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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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eine
Cola. Kurz sah er seine akkurate, Müsli futternde Mutter vor sich, wie sie die
Hände über dem Kopf zusammenschlug angesichts dieser fetten Ungeheuerlichkeit,
aber waren Mütter nicht dazu da, dass man sich von ihnen emanzipierte?
    Kurzentschlossen und um diesem Gedanken Raum zu geben,
genehmigte er sich noch einen Erdbeershake mit Extraeis und Schlagsahne, dazu
einen Muff in und war mit sich und der Welt versöhnt. Am nächsten Tag in der
Früh würde er zwei Runden mehr im Park drehen, dann war die Sache erledigt.
Satt und zufrieden stieg er wieder ins Auto, fluchte lediglich aus Gewohnheit
ein bisschen vor sich hin, weil er die falsche Abzweigung genommen hatte,
dachte zum tausendsten Mal an die heißblütige Karolina, was seine Stimmung
wieder ein bisschen trübte, stand schließlich vor dem Luxusrestaurant und
konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Marie hier gegessen haben
sollte, in dieser piekfeinen Bude, in die man doch nur ging, wenn man entweder
genug Kohle hatte oder masochistische Anwandlungen.
    Arthur jedenfalls hatte weder das eine noch das andere und
außerdem nur begrenzt Lust, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen mit dieser
dämlichen Kneipenabklapperei, die, davon war er überzeugt, sowieso nichts
bringen würde. Er stieg aus und seufzte.
    Scheiße, dachte er, Scheiße noch mal! Schon wieder eine
angesengte Nacht zum Abschreiben!
    Aber auf der anderen Seite und wenn er ehrlich war: Er
hatte ohnehin nichts Besseres vor. Was natürlich einer mittleren Katastrophe
gleichkam, da Karolina seine Hormonproduktion überproportional angekurbelt,
aber nicht für die dazugehörige Entspannung gesorgt hatte, was in seinem doch
noch recht jugendlichen Alter verheerend war, denn Hormonstau, hatte er sich
sagen lassen, konnte überaus schädlich sein. Noch dazu war keine Veränderung in
Sicht. Seit drei Wochen tote Hose. Keine Frau, die gedachte, ihn wohlwollend
anzuschauen, geschweige denn, darüber hinaus noch ein bisschen mehr zu tun.
Aber war es ein Wunder? Überarbeitet, wie er war, mit Ringen unter den Augen
und diesem wahnsinnigen Blick?
    Er seufzte und musterte sich kurz im Außenspiegel. Ja,
dachte er erschrocken, man sah es, man sah es wirklich schon! Dass er selbst
tun musste, was getan werden musste!
    Ich werde alt geworden sein und es nicht bemerkt haben,
dachte er frustriert und seine Stimmung sank in den Keller. Ich werde null
Privatleben geführt, aber zehntausend Morde aufgeklärt haben. Und ich werde
keine Enkel haben, denen ich davon erzählen kann. Am Ende meines Lebens werde
ich ein einsamer Wolf sein, der in die Wälder des Nordens zurückkehrt. Auch
was! Schön gedacht, dachte er zufrieden, aber fressen hätte ich nicht so viel
sollen, jetzt habe ich eine Wampe! Er stieg mit einem Seufzen aus und betrat
das Lokal, dessen dekadente Ausstrahlung ihm sofort ins Auge stach. Unschlüssig
blieb er an der Tür stehen. Sofort kam ein Mann Mitte fünfzig in schwarzem
Anzug und mit nobler Krawatte auf ihn zu, der maitre.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er, ließ seinen Blick
missbilligend über Arthurs braune Raulederjacke und seine Jeans schweifen und
blieb an dem winzigen Ketchupspritzer hängen, den der Flor der Jacke ohnehin
schon fast zur Gänze aufgesogen hatte.
    »Kriminalpolizei«, sagte Arthur, schürzte seinen Ausweis
und amüsierte sich wie jedes Mal über die Wirkung dieser Ansage. »Ich hätte
gerne eine Auskunft.« Der distinguierte Mann räusperte sich verhalten. »Wenn
ich Sie bitten dürfte, einen Augenblick hier Platz zu nehmen«, sagte er und
brachte Arthur zu einem kleinen Tischchen, das etwas abseits in einer
Fensternische stand und von den wenigsten Tischen aus eingesehen werden konnte.
»So haben wir das geringste Aufsehen. Was also kann ich nun für Sie tun?«
    Arthur holte das Foto aus der Brusttasche seiner Jacke.
»Ich würde gerne wissen, ob diese junge Frau letzten Montag zwischen
zweiundzwanzig Uhr nachts und ein Uhr früh hier bei Ihnen zu Gast war.«
    Der maitre warf einen
langen erschrockenen Blick auf das Foto. »Aber das ...«, sagte er, »das ist
doch dieses, dieses ... Mädchen aus der Zeitung.« Arthur nickte.
    »Und die soll bei uns ...? Hier in unserem Lokal ...?«
Arthur ließ die Frage unkommentiert.
    Der maitre schüttelte
den Kopf. »Nein, ich habe sie nicht gesehen. Allerdings ... bin ich am Montag
nicht hier gewesen. Wenn Sie gestatten, werde ich das Foto meinen Kollegen
zeigen.«
    Er machte eine kleine Pause, faltete die

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