Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
hell im Dunkel und mähte die Dämonen nieder wie eine Sichel das reife Korn. Harald wandte den Blick ab. Er hatte am eigenen Leib verspürt, dass Rupert mit dem Schwert umzugehen wusste. Die Narben erinnerten ihn daran.
„Du könntest der bessere Schwertkämpfer sein“, flüsterte eine Stimme in seinem Innern. „Du musst du nur Blendflamm ziehen.“
Ein Schauder durchlief Harald, und er hieb wütend auf den nächsten Dämonen ein. Er würde Blendflamm ziehen, wenn er keine andere Wahl mehr hatte, und nicht früher.
König John kämpfte darum, sich im Sattel zu halten, da sein Streitross hierhin und dorthin zerrte, halb von Sinnen vor Furcht und Schmerz. Er schlug mit dem Schwert um sich, und längst nicht alle Schläge waren Treffer, aber irgendwie schaffte er es, die Dämonen auf Abstand zu halten. Die Waffe in seiner Faust wurde mit jedem Schlag schwerer und unhandlicher. Er litt unter Atemnot, und das Herz hämmerte ihm qualvoll gegen das Brustbein. Schweiß lief ihm in die Augen, aber er hatte weder die Zeit noch den Ehrgeiz, ihn abzuwischen. „Zu alt“, dachte John bitter. „Viel zu alt, verdammt.“
Felsbrecher schlug ihm bei jeder Bewegung gegen den Rücken, als wolle es ihn daran erinnern, dass es auch noch da war. Der König achtete nicht darauf. Er war noch nicht bereit, die Höllenklinge einzusetzen. Noch nicht.
Julia wickelte die Zügel um den linken Arm und schwang das Schwert beidhändig mit einem wilden Zorn, der die Dämonen zurücktrieb. Ihre Truppe war längst weit verstreut. Julia wusste, die meisten Frauen waren den Dämonen zum Opfer gefallen. Sie hatten gut gekämpft und waren furchtlos gestorben, aber sie waren von Anfang an so vielen Angreifern gegenüber machtlos gewesen. „Wenn ich nur mehr Zeit gehabt hätte“, dachte Julia. „Welch eine Armee hätte ich mit euch aufbauen können.“ Ihr Pferd stolperte plötzlich und stieß ein schrilles Wiehern aus. Julia trat ihre Steigbügel weg und warf sich nach vorn, als das Tier unter ihr zusammenbrach. Es bäumte sich auf, als ihm Dämonen die Kehle zerfetzten, und blieb regungslos liegen.
Einige der Scheusale stürzten sich auf den großen Brocken Fleisch, den sie aus einer Flanke gerissen hatten. Julia war rasch wieder auf den Beinen und kämpfte weiter, aber der Sturz hatte sie irritiert. Alles geschah so schnell. Sie wich so flink wie möglich zurück, während die Dämonen sie umzingelten und ihr den Weg zum Heer abschnitten. Julia presste den Rücken an einen altersschwachen Baumstamm und sah sich verzweifelt um. Das Heer wich vor jeder Angriffswelle weiter zurück. Sie sah keine Möglichkeit, die Lücke zu schließen. Die Dämonen kamen näher. Sie genossen die Angst ihres Opfers und ließen sich deshalb Zeit. Julia schwang die Klinge in einem weiten Bogen, ihr Atem ging kurz und stoßweise. Allein und zu Fuß hätte ihre ganze Kraft und Fechtkunst nicht ausgereicht, um sich zu retten, und das wusste sie. Mit einem heftigen Fluch schob sie ihre Waffe in die Scheide und zog Wolfsbann.
Das Schwert löste sich wie von selbst aus der silbernen Scheide und schien ihr förmlich in die Hand zu springen. Die lange, matt glänzende Klinge pulsierte in einem fahlgelben Licht. Die Dämonen blieben plötzlich stehen und blickten das glühende Schwert wie hypnotisiert an. Der Griff erwärmte sich unter Julias Fingern, und ein sonderbares Gefühl beschlich sie – als bewege sich etwas durch die Nacht, das seit Jahrhunderten geschlafen habe und nun erwacht und bei Bewusstsein sei ...
Ein Dämon flog auf ihre Kehle zu, und sie hieb ihn mit einem einzigen Hieb entzwei. Das riesengroße Schwert in ihren Händen schien fast nichts zu wiegen, und die Schneide fuhr ohne jeden Ruck durch die Rippen des Dämons. Der Angreifer fiel, und Julia lachte brutal, doch gleich darauf blieb ihr das Lachen im Hals stecken, als der zerhackte Kadaver binnen Sekunden verfaulte und auseinanderfiel. Die nächsten Dämonen stürmten heran und lösten sich in Dreck und Verwesungsgestank auf, sobald die Klinge sie berührte. Ein gelbliches Leuchten, das an Krankheit und Flammen erinnerte, umgab die Höllen klinge. Die Dämonen wichen verwirrt zurück, aber etwas zwang Julia, sie zu verfolgen und alles auszumerzen, was sich bewegte. Die Dämonen starben mit geräuschlos verzerrten Fratzen, als die Totenfäule sie zerfraß.
„Wolfsbann“, dachte Julia. „Bann – das, was Tod, Verdammnis, Zerstörung oder Zerfall bringt.“
Voll reiner Mordlust schwang sie
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