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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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am Leben bleiben, würde meine Heirat mit Julia meine Thronfolge sicherstellen. Außerdem wäre die Zeremonie ein deutlicher Hinweis auf deine Wünsche in dieser Angelegenheit. Andernfalls könnte es sein, dass wir zwar die Schlacht gegen die Finsternis gewinnen, das Land aber durch einen Bürgerkrieg verlieren.“
    „Nein“, sagte König John. „Ich habe dir meine Antwort gegeben, und ich wiederhole mich nicht gern. Die Hochzeit ist auf unbestimmte Zeit verschoben.“
    „Ich verstehe“, brummte Harald. „Daher weht der Wind.“
    Lange Zeit sahen die beiden einander schweigend in die Augen. Ringsum bereitete sich das letzte Aufgebot des Reiches mit viel Lärm und Waffengeklirr auf den Kampf vor, aber Harald und König John waren blind und taub für alles außer ihrem persönlichen Konflikt. Der König musterte seinen ältesten Sohn kühl. Harald und Rupert hatten sich nie verstanden; das war angesichts ihrer Konstellation auch nicht anders zu erwarten gewesen. Aber die plötzliche Vehemenz, mit der Harald eine Entscheidung zu erzwingen suchte, kam für König John unerwartet. Früher war Harald stets bereit und in der Lage gewesen, selbst mit Rupert fertigzuwerden. Er verlor nie die Beherrschung und wusste, wie weit er gehen konnte. Aber dies war das erste Mal, dass Harald seinen Vater um Hilfe bat. Der König runzelte die Stirn. Entweder war Harald aufrichtig in Julia verliebt oder er machte sich ernsthaft Sorgen um Ruperts wachsenden Einfluss bei Hofe. Letzteres war der weit wahrscheinlichere Grund, aber bei Harald konnte man das nie genau sagen. Bei Harald konnte man nie etwas genau sagen.
    König John seufzte und wandte den Blick ab. Die Versuchung war groß, sich umzudrehen und zu gehen, aber er widerstand ihr. Damit hätte er Harald das Gefühl gegeben, der König habe Angst, sich ihm zu stellen. Das wäre gefährlich gewesen.
    „Du bist mein ältester Sohn“, sagte König John und sah Harald dabei eindringlich an. „Wenn dieses Tor sich öffnet, wirst du zu meiner Rechten reiten. Aber Rupert ist auch mein Sohn, und er wird zu meiner Linken reiten. Es ist wichtig für die Moral der Truppe, dass wir drei eine geschlossene Front gegen die Finsternis bilden. Unser Heer wird genug zu tun bekommen, ohne entscheiden zu müssen, wessen Befehlen es gehorchen will. Wir haben jetzt keine Zeit mehr für Durchtriebenheit. Also wird es keine offenen Auseinandersetzungen zwischen dir und Rupert geben. Ist das klar?“
    „Völlig klar“, sagte Harald.
    „Gut“, sagte der König. „Dann können wir diese Diskussion beenden.“
    „Ich sah dich mit dem Zauberer sprechen“, sagte Harald. „Trinkt er noch?“
    „Natürlich. Aber soweit wir ihn brauchen, ist Verlass auf ihn.“
    „Da ist noch eine Sache“, sagte Harald leichthin. „Ich habe mich immer gefragt, ob diese Geschichten stimmten.“
    „Geschichten?“, fragte der König. „Welche Geschichten?“
    „Die Geschichten über ihn und Mutter natürlich. Man erzählt sich, dass er sie geliebt hat und ...“
    Der König hob die Hand, wie um Harald ins Gesicht zu schlagen, und senkte sie langsam wieder. Harald zuckte nicht mit der Wimper. Seine Augen verrieten Vorsicht. König John seufzte leise.
    „Harald ...“
    „Ja?“
    „Du hast die Anlagen, ein guter König zu werden. Du verstehst dich auf Diplomatie, auf Intrigen und auf Gesetze. Du verstehst dich sogar auf das Formularunwesen, mit dem ich mein Leben lang auf Kriegsfuß stand. Aber du brauchst mehr als das, um das Volk für dich zu gewinnen. Gewiss, du besitzt Charme und setzt ihn auch ein, wenn du etwas erreichen willst, aber ich weiß eigentlich nicht, wo dein Herz schlägt, und bezweifle, dass es sonst jemand weiß. Manchmal mache ich mir Sorgen um dich. Du bist mein Sohn. Mein Fleisch und Blut. Aber ich bekenne, du bist mir heute noch genauso fremd wie am Tag deiner Geburt.“
    „Ich bin, wozu du mich gemacht hast“, sagte Harald und verstand nicht, weshalb sein Vater bei diesen Worten zusammenzuckte.
    Die Ställe lagen dunkel und verlassen am anderen Ende des Burghofs. Niemand kümmerte sich darum, dass die Tore offen standen. Die Pferde und Rossknechte waren längst im Freien. Eine Laterne im Innern verbreitete einen goldenen Schein über die letzte Box, in der Rupert sein Einhorn sattelte. Die unmerklichen Geräusche ringsum klangen in der Stille seltsam laut, und ihre Echos schienen ewig weiter zu wispern. In der Luft hing der schwere Geruch von Staub, Heu und Mist. Eigentlich hatte so

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