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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiß. Und die Leute haben Angst.«
    »Vor wem denn?«
    Der Verkäufer streckte seinen Kopf noch weiter vor. Das Weiße in seinen Augen schimmerte. »Sie fürchten sich vor den verdammten Ratten!«
    »Nein!«, staunte Suko. »Nein, das... das... kann doch nicht wahr sein!« Sein Gesicht zeigte plötzlich einen angeekelten Ausdruck. »Ratten? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich finde die Tiere einfach widerlich. Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, aber...«
    »Ich mag sie auch nicht. Und die anderen Leute ebenfalls nicht. Aber das ist nun mal so.«
    »Und die Menschen hier tun nichts dagegen?«
    »Was sollen sie denn tun?«
    »Kammerjäger oder so...«
    »Ach, hör auf. In meiner Bude waren sie noch nicht. Aber ich habe sie oft genug gesehen. Da sind sie am hellichten Tag über die Straße gelaufen, und kein Schwein hat sich darum gekümmert. Unvorstellbar, aber echt wahr.«
    »Weiß man denn, woher die Ratten kommen?«
    »Nein, nicht genau.«
    »Was sagt man denn so?«
    »Aus den Bergen.«
    »Ach. Das darf nicht wahr sein. Wieso denn daher? Ratten kommen aus der Kanalisation oder aus irgendwelchen Bächen hervorgekrochen. Aber aus den Bergen?« Suko schüttelte den Kopf. »Das habe ich ja noch nie gehört.«
    »Ist aber so.«
    »Das ist ein Hammer.« Er schaute sich um und suchte im Licht der Laterne den Boden ab. Dort bewegte sich nichts. Nur das Pflaster schimmerte wie eine dunkle Spiegelfläche.
    »Ich mache jetzt gleich dicht. Willst du noch was? Dann...«
    »Nein, nein, ich bin satt. War gut mit dir.«
    »Wohin geht’s denn?«
    »Nach Süden. London.«
    »Möchte ich nicht leben.«
    »Alles nur Geschmackssache.«
    Suko drehte sich um und sah plötzlich ein Kind vor sich stehen. Die Kleine hatte blonde Haare und nickte ihm zu.
    »Hi, großer Mann, du musst auch auf die Zwerge aufpassen.«
    » Sorry , aber so groß bin ich nicht.«
    »Für mich schon.«
    »Das wird sich bestimmt in ein paar Jahren ändern. Mach’s gut«
    »Ja, du auch. Und pass auf die Ratten auf.«
    Suko war schon zwei Schritte nach vorn gegangen. Den dritten legte er nicht mehr zurück. Er drehte sich auf der Stelle. »Was hast du soeben gesagt?«
    »Das hast du doch verstanden«, erklärte sie spitzfindig.
    »Schon – gebe ich zu. Aber wie kommst du denn auf Ratten? Was hast du damit zu tun?«
    »Du hast mit Willy darüber gesprochen. Habe ich gehört. Ich stand neben der Bude.«
    »Ah ja.« Suko ging ein paar Schritte vom Kiosk weg. Seltsamerweise folgte ihm die Kleine. »Und? Was hast du damit zu tun?«
    »Nichts. Sehe ich aus wie eine Ratte?«
    »Das auf keinen Fall.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe nichts damit zu tun, gar nichts. Ich hasse Ratten.«
    »Und trotzdem hast du sie gesehen.«
    »Das haben sie alle hier.«
    »Ich hörte, sie kommen aus den Bergen...« Suko sparte sich das Ende des Satzes, denn die Kleine hatte sich blitzschnell zur Seite gedreht und lief weg. Sie verschwand in einer Gasse. Auch die Echos der Schritte verstummten. Suko hörte nur die Musik aus dem Radio, die der Verkäufer angestellt hatte.
    Er wusste nicht, ob er froh oder frustriert sein sollte. Zwei Seelen kämpften da in seiner Brust, aber das war ihm egal. Er hatte jedenfalls etwas erfahren.
    Es gab die Ratten.
    Und nicht nur das. Es musste sie auch in Mengen geben. Wenn das stimmte, war Gateside ein wahrer Tummelplatz für diese Tiere, die aus den Bergen kamen.
    Wieso eigentlich aus den Bergen? Einen Reim konnte sich Suko darauf nicht machen. Er blieb stehen und schaute zu ihnen hoch, als könnten sie ihm eine Antwort geben.
    Sie schwiegen. Sie standen da und warfen ihre Schatten. Über ihnen war der Himmel noch nicht richtig dunkel geworden. Im Westen hatte sich ein breiter fahler Streifen gehalten. Vor ihm sahen einige Vögel aus wie gespenstische Wesen.
    Der Ort hatte sich zur Ruhe begeben. Und doch war es anders als in vergleichbaren Dörfern. Hier war es wirklich still. Die Menschen schienen nicht in ihre Häuser gegangen zu sein, es kam Suko so vor, als hätten sie sich verkrochen. Einfach weg, und das so schnell wie möglich. Untertauchen, bevor sie kamen.
    Hier in Gateside war alles sehr dicht beieinander. Auch bis zu seinem Wagen musste Suko nicht lange gehen. Er fuhr einen kleinen Toyota. Den Range Rover hatte er John überlassen. Er wollte noch mit seinem Freund telefonieren.
    Auf dem Weg zum Auto achtete Suko genau auf die Umgebung.
    Er sah Bewegungen von Tieren. Ob es Katzen oder Ratten waren, konnte er nicht feststellen. Manchmal hörte

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