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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nachdem es 20.000 km auf dem Meer um Südafrika bis Santos gereist ist. In unmittelbarer Nähe des Kraftwerks liegen überall in der Landschaft die halbverkohlten, verrottenden Stämme der Rodungen, Tausende von Tonnen. In den Küchen wird mit Butangas gekocht. Auch dieses wird in kleinen Flaschen per LKW aus dem Süden angebracht. Nicht weit vom Stromkraftwerk steht ein enormes Sägewerk. Dieses verbrennt in seinen Feuerungen Holzreste. Die Feuerungskapazität würde ausreichen, die Stadt mit Strom zu versorgen. Das Sägewerk bot sich dazu auch an. Die Zentrale Elektrizitätsbehörde, Eletronorte , lehnte es ab. Wenn eine Region sämtliche Konsumgüter importiert, dann muß sie exportieren, um die Importe zu zahlen. Deshalb kann man keine gesunde, vielseitige, nachhaltige, in die Ökosysteme integrierte Landwirtschaft fördern. Es werden nur Cashcrop -Monokulturen für den Export in den industriellen Süden oder nach Übersee gefördert, klassischer Kolonialismus.
    Am anderen Ende des Amazonasbeckens, südlich Belém, steht jetzt der Tucuruvi -Damm. Mitten im Urwald, wo es gar keinen Strombedarf gibt, sollen 8 Gigawatt erzeugt werden. Zwei Indianerstämme wurden vertrieben, was ihr sicheres Ende bedeutet. Tausende von Caboclos und Seringueiros mußten gehen. Wozu der Strom? Zum Teil soll er dem Carajás-Projekt dienen. Dort werden ganze Gebirge abgebaut für den Erzexport nach Übersee. Außerdem soll mit dem Strom Aluminium aus Bauxit gewonnen werden, ebenfalls für den Export. Nutznießer dieser Projekte sind nicht die Einheimischen, sondern Konzerne und Mächtige, die in Südbrasilien oder in Europa, Japan und USA ihren Sitz haben.
    Wenn der Staudamm volläuft, wird er 200.000 ha Urwald überfluten. Da man den Wald nicht im Wasser lassen wollte, was Probleme für die Wasserqualität und für die Turbinen bedeutet hätte, hat man eine große Firma mit der Rodung und Holznutzung beauftragt. Die Edelhölzer sollen exportiert werden und Devisen bringen. Dafür wurden große Auslandskredite von mehreren hundert Millionen Dollar aufgenommen. Der Wald steht aber noch. Die Firma, eine Pensionskasse der Militärs, hat sogar Tausende von Arbeitern ohne Lohn und ohne Nahrungsmittel sich selbst überlassen, so daß es zu Aufständen kam. Das Geld ist verschwunden. Niemand wurde bestraft, außer einem Journalisten, der darüber berichtete. Nun will man den Wald mit Agent Orange, dem Entlaubungsmittel (Totalpflanzenvernichtungsmittel) aus Vietnam besprühen, um ihn dann vor dem Vollaufen abbrennen zu können. Trotz der Proteste der gesamten brasilianischen Ökobewegung und Rücktrittsandrohung unseres Bundesumweltsekretärs, Nogueira Netto, scheint dies nun unvermeidlich. Der Präsident des INPA ( Instituto Nacional de Pesquisa da Amazônia , die Bundesforschungsstation für das Amazonasgebiet), Henrique Bergamin , befürwortet diese Aktion … { * }
    Inzwischen setzt sich der Gouverneur des Staates Amazonas, Nestrim , obwohl von der Opposition, dafür ein, daß entgegen den bestehenden Gesetzen der Export von Fellen freigegeben wird und daß Holz in Form von rohen Stämmen exportiert werden darf.
    Der traditionelle Holzfäller im Amazonas ist mit dem Überleben des Waldes vereinbar. Er beschränkt sich auf die Überschwemmungsgebiete ( Várzeas ). Dort fällt er zur Tiefwasserzeit vereinzelt die Stämme. Zur Hochwasserzeit werden sie dann aus dem Wald hinausgeschwemmt, zu Flößen gebunden und zu, meist kleinen, Sägewerken gebracht. Am oberen Solimões habe ich Holzfäller besucht, die nach dreißig Jahren bereits wieder da fällten, wo sie als junge Männer begonnen hatten. In 20 bis 30 Jahren wachsen auf der Várzea wieder Baumriesen heran. Die Überschwemmungsgebiete haben die einzigen wirklich fruchtbaren Böden im Amazonasbecken, da sie jedes Jahr durch die Überschwemmung Gesteinsmehl aus den Anden zugeführt bekommen.
    Die großtechnische Holznutzung – Mestrin will bereits mit China für Hunderte von Millionen Dollar Lieferkontrakte zeichnen – setzt völlig andere Techniken voraus, die nicht mit dem Überleben des Waldes vereinbar sind. Das oben erwähnte Sägewerk in Jí Paraná, z.B. fällt seine Stämme im Hochland ( terra firme), wo die Böden keine rapide Regeneration des Waldes erlauben. Es wird mit Superschweren Maschinen gearbeitet. Obwohl nur die Edelhölzer genutzt werden, ist der Effekt derselbe wie beim Kahlschlag. Die gesetzlich vorgeschriebene Wiederaufforstung muß nicht am selben Ort stattfinden.

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