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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vincence und Ernesto an. Die Gesichter der Patres waren wie eine Maske.
    »Kampfansage? Nein.« Thomas schüttelte den Kopf. »Es ist nur meine Stellungnahme zu den Dingen, die hier passieren.«
    »Und was wollen Sie tun? Artikel schreiben, Interviews geben, Fernsehteams kommen lassen, Aufmärsche inszenieren? Sie werden schnell zur ›unerwünschten Person‹ erklärt werden. Ganz davon abgesehen, daß Sie mit mir zu tun haben!«
    »Soll das eine Kampfansage sein?«
    »Nein.« Bilac lächelte breit. »Auch nur meine Stellungnahme zu den Dingen. Entscheidend ist, wer am längeren Hebel sitzt.«
    »Und das sind Sie?«
    »Ich glaube es.« Bilac machte eine rasche Handbewegung, die andeutete: Schluß jetzt! Ich habe keine Lust mehr, mir diesen Quatsch anzuhören. In Roraima gibt es neben dem Gouverneur nur einen Mann, dessen Wort gilt, und das bin ich. Auch dieser deutsche Arzt und Spinner wird das einmal begreifen, und zwar schnell, sehr schnell. Er stand von seinem Sessel auf, und Beja folgte ihm sofort.
    »Zeigen Sie mir Ihr Hospital, Doktor?« fragte Bilac. »Ich habe es noch nicht gesehen, nur viel von ihm gehört. Senhor Beja ist voll des Lobes. Sogar Garimpeiros aus Novo Lapuna sollen zu Ihnen kommen, weil es dort mit der ärztlichen Versorgung mies sein soll.«
    »Ja, man hört unglaubliche Dinge aus dem Camp. Sie haben da inzwischen fünf Ärzte, aber immer noch für über 50.000 Goldgräber. Für einen Arzt zehntausend. Ihre Hauptaufgabe ist, Körper zusammenzuflicken. Schußverletzungen, Messerstechereien, Knochenbrüche. Die meisten Patienten sind Opfer irgendeiner Auseinandersetzung. Waren Sie schon mal in Novo Lapuna?«
    »Ja und nein. Ich bin mal drübergeflogen, aber nicht gelandet. Ein grandioses Bild aus der Luft – diese Terrassen in dem roten Boden und übersät mit Zehntausenden menschlicher Ameisen. Gold – das ist auch so ein Reizwort. Sollen wir das Gold in der Erde lassen, nur weil darauf der Regenwald steht? Ich sage Ihnen: Wenn man jedem Ihrer lauthalsen Umweltschützer einen Claim mit garantiert viel Gold schenkt, verschlägt es denen sofort die Sprache.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Da sieht man, welch ein Idiot Sie sind!« Bilac lachte hämisch. »Ein Glück, daß sich diese Idiotie nicht auf Ihren Arztberuf auswirkt. Gehen wir zu Ihrem Hospital.«
    Er verließ den Raum, und alle folgten ihm.
    Das Holzfällerlager bestand aus 760 Arbeitern, vierzehn Baracken aus Baufertigteilen, zehn großen Zelten, drei Wohnwagen und neun Huren. Dazu kamen drei offene Werkstätten, ein überdachter Maschinenabstellplatz und eine langgestreckte Baracke mit dem Eß- und Aufenthaltsraum, der Küche und dem Magazin. Eine Ecke des Saales war als Fernsehraum abgeteilt. Ein großer, Tag und Nacht rappelnder Generator versorgte alles mit Elektrizität. Eine notdürftige, in den Wald hineingeschlagene Landepiste für Kleinflugzeuge machte die Versorgung aus der Luft möglich. Inmitten des Lagers standen die Baracke der Einsatzleitung und der aus Fertigteilen zusammengebaute Wassertank. Das alles machte den Eindruck, als entstehe hier allmählich eine neue große Siedlung, ein Außenposten einer geplanten Industrieanlage, sobald noch einige tausend Quadratkilometer Regenwald abgeholzt und abgebrannt waren. Sie lag im Herzstück des Yanomami-Landes. In einem von der Regierung so genannten ›Leerraum‹.
    Das Erscheinen eines Kanus mit zwei total erschöpften und ausgelaugten Männern rief natürlich eine große Aufregung hervor. Einige Arbeiter stiegen in den Fluß, zogen das Kanu an Land und trugen die völlig kraftlosen Männer in die zentrale Baracke, in der sich auch ein Sanitätsraum befand, betreut von zwei ausgebildeten Krankenpflegern. Der Leitende Ingenieur, ein Senhor Antão Dantas, kam sofort in die Krankenstation. Er traf Minho und Gilberto an, wie sie gerade ein großes Glas Maracujasaft mit viel Rum tranken. Sie lagen auf zwei Pritschen und sahen aus, als würde jeder keuchende Atemzug der letzte sein.
    »Wo kommt ihr denn her?« fragte Dantas und setzte sich neben Minho auf die Pritsche. »Mein Name ist Antão Dantas. Ich bin der Leiter dieses verfluchten Camps hier.«
    »Marco Minho«, röchelte Minho.
    Und Gilberto sagte mit schwerer Zunge:
    »Gilberto Quadros. Wir waren auf dem Weg von Boa Vista nach Santo Antônio und sind über dem Wald abgeschmiert.«
    »Du lieber Himmel! Und das habt ihr überlebt?«
    »Ich bin auf einem Baum gelandet.« Gilberto lächelte mühsam. »Glück gehabt, Senhor

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