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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wagen geschmuggelt. Sie winkte Vater und Mutter noch mit einem fröhlichen Lachen zu, dann rollte der Mercedes an und verließ die bewachte, wie eine Burg geschützte weiße Villa.
    Auf dem Flughafen brachte ein Träger die Koffer zum Schalter des Fluges nach Brasilia, erhielt ein gutes Trinkgeld und ließ Sofia allein.
    Sofia wartete eine Viertelstunde. Dann ließ sie die Koffer einfach am Schalter stehen, nahm die Nylontasche auf und verließ die Abfertigungshalle. Draußen winkte sie einem Taxi, ließ sich in die Stadt fahren, kaufte Jeans, eine weißrot gestreifte Baumwollbluse und kräftige Joggingschuhe, ließ sich zum Flughafen zurückfahren und zog sich auf der Toilette um. Ihr Modellkleid zum Preis von zweitausend Dollar ließ sie am Haken der Kabine hängen. Sie hatte dabei das Gefühl, ihr bisheriges Leben abzulegen und ein anderer Mensch zu werden.
    Sie studierte den großen elektronischen Flugplan in der Flughafenhalle und ging dann an einen Schalter.
    »Einmal Boa Vista, bitte«, sagte sie.
    Die Bodenstewardeß blickte nur kurz hoch.
    »Mit Rückflug?«
    »Nein. Nur einfach.«
    Eine halbe Stunde später saß sie im Flugzeug und blickte noch einmal über die Stadt Manaus, über den Rio Negro mit seinem schwarzen Wasser, und dann war der Urwald unter ihr, ein grenzenloses grünes Meer, das bis Boa Vista reichen würde. Ab und zu sah sie auch die Rauchwolken über dem Wald, riesige Kahlflächen und breite, in den Wald hineingefräste neue Straßen.
    Das ist die Hand meines Vaters, dachte sie voll Bitterkeit. Daher kommen unsere Millionen, unser Reichtum, unser geachteter Name, unsere Macht. Der Regenwald brennt, und ich bin die Tochter dieses Zerstörers. Vater, ich will nicht mehr Lobos heißen, ich will nur noch eine Minho sein. Ich habe mich schon genug mitschuldig gemacht, aber ich habe es ja nicht gewußt.
    Vom Flughafen Boa Vista ließ sie sich mit einem Taxi zu einem der vielen kleinen Flugplätze fahren, auf denen die Maschinen zu den illegalen Pisten im Regenwald abflogen und landeten.
    »Wo wollen Sie hin?« fragte der Taxifahrer ungläubig. Er musterte Sofia von oben bis unten und war sich nicht klar, was er denken sollte. Wie eine neue Hure für die Garimpeiros sieht sie nicht aus, aber da kann man sich irren. So jung und hübsch, und läßt sich dann mit den rohen, dreckigen Burschen ein. Eine Schande ist so etwas.
    »Zu einem Flugplatz, von dem Maschinen an den Rio Parima fliegen«, sagte Sofia. »Sie kennen doch die heimlichen Pisten. Jeder Taxifahrer in Boa Vista kennt sie.«
    »Überlegen Sie sich das noch einmal.« Der Taxifahrer schüttelte den Kopf. »Sie sind noch so jung –«
    »Wie alt muß man denn sein, um dorthin zu kommen?« fragte Sofia schnippisch.
    »Am besten gar nicht.«
    »Fahren Sie mich nun oder nicht? Es gibt genug Taxifahrer.«
    »Wie Sie wollen.« Der Taxifahrer hob resignierend die Schultern. »Ich bringe Sie zu Carlos, dem Platzwart. Der weiß genau, wer und wann zu den Garimpeiros fliegt. Steigen Sie ein.«
    Der Privatflugplatz, außerhalb von Boa Vista in den Regenwald geschlagen, vier Schuppen, eine Werkstatt, eine Bar und Platz für sechzig Maschinen, lag eine knappe Stunde von der Stadt entfernt. Carlos, der Platzwart und Fluglotse in einem war, musterte genau wie der Taxifahrer Sofia von oben bis unten. Er kannte sich aus mit den Camp-Huren – das war nicht eine von ihnen. Dieser Eindruck verstärkte sich, als Sofia Dollarscheine auf den Tisch legte und sagte: »Ich möchte die nächste Maschine.«
    Sie bezahlt in bar, dachte Carlos aufatmend. Viele Huren, die zu den Minen wollen, bezahlen die Piloten mit einem Einstunden-Fick, nur wenige blättern Geld hin. Die Schöne hier gehört also nicht zu der Sorte. Dachte ich es mir doch gleich.
    »Wohin? Nach Novo Lapuna?«
    »Nein, nach Santo Antônio.«
    »Zur Mission?« Carlos blieb der Mund offen. Was ist denn das, fragte er sich. Sie will zu der Mission! Teufel noch mal, wer ist sie? Eine Krankenschwester? Eine Köchin? Wen haben sich die Patres denn da geholt?!
    »Ja. Zur Mission«, sagte Sofia. »Fliegt heute noch jemand dorthin?«
    »Um diese Zeit, nein! Aber wenn Sie ein paar Dollar extra springen lassen, wird sich jemand finden. Billig wird's nicht.«
    »Ich habe genug Geld.«
    »Das hab ich nicht gehört. Sagen Sie das bloß nicht so laut. Sie sind es sonst schneller los, als Sie denken. Für Geld gibt es hier kein Erbarmen.« Carlos beugte sich über eine Liste, auf der die startbereiten Flugzeuge

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