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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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distinguiert gewesen, beinahe ein Geck. Stets nach der neuesten Mode gekleidet und jede Locke an ihrem Platz, und er hatte bis zum bitteren Ende Haltung bewahrt. Nach den Worten der Wirte war er der hoheitsvollste Säufer gewesen, den sie je gesehen hatten. König John musste unwillkürlich lächeln, doch er wurde wieder ernst, als ihm andere Dinge in den Sinn kamen. Er schloss die Augen, und nach einer Weile verblassten die unerfreulichen Bilder, obwohl wie immer ein leiser Schmerz zurückblieb. Er sah erneut den Erzmagier an, der geistesabwesend ins Feuer starrte. Seine Miene war ausdruckslos, und König John hatte keine Ahnung, woran der Mann dachte.
    „Ich war nicht sicher, was ich bei unserem Wiedersehen empfinden würde“, sagte der König langsam. „Abneigung, Angst oder was immer. Es ist viel Zeit vergangen, nicht?“
    Der Erzmagier nickte. „Freilich.“
    „Du siehst fast genauso aus, wie ich dich in Erinnerung hatte. Du bist nicht gealtert.“
    „Verwandlungsmagie. Ich kann mir aussuchen, wie alt ich sein möchte. Natürlich verbrennt meine übrige Lebensenergie umso schneller, je jünger ich mich mache. Ich bin ein alter Mann, älter als du und dein Vater zusammen. Weißt du, manchmal fehlt mir Eduard. Mit ihm konnte ich reden. Du und ich, wir hatten nie viel gemeinsam.“
    „Das nicht“, stimmte ihm König John zu. „Aber dein Rat war immer gut.“
    „Dann hättest du auf mich hören sollen.“
    „Möglicherweise.“
    Sie schwiegen, und lange mochte keiner von ihnen das Gespräch wieder aufnehmen. Das Feuer flackerte unruhig, und das Knistern der Flammen klang in der Stille furchterregend laut.
    „Es war nicht nötig, mich zu verbannen“, sagte der Zauberer schließlich. „Ich hatte mich schon selbst verbannt.“
    Der König zuckte die Achseln. „Ich musste etwas tun. Eleanor war tot, und ich musste etwas tun.“
    „Ich habe alles Erdenkliche für sie getan.“
    König John starrte ins Feuer und schwieg.
    „Was hältst du von Ruperts Plan?“, fragte der Erzmagier nach einer Weile.
    „Möglicherweise gelingt er. Alles andere haben wir schon versucht. Wer weiß?“
    „Ich mag Rupert. Ein gescheiter junger Mann, wenn du mich fragst, und mutig dazu.“
    „Ja“, sagte König John langsam. „Das ist er.“
    Sie sahen einander an. Zu viele Jahre des Leids, der Wut und der angesammelten Verbitterung lagen zwischen ihnen, und das wussten sie. Sie hatten einander nichts mehr zu sagen; es war alles gesagt. Der Erzmagier erhob sich.
    „Ich denke, es ist an der Zeit, ein paar Worte mit Grey zu wechseln. Seine magischen Kräfte haben in meiner Abwesenheit offenbar zugenommen; vielleicht kann er mich tatsächlich ein wenig unterstützen. Gute Nacht. Wir sehen uns, ehe wir in den Kampf ziehen.“
    „Gute Nacht, Magier.“
    König John starrte ins Feuer und entspannte sich erst, als die Tür hinter dem Erzmagier ins Schloss fiel. Die Erinnerungen wollten ihn nicht loslassen, auch nicht nach all den Jahren. Er schloss die Augen, und wieder standen er und der Hexenmeister gemeinsam an Eleanors Bett. Ihr Gesicht war mit einem Bettlaken verhüllt.
    „Sie ist tot. Es tut mir leid.“
    „Hol sie zurück!“
    „Das kann ich nicht.“
    „Du bist der Erzmagier. Hol sie zurück, verdammt!“
    „Ich kann nicht.“
    „Du versuchst es doch nicht mal.“
    „John …“
    „Du hast sie sterben lassen, weil sie dich nicht liebte!“
    König John vergrub das Gesicht in den Händen, aber die Tränen wollten nicht kommen. Er hatte sie vor langer Zeit geweint und hatte keine mehr. Er nahm Haltung an, als sich die Tür hinter ihm öffnete, und setzte die gewohnt strenge Miene auf. Rupert und Harald traten auf ihn zu und verbeugten sich respektvoll. Sie standen Schulter an Schulter, aber getrennt durch eine unsichtbare Wand der Ablehnung. Der König lächelte müde. Er wollte seine Schuhe samt Schnallen fressen, wenn die beiden je mehr füreinander empfänden als eiskalte Antipathie. Rupert und Harald warteten geduldig, die Blicke auf einen Punkt irgendwo über dem Kopf ihres Vaters gerichtet. Der atmete tief durch. Weder Rupert noch Harald würde gefallen, was er zu sagen hatte, aber er war jetzt auf ihre volle Unterstützung angewiesen.
    „Setzt euch!“, knurrte er schließlich. „Ihr tragt die Ruhe raus.“
    Harald ließ sich in den Ohrensessel sinken, den der Magier eben erst freigegeben hatte, so dass sich Rupert auf die Suche nach einem zweiten Sessel machen musste.
    John wahrte mühsam Haltung,

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