Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Höllenklingen. Möglicherweise schaffen wir es damit.“
Zum ersten Mal merkte Rupert, dass der mächtige, ehrfurchtgebietende Erzmagier ebenso unsicher und ängstlich war wie er selbst, wenn es um den Düsterwald ging. „Zeigt mir einen Weg, die Finsternis zu bekämpfen, und ich folge Euch überallhin!“, rief er. „Selbst wenn es bedeutet, in den Düsterwald zurückzukehren.“
Der Erzmagier musterte ihn und grinste plötzlich. „Ihr seid mehr der zupackende Typ, was?“
Rupert grinste zurück. „Ich hatte gute Lehrer.“
„Also gut“, sagte der Erzmagier entschlossen, „versuchen wir ’ s. Wer weiß, vielleicht haben wir Glück.“
„Können wir jetzt aufbrechen?“, fragte der Erste Ritter. „Wir haben wenig Zeit.“
„Aber sicher“, sagte der Erzmagier herzlich. Er sah Rupert an. „Wer zuerst am Fenster ist!“
„Eine Frage noch“, sagte Rupert. „Warum gibt es hier keine Türen?“
„Fenster sind leichter zu verteidigen“, erklärte der Erzmagier mit einem verschlagenen Lächeln. „Außerdem brauchte ich bis jetzt nie eine. Ich hatte nie den Wunsch, den Turm zu verlassen.“ Er sah sich trübsinnig in dem vollgestopften Raum um. „Welch ein Durcheinander! Ich wollte immer mal richtig aufräumen, aber ich kam einfach nicht dazu. Ich schätze, ich sollte die Tiere in Winterschlaf versetzen, ehe ich gehe. Ist sicher besser, als sie …nun ja, es wird schon alles klappen.“
Er schniefte und zuckte die Achseln, ehe er ans nächstgelegene Fenster trat. „Wisst Ihr, Rupert, ich hätte nie die Magier-Akademie verlassen sollen. Ich war ganz zufrieden damit, Gold in Blei zu verwandeln.“
„Müsste das nicht Blei in Gold heißen?“
„Deshalb musste ich ja meinen Hut nehmen“, gestand der Erzmagier.
Ein Wall aus wirbelndem Schnee bedrängte den Dunklen Turm, und die Nachtluft war bitterkalt. Eine dünne Silberschicht aus Reif bedeckte das Gras und glitzerte auf dem Mauerwerk des alten Turms. Der Erzmagier brach auf, der Sommer war vorbei, und schon forderte der öde Mittwinter das Land, das ihm so lange versagt geblieben war. Manchmal sah Rupert furchterregende, geheimnisvolle Schatten, die zielstrebig durch den heulenden Schneesturm huschten und darauf zu lauern schienen, dass der Erzmagier endlich die Grenzen seines Schutzkreises überschritt. Ruperts Miene verdüsterte sich, und seine Hand blieb in der Nähe des Hefts. Seine Männer waren von ihrer Wanderung durch den Düsterwald ermattet, erschöpft und verletzt, und nun musste er sie bitten, den Weg noch einmal auf sich zu nehmen. Der Erzmagier hatte von einer Abkürzung gesprochen, mit der sich die lange Nacht vermeiden ließ, aber Rupert kannte die Karten. Es gab nur eine Route, die ihn und sein Gefolge noch vor dem Vollmond in die Waldburg brachte: den Pfad, den sie durch den Düsterwald geschlagen hatten.
„Ich habe Hunger“, sagte das Einhorn.
„Du hast immer Hunger“, sagte Rupert. „Wie kannst du in einem solchen Augenblick an Futter denken?“
„Übung“, entgegnete das Einhorn. „Worauf warten wir eigentlich? Ich hasse es, so herumzuhängen.“
„Nun, keine Sorge. Wir werden noch früh genug in den Düsterwald zurückkehren.“
„Wenn ich es mir recht überlege, habe ich doch nichts dagegen, noch ein Weilchen herumzuhängen.“
Rupert lachte und tätschelte den Hals des Einhorns. „Diesmal sollte es nicht so schlimm sein. Der Erzmagier begleitet uns.“ Wie auf dieses Stichwort kam der Zauberer näher. Der Hexenmeister trank Wein und sang ein zotiges Lied. Das Einhorn musterte ihn aufmerksam.
„Das ist der Erzmagier? Unsere große Hoffnung gegen den Dämonenprinzen?“
„Ja.“
„Dann stecken wir tief in der Scheiße.“
„Halt den Mund“, knurrte Rupert und trat rasch auf den Magier zu, um ihn zu begrüßen.
„Ah, Rupert“, sagte der Erzmagier geistesabwesend und trank sein Glas leer. „Sind Eure Leute aufbruchsbereit?“
„Ja. Es sind fähige Männer. Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass sie uns den Rücken freihalten, sobald wir in den Düsterwald eindringen.“
„Das glaube ich gern“, antwortete der Erzmagier. „Aber es wird nicht nötig sein. Wir kehren nicht durch den Düsterwald zurück. Ich werde uns direkt auf die Waldburg transportieren.“
Ruperts Mut schwand. Sein Mund war sich plötzlich sehr trocken. „Das ist Eure Abkürzung? Teleportation?“
„Auf Anhieb richtig, mein guter Junge.“
Rupert kämpfte mühsam gegen seine aufsteigende Wut an. „Vielleicht
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