Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
unterdrückten Flüche derer zu beachten, die sie beiseitedrängte. Der Tag hatte mies begonnen, und es sah nicht so aus, als wolle er sich zum Besseren wenden. Sie blieb stehen und sah suchend umher, obwohl sie längst die Hoffnung aufgegeben hatte, Rupert irgendwo auf dem Burghof zu erspähen. Julia seufzte und eilte in die Ecke des Burghofs zurück, wo ihre kleine Truppe versammelt war. Sie hatte versprochen, vor dem Kampf noch einen letzten Waffendrill durchzuführen. Obwohl es keinen Unterschied machen würde.
Sie waren gut vorangekommen, besser, als sie, und sehr viel besser, als die Burgwache erwartet hatte. Noch ein paar Monate Drill, und sie wären gut genug gewesen, um ... Julia schnitt eine Grimasse. Es blieben ihnen weder Monate noch Stunden. Die Tore würden sich bei Anbruch der Morgendämmerung öffnen, und kurz darauf müssten sich ihre Frauen als Kämpferinnen bewähren oder sterben.
Julias Hand umkrampfte den Schwertgriff, bis ihre Knöchel schmerzten. So viel zu tun und nie genug Zeit. Rupert musste in der Nähe sein, aber kein Mensch hatte ihn gesehen. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Sie musste ihn finden, ehe die Schlacht begann, sie musste ihn ganz einfach finden. Aber die Frauen warteten. Julias Gedanken drehten sich im Kreis, während sie durch die Menge pflügte und verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Plötzliche Ruhe überkam sie, und sie erkannte, es gab keinen Ausweg. Ihre Frauen brauchten sie, und sie hatte versprochen, rechtzeitig da zu sein. Rupert hätte das begriffen. Er wusste selbst genau, was Pflicht bedeutete.
Unvermutet teilte sich die Menge vor ihr, und Julia wäre um ein Haar gestolpert, als der König ihr den Weg versperrte. Harald stand neben dem König und hielt mit beiden Händen ein riesiges Langschwert, als sei es unendlich kostbar und zugleich unendlich abstoßend. Julia musterte die beiden argwöhnisch, als sie sich vor ihr verneigten. Sie waren ehrerbietig und förmlich, was nur bedeuten konnte, sie hatten etwas Krummes vor. Ihren Gesichtern war zu entnehmen, dass sie ihren Aufzug nicht billigten. Julia lächelte freundlich. Sie hatte die halbe Waschküche auf den Kopf gestellt, bis sie endlich die praktischen, widerstandsfähigen Sachen fand, die sie bei der Reise durch den Düsterwald getragen hatte, aber der Aufwand hatte sich gelohnt. Zum ersten Mal seit Monaten empfand sie ihren Aufzug als bequem.
Außerdem waren Hofgewänder beim Schwertkampf mehr als störend.
„Prinzessin“, sagte der König langsam. „Eure Kleidung ist wohl kaum für eine Dame von Rang geeignet.“
„Wahrscheinlich nicht“, antwortete Julia. „Aber sie ist gut für die Schlacht geeignet. Wenn Ihr glaubt, ich trete mit Reifrock und Pfennigabsätzen gegen die Dämonen an, seid Ihr des Wahnsinns fette Beute. Äh ... wolltet ihr nur über die höfische Mode plauschen, oder gibt es noch etwas Wichtiges?“
„Wir haben etwas für dich“, sagte Harald.
„Wirklich?“ Julia sah ihn argwöhnisch an. „Was denn?“
„Ein Schwert“, sagte Harald. „Es heißt Wolfsbann.“
Er hielt ihr die lange, silberne Scheide entgegen, die er in den Armen trug, und Julia zögerte einen Augenblick, ehe sie das Schwert nahm. Trotz seiner großen Länge wirkte es leicht. Die Scheide war mit archaischen, tief eingravierten Schriftzeichen geschmückt, die vor ihren Augen tanzten und eine geheime Botschaft zu vermitteln schienen. „Ich will dieses Schwert nicht“, dachte Julia. „Es hat etwas ... B öses .“ Sie wollte die Waffe eben zurückgeben, als sie bemerkte, dass Harald und der König ähnliche Klingen trugen. Die lederumwickelten Griffe ragten wie spähende Augen hinter ihren Schultern auf, und im gleichen Moment wusste Julia, was der Name Wolfsbann bedeutete.
„Das ist eine der Höllenklingen“, sagte sie langsam. „Eine der mächtigsten und gefährlichsten Waffen, die es gibt – und ich soll sie benutzen?“
„Sie sind unsere letzte Hoffnung“, sagte König John. „Wir brauchen ihre Zauber.“
„Einen Moment“, sagte Julia argwöhnisch. „Warum bietet ihr Wolfsbann mir und nicht Rupert an?“
„Er wollte es nicht“, antwortete Harald.
„Weshalb nicht?“
Harald lächelte leise. „Wahrscheinlich hatte er Angst vor seiner Macht.“
„Wahrscheinlich ist diese Angst begründet“, sagte Julia.
König John trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, als Julia ihn fragend ansah. „Wir haben ihm das Schwert angeboten, aber er weigerte sich, es zu nehmen. Er
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