens für Marder und an einigen Stellen auch für Biber. Aber Ratten...«
    »Trotzdem sind sie hier, und sie haben ihre schrecklichen Spuren hinterlassen.«
    »Ja, das sehe ich auch so.«
    »Bitte, ich...
    »Sie waren plötzlich da. Sie kamen wie aus dem Nichts«, formulierte die Ärztin mit leiser Stimme. »Ich kann es mir nicht erklären, woher sie plötzlich auftauchten. Und sie waren angriffslustig und gefräßig. Ich weiß, dass Ratten Menschen angreifen, aber nur in extremen Situationen und wenn sie ausgehungert sind. Was hier allerdings passierte, das sah mir so aus, als hätten sie einen Plan verfolgt. Hier sind Menschen systematisch ums Leben gekommen. Sie wurden geopfert, kann man schon sagen...«
    Ein Wort hatte mich schon überrascht, und das wiederholte ich auch. »Geopfert?«
    »Ja, so sehe ich es. Sie wurden geopfert. Das sah mir schon nach Ritualtaten aus. Es gibt ja kein Motiv. Als wären sie die Opfer für irgendeinen Dämon gewesen.«
    »Dämon?«, wiederholte ich.
    »Ja, Sie haben richtig gehört.«
    »Dann glauben Sie daran?«
    Ich konnte den Ausdruck ihrer Augen nicht so genau erkennen, stellte mir allerdings vor, dass er recht ernst aussah. »Mit dem Glauben ist es so eine Sache. Aber manchmal wird die Natur oder werden die Naturgesetze auf den Kopf gestellt.«
    »Da kann ich nicht mal widersprechen.«
    »Sehen Sie.«
    »Reden Sie weiter, Max.«
    Sie hatte die leere Dose gesehen und sagte: »Haben Sie vielleicht noch einen Schluck für mich?«
    »Aber immer doch.«
    Ich ging zur Reisetasche und kramte eine weitere Dose hervor, die ich ihr aufriss und reichte.
    »Danke, John.«
    Ich trank nichts und wartete darauf, dass Maxine die halb leergetrunkene Dose wieder abstellte. »Es geht einiges nicht mit rechten Dingen zu«, fuhr sie fort und wischte über die feuchten Lippen. »Ratten, die sich nicht so verhalten wie Ratten, sondern wie Tiere, die unter irgendeinem Befehl stehen. Ich gehe davon aus, denn ich kann mir ihr aggressives und tödliches Verhalten sonst nicht erklären.«
    »Wer sollte ihnen die Befehle denn gegeben haben?«, erkundigte ich mich.
    »Das weiß ich nicht. Aber auch ich bin hergekommen, um diesen Jemand zu treffen.«
    »Denken Sie an eine intelligente Oberratte?«
    Sie lachte mich nach dieser Frage auf keinen Fall aus. »Nein, daran habe ich noch nicht mal gedacht. Mir schwirrt etwas ganz anderes durch den Kopf.«
    »Und was, bitte?«
    »Dass es nicht unbedingt ein Tier sein muss«, erwiderte sie mit leiser Stimme.
    »Da käme dann nur ein Mensch in Frage.«
    Sie schaute mich an.
    »Ich warte auf die Antwort, Max!«
    »Könnten Sie sich so etwas vorstellen, John? Ein Mensch, der Ratten befehligt? Der ihnen sagt, dass sie Menschen angreifen und töten sollen?«
    »Ich kann mir alles vorstellen.«
    Sie räusperte sich leise. »Muss man das als Polizist denn können?«
    »Ja, muss man.«
    »Sie sind kein schlichter Dorfbeamter, womit ich nichts gegen diese Menschen gesagt haben will.«
    »Nein, das bin ich nicht, Maxine. Es gibt schon Gründe, weshalb man mich geschickt hat. Aber die wollen wir jetzt mal hintenanstellen. Ihre Theorie ist nicht schlecht, wobei ich die Menschen noch in Frauen und Männer einteile.«
    Sehr scharfsinnig fragte die Ärztin: »Das haben Sie doch nicht einfach nur dahergesagt?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Warum dieser Unterschied?«
    Diesmal räusperte ich mich. »Wenn wir mal bei den Menschen bleiben, können Sie sich mit der Vorstellung anfreunden, dass die Ratten unter dem Befehl einer Frau stehen?«
    »Sie sagen das so, als wüssten Sie mehr, John.«
    »Möglich.«
    »Gut. Um auf Ihre Frage zu antworten, nein, damit könnte ich mich beim ersten Nachdenken nicht anfreunden. Es gibt bei mir noch immer das typisch weibliche Denken, was Mann und Frau angeht. Ich tendiere zu einem

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