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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er, der Rest wird von den Insekten aufgefressen. Von ihm wird nichts mehr übrigbleiben.«
    »Schrecklich.«
    »Das ist humaner, als in der Erde zu verrotten. Stellen Sie sich das nicht so einfach vor, den Toten vom Baum runterzuholen. Wir haben mit uns selbst genug zu tun!«
    »Wir werden einen Weg finden.«
    Sie kletterten aus dem Cockpit und standen dann auf einem dicken Ast neben dem zertrümmerten Flugzeug. Minho kam plötzlich ein Gedanke.
    »Sie haben doch Funk in der Maschine.«
    »Kaputt! Dem galt mein erster Blick nach der Landung. Das wäre einfach, wenn wir uns bemerkbar machen könnten. So aber, ich sag's ja, findet uns keiner.« Er blickte durch das zersplitterte Fenster und auf den Ast, der André aufgespießt hatte. Hinter ihm türmten sich die Kisten der Expeditionsausrüstung. »Ihre Klamotten müssen Sie auch hierlassen, Senhor.«
    »Wir werden sie holen, wenn wir auf Menschen stoßen. Wir müssen uns nur den Standort merken. Auf jeden Fall nehmen wir die Waffen, die Munition und die Macheten mit. Wir werden mit den Macheten unseren Weg markieren. Eine Taurolle nehmen wir auch mit.«
    »Wozu?«
    »Ein Strick kann immer helfen.«
    »Lianen sind besser, Senhor. Und Lianen haben wir genug, um ganz Brasilien festzubinden. Wir werden ab jetzt vom Wald leben.« Er sah wieder den Toten an und nickte mehrmals. »So geht's«, sagte er dabei.
    »Was?«
    »Wie wir Senhor André zur Erde bringen. Ohne uns anzustrengen.«
    »Und wie?«
    »Wir werfen ihn einfach hinunter.«
    »Gilberto!«
    »Der Regenwald besteht aus mehreren Etagen. Wir werden Senhor André von Etage zu Etage werfen und ihm nachklettern. Irgendwo bleibt er immer hängen. Von mir aus können wir ihn dann das letzte Stück bis zur Erde mit christlicher Ehrfurcht tragen.«
    Zunächst kletterten sie wieder in den Rumpf des Flugzeuges, brachen die Kisten auf und holten aus ihnen heraus, was sie mitschleppen konnten. Jeder ein Gewehr, einen Revolver und eine Machete, dazu Munition für alle Waffen, ein Beil, einen kurzen Spaten, einen Satz Schraubenzieher und zwei Taschenlampen mit neuen Batterien.
    »Caramba! Vielleicht auch noch 'ne elektrische Kaffeemaschine?« fragte Gilberto hämisch. »Uns hilft keiner beim Tragen, und bepackt wie die Maulesel kommen wir nicht weit. Da liegen wir bald auf der Schnauze. Der Wald ist grausam, Senhor.«
    »Wir schaffen es, Gilberto. Sie sind doch stark wie ein Bulle.«
    »Hoffen Sie nicht darauf, daß ich auch Sie noch trage.« Gilberto sah Minho mit schräggeneigtem Kopf an. »Wenn Sie schlappmachen, ziehe ich allein weiter. Ist das klar?«
    »Ganz klar.«
    »Ich will nicht aus lauter Kameradschaft mit verrecken.«
    Sie legten alles, was sie mitnehmen wollten, auf den Pilotensitz und blickten dann zögernd auf den toten André. Gilberto durchbrach endlich das Schweigen, indem er sagte:
    »Senhor, zuerst müssen wir ihm den Ast aus der Brust ziehen. Fangen Sie bloß nicht an zu kotzen. Da bleibt ein dickes Loch zurück. Kein schöner Anblick. Wir können aber auch den Ast dicht an seiner Brust absägen und den Stumpf drinlassen.«
    »Wir ziehen ihn raus.« Minho knirschte mit den Zähnen. Er kletterte in den Rumpf und hockte sich hinter André auf die Sitzbank. »Ich halte ihn fest, und Sie ziehen.«
    »O.k. Senhor.« Gilberto umfaßte den dicken Ast, Minho umklammerte den toten Körper. Ihn schauderte dabei, als er beide Arme um André schlang und ihn festhielt. »Achtung, ich ziehe!«
    Mit einem schnellen gewaltigen Ruck zog Gilbert den Ast aus der Brust des Toten. Aus dem großen Loch sickerte sofort Blut. Minho hatte das zwar erwartet, dennoch fröstelte er plötzlich. Gilberto drückte das tödliche Holz weg und zog André an den Beinen aus der Kabine. Das war ein gewagter Balanceakt, denn Gilberto hatte als einzigen Halt die Äste unter seinen Schuhen.
    Kaum war der Tote draußen, ließ der Pilot ihn los und gab ihm noch einen Schubs. André do Rego brach durch die Zweige und verschwand in dem grünen Blättermeer, als tauche er ein in einen Ozean. Man hörte Äste brechen, Tiere schrien auf, vor allem die putzigen Kapuzineräffchen und ein paar Braunrücken-Tamarine, Vögel flatterten erschreckt, Trompetenvögel und Harpyie-Adler und ein Schwarm von Rabengeiern – dann war es wieder still in der Tiefe.
    »Er hat Etage zwei erreicht«, sagte Gilberto trocken. »Nun sind wir dran, Senhor. Ich klettere zum erstenmal, bisher bin ich nur geflogen.«
    Sie schnallten um, was sie mitnehmen wollten, und begannen

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