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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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versuchen, Lena.«
    »Man gibt keine klare Quelle auf und tauscht sie mit verseuchtem Wasser.«
    »Dann laß uns nach Rio ziehen oder nach Belém oder São Paulo oder Recife oder Porto Alegre –«
    »Dort wartet man gerade auf uns, was?! Dort sind die größten Kaufhäuser, gegen die wir nicht aufkommen können. Hier in Novo Lapuna bin ich die Größte. Hier verdränge ich die anderen! Hier werden wir reich werden!«
    »Aber Leonor verkümmert. Siehst du das denn nicht? Dieses Camp ist für sie die Hölle. Hier wird sie nie das Schreckliche vergessen, das man ihr angetan hat. Sie geht seelisch zugrunde. Du kannst doch als Mutter nicht so blind sein, das nicht zu sehen! Und auch ich will vergessen, was ich getan habe. Kann ich das, wenn ich jeden Tag diesen Wald sehen muß?! Ich will ein anderer Mensch werden, weit weg von hier. Lena, es hat sich alles verändert seit jenem Tag. Unser Doktor ist tot, ermordet worden, die Mission ist geschlossen, es regiert das Militär, die Yanomami werden systematisch vernichtet –«
    »Darum hast du dich bisher nicht gekümmert. Im Gegenteil, auch dir fielen sie lästig, weil ihre Gegenwart den weiteren Ausbau der Minen verhinderte.«
    »Es hat sich eben viel geändert in diesen Monaten. Auch ich habe mich geändert. Lena, laß uns wegziehen. Ich bin nicht so wichtig, aber Leonor. Sie geht hier vor die Hunde!«
    Helena Batalha starrte auf den Teppich, der den Fußboden bedeckte. Es war vielleicht der einzige Teppich, den es in Novo Lapuna gab. Alles aufgeben, was man so mühsam aufgebaut hatte? In eine ungewisse Zukunft ziehen und von neuem beginnen? Der Drugstore ›Zum Daumen‹ war ein Teil ihres Selbst geworden, war ihr Kind, so wie die angenommene Leonor auch ihr Kind geworden war. Und Benjamim liebte sie mit der ganzen Kraft, zu der sie fähig war, eine Liebe, in der der andere Teil ihres Selbst lebte. Es war für sie undenkbar, daß es Bento einmal nicht mehr geben könnte, es wäre ihr dann, als hätte man ihr Herz zerstückelt, und zurück bliebe nur die körperliche Hülle, leer, völlig leer, sinnlos geworden in diesem Leben.
    »Ich will darüber nachdenken, Mimo«, antwortete sie und schloß die Augen. »Gib mir etwas Zeit. Bitte, gib mir etwas Zeit.«
    Auch Geraldo Ribateio hoffte auf die Zeit. Er hatte sich nicht damit abgefunden, daß die Suche nach Pater Ernesto, Sofia, Minho und dem Yanomami-Stamm aufgegeben wurde. Mit seinem Polizeihubschrauber stieg er immer wieder auf, überflog das Yanomami-Gebiet, suchte nach Rauch oder Feuerschein oder einem neuen Shabono. Aber der Regenwald gab nichts mehr heraus, sein unendliches Blättermeer verdeckte alles.
    Wir werden sie nie wiedersehen, dachte Ribateio mit echter Trauer. Sie gehen ein in das Geheimnis des Waldes. Mein Gott, warum muß das alles so sein?! Warum müssen sich Menschen gegenseitig verfolgen und töten?! Warum sind Millionen auf einem Bankkonto mehr wert als ein Leben? Warum ist der Mensch nur ein Stück Dreck, wenn man mit ihm Geld verdienen kann?
    Coronel Bilac und Arlindo Beja von der FUNAI nutzten die Zeit der militärisch besetzten Mission. Auf der erweiterten Piste landeten jetzt größere Flugzeuge. An einem Tag quollen über 100 neue Garimpeiros aus den Maschinen – ein Vortrupp, der die neuentdeckten Goldfelder an der Grenze zu Venezuela, in der Sierra Parima, dem wilden, unzugänglichen Hochland, untersuchen sollte. Sollte dort wirklich ein neues Dorado zu finden sein, würden Tausende von Garimpeiros die Regenwälder roden und die Erde terrassenförmig aufwühlen wie in Novo Lapuna. Daß auch hier reines Yanomami-Gebiet war, interessierte niemanden, auch nicht die FUNAI , die ja die Indianer schützen sollte. Gold! Gold! Gold! Jagt die Indios einfach weg, oder rottet sie aus.
    Gold! Gold!
    Miguel Assis gehörte zu den ersten, die sich sofort das neue Land sicherten. Auch Paulo Lobos erhielt das Recht, mit den Rodungen zu beginnen, wenn die Sierra Parima ein einziger Goldberg war. In Roraima unterzeichnete der Gouverneur die Kaufverträge, es war ja Niemandsland, das jetzt erschlossen wurde, und in Brasilia wurden diese Verträge bestätigt, als Assis und Lobos sie dem Ministerium vorlegten.
    Nach langen Klagen und Beweisen, mit Hilfe der Bischofskonferenz und sogar einiger Politiker, die sich schon auf die Neuwahl 1990 vorbereiteten und hofften, als Verfechter einer ökologischen Umstellung in Brasilien, auf den Präsidentenkandidaten Fernando Collor de Mello und seinen Vertrauten Dr.

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