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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mächtige Gruppen oder Firmen, auch finanziell starke Individuen, manchmal sogar große Genossenschaften, die außerhalb der Region ihren Sitz haben, dorthin gehen, um ihr Kapital zu vermehren auf Kosten der Natur und der Einheimischen.
    Die Einheimischen haben ein Interesse an der Erhaltung des Regenwaldes, der Caboclo , der Indianer sowieso, der Gummisammler. Sie alle leben mit dem Wald.
    Der Gummisammler wäre der ideale Förster für den tropischen Regenwald. Jedes Gummisammlerdorf hat sein Territorium, jeder Seringueiro sein › estrada ‹, das ist der Pfad entlang seiner Gummibäume. Der Seringueiro geht jeden Tag bis zu 30 km durch den Wald, um den Latex einzusammeln. Seine Arbeit ist heute einfacher und ergiebiger als früher. Er ist nicht mehr der Sklave, der er früher war. Mit seinem Transistorradio erfährt er die Gummipreise in São Paulo und Chicago. Er braucht sich nicht mehr ausbeuten zu lassen wie früher. Das Sammeln und Verarbeiten des Gummis ist leichter geworden. Heute gibt er in das Näpfchen am Baum einen Tropfen Essigsäure. Der Latex gerinnt zu einem festen Klumpen, der abends im Dorf nur noch zu Ballen gepreßt wird. Es entfallen die Verluste durch Regen und das nächtliche Räuchern. Durch den Rauch, dem sie die ganze Nacht über ausgesetzt waren, wurden früher viele Gummisammler blind. Außer Gummi sammelt der Seringueiro auch Paranüsse, die ihm fast ebensoviel einbringen. Sein finanzielles Einkommen entspricht dem eines Metallarbeiters in São Paulo. Er lebt aber praktisch ohne Geld, von der Jagd – er rottet das Wild, hauptsächlich Wildschweine, nicht aus –, vom Fischen und etwas Anbau von Maniok, Süßkartoffel, Mais, Kürbis, einigen tropischen Fruchtbäumen. Außerdem bietet der Wald das ganze Jahr eine große Auswahl von Früchten, besonders Palmfrüchten.
    Der Lebensstil dieser Menschen könnte leicht verbessert werden, wenn man ihnen beibrächte, statt Maniok Permakultur mit einer größeren Anzahl tropischer Fruchtbäume, wie Brotfrucht, Jaca , verschiedenen Palmenarten, darunter Kokosnuß, zu machen. Auch könnte die Dichte der Gummibäume im Wald leicht erhöht werden. In Costa Marques am Rio São Migel hat ein Seringalista (Aufkäufer von Gummi) eine größere Waldfläche auf diese Weise mit Gummibäumen angereichert, mit großem Erfolg. Ein Gummisammler braucht so nur ca. 100 ha Wald, statt sonst bis zu 500 ha. Brasilien importiert heute ca. 70 % seines Bedarfs an Naturgummi. Es könnte leicht wieder zum Exporteur werden.
    Da das Leben in Harmonie mit dem Wald als rückständig gilt, werden solche Arbeiten nicht gefördert. Man versucht es statt dessen mit großen Gummibaummonokulturen. In Monokultur ist der Gummibaum aber anfällig für verschiedene Pilzkrankheiten und Insektenbefall. Es wird von Anfang an mit Giften gespritzt und mit Kunstdünger gedüngt, was im Wald völlig unnötig ist.
    Wenn Siedler Mischkulturen machen, z.B. abwechselnde Reihen von Gummibäumen, Kaffee, Kakao, Zitrusfrüchten, wie ich in Rondônia in einigen Fällen beobachten konnte, bestehen die reduktionistisch organisierten Behörden sofort auf Beseitigung der Mischkultur. Die Kakao-, die Gummi-, die Kaffeebehörden bestehen jede auf Monokulturen. Die jeweils anderen Bäume müssen ausgerissen werden, sonst gibt es keinen Kredit. In den bewilligten Kreditsummen sind auch jeweils feste Anteile für die entsprechenden Gifte und Kunstdünger enthalten. Dabei gehen Mischkulturen erstaunlich gut, besonders wenn auf Herbizide verzichtet wird und statt dessen mit Leguminosenuntersaat gearbeitet wird. Der Schädlingsbefall ist dann minimal.
    Nicht nur die Großprojekte, Viehfarmen, Baummonokulturen für Zellstoffabriken, Erzgewinnung, Holznutzung, Staudämme, Riesenplantagen tragen zur Urwaldzerstörung und zur Entwurzelung der Einheimischen bei, auch die Siedlungsprojekte, wie sie von der brasilianischen Siedlungsbehörde durchgeführt werden, richten sinnlosen und nie wiedergutzumachenden Schaden an Natur und Menschen an. Die brasilianische Regierung hat Teile des Amazonasgebiets, z.B. den Staat Rondônia (ungefähr so groß wie die Bundesrepublik), dazu auserkoren, als Sicherheitsventil zu dienen, damit anderswo sozialer Gerechtigkeit aus dem Weg gegangen werden kann. ›Wir machen die größte Agrarreform der Welt‹ heißt es auf Untertiteln zu Luftaufnahmen, die das Vorrücken der Urwaldzerstörung durch Kleinsiedler in Rondônia zeigen. Diese Bilder werden von der brasilianischen

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