Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
sagte, er traue keinem Zauberschwert mehr. Versteht Ihr, was er damit meinte?“
Julia runzelte die Stirn und nagte an ihrer Unterlippe. „Nein“, sagte sie schließlich. „Keine Ahnung.“ Sie hob Wolfsbann mit einer Hand und traf Anstalten, die Klinge zu ziehen. Harald und König John schien der Atem zu stocken, und sie traten einen Schritt zurück.
„Nicht!“, sagte der König aufgeregt. „Es könnte sein, dass Ihr die Zaubermacht des Schwertes entfesselt.“
Julia studierte die bizarre Waffe. „Drei Höllenklingen, jede mit einer anderen Eigenschaft. Ich erinnere mich an die Geschichten von den drei Zauberschwertern, die mir mein Vater erzählte, als ich noch ein Kind war. Von dem Unglück und der Zerstörung, die sie anrichteten, ehe man ihrer Herr werden konnte. Felsbrecher. Blendflamm. Wolfsbann. Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal eine dieser Legenden in Händen halten würde. Worin besteht die besondere Eigenschaft Wolfsbanns? Was kann das Schwert?“
„Wir wissen es nicht, um ehrlich zu sein“, erklärte König John. „Es ist lange her, seit jemand es wagte, die Klingen zu ziehen.“
„Toll“, sagte Julia. „Einfach toll. Was wisst ihr überhaupt?“
„Sie mögen Blut“, sagte Harald ruhig, „und sie töten gern.“
Julia sah ihn scharf an. In Haralds Stimme war etwas wie Furcht oder Ekel zu spüren gewesen.
„Warum ich?“, fragte sie unvermittelt. „Schön, Rupert wollte das Schwert nicht, aber was soll ich mit dem Ding? Warum gebt ihr es nicht dem Ersten Ritter, dem Astrologen oder ...“
„Ihr seid von königlichem Geblüt“, erklärte der König.
Julia grinste spöttisch. „Klar! Ein Schwert wie dieses hat die Macht, seinen Träger zum König zu erheben, und deshalb könnt ihr es niemandem anvertrauen.“
„Genau“, sagte König John. „Niemandem außer Euch.“
„Daran habt Ihr ganz schön zu kauen, oder? Eine Frau mit einem Schwert ... wo soll das noch enden?“, lachte Julia. „Also gut, ich nehme Wolfsbann. Aber ich werde die Klinge nur im Notfall einsetzen. Ich traue Zauberschwertern auch nicht.“
Sie schlang die Waffe über die linke Schulter und schnallte die Scheide fest. Harald machte Anstalten, ihr zu helfen, unterließ den Versuch aber, als sie ihn mit einem verärgerten Blick bedachte.
„Wo steckt eigentlich Rupert?“, fragte sie beiläufig.
„Er kann nicht weit sein“, meinte König John. „Aber ich habe ihn seit Darius’ Tod nicht mehr gesehen.“
„Ja, stimmt“, sagte Julia. „Die Geschichte ist mir zu Ohren gekommen. Gut zu wissen, dass der Verräter seine gerechte Strafe erhielt.“
„Genau“, sagte Harald. „Ich habe Rupert nicht gesehen, aber er geht mir auch aus dem Weg, seit ich ihn gebeten habe, bei unserer Hochzeit die Rolle des Trauzeugen zu übernehmen.“
Julia musterte ihn und dann König John. „Ihr könnt ihn nicht in Ruhe lassen, was? Selbst jetzt gönnt ihr ihm keine Sekunde Ruhe. Ihr seid es nicht einmal wert, dass man euch hasst! Geht mir aus den Augen, alle beide!“
„Julia ...“, begann König John.
„Verschwindet endlich, verdammt!“
Der König verneigte sich steif, machte kehrt und ging. Harald öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Als er sah, dass Julia die Hand auf den Schwertgriff legte, lächelte er unverbindlich und folgte König John. Julia starrte ihm nach und merkte dann, dass sie am ganzen Körper bebte. Sie atmete tief durch, füllte ihre Lunge mit der eiskalten Luft, die über dem Burghof hing, und spürte, wie sie langsam wieder ruhiger wurde. „Rupert, mein Liebster ... was sollen wir tun?“, dachte sie. Sie schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als sie im Augenwinkel plötzlich den langen, lederumwickelten Griff des Zauberschwerts sah. Wolfsbann war trotz seines geringen Gewichts eine massive, unangenehme Präsenz auf ihrem Rücken, und sie war keineswegs sicher, dass sie das Richtige getan hatte, als sie es annahm. Mit der Klinge, die sie kannte und die an der gewohnten Stelle an ihrer linken Hüfte hing, fühlte sie sich besser; dem Schwert, das Rupert ihr vor langer Zeit gegeben hatte, auf einer Lichtung im Düsterwald, als alles verloren schien ...
Julia sah sich auf dem vollgestopften Burghof um, auf dem sich die Menschen hin und her schoben. „Wo immer du bist, Rupert, gib acht auf dich“, dachte sie. Sie seufzte einmal erschöpft und ging dann entschlossen auf die Ecke des Burghofs zu, in der ihre Truppe wartete. Die Höllenklinge schien mit jedem Schritt schwerer zu
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