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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auflodernden Flammen.
    Sie aßen ein paar Kekse, die Minho mitgenommen hatte, und tranken zwei Dosen lauwarmer Coca-Cola, die sie kaum erfrischte; die klebrige Limonade ließ sie eher noch durstiger werden.
    »Das war's«, sagte Minho und warf das Kekspapier weg. »Ab morgen muß uns der Wald ernähren. Wir werden uns einen saftigen Braten schießen.«
    »Können Sie überhaupt schießen, Senhor?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Nicht nur abdrücken, sondern auch treffen.«
    Minho sah Gilberto forschend an: »Und Sie, Gilberto?«
    »Dreimal als bester Schütze von Boa Vista ausgezeichnet.« Er lächelte stolz. »Das haben Sie nicht erwartet, Senhor. Stimmt's? Ich treffe einen Kolibri im Flug, und nicht mit Schrot – mit einer Kugel!«
    »Das beruhigt mich ungemein.« Minho stand auf und reckte sich. »Müssen wir wirklich in den Bäumen schlafen?« Der Schein des Feuers reichte nicht weit. Nach ein paar Metern lagen die Zweige und Äste über ihnen schon im Dunklen. »Glauben Sie, dort sind wir sicherer als auf der Erde?«
    »Im Urwald ist man nirgendwo sicher. Ein dicker Ast aber ist immer noch besser, als auf dem Boden zu kampieren. Sie haben noch kein Termitenheer am Körper gehabt. Und auch keine Schlange.«
    »Schlangen greifen nur an, wenn sie für sich eine Gefahr sehen. Und Schlangen klettern auch auf Bäume.«
    »Wenn Sie alles besser wissen, Senhor.« Gilberto winkte ab. »Ich jedenfalls schlafe auf einer Astgabel. Gute Nacht, Senhor.«
    Er hängte sich das Gewehr um den Hals, spuckte in die Hände und begann, sich an den Lianen und Würgefeigen des Baumes, unter dem sie gesessen hatten, emporzuziehen. Minho leuchtete mit seiner Taschenlampe den Weg aus, den Gilberto nehmen wollte. Als er im Gewirr der Zweige verschwand, sah Minho nur am Schimmer seiner Taschenlampe, daß Gilberto noch weiterkletterte.
    Hinterher, dachte er. Nein. Die Erde ist mir lieber als die dickste Astgabel. Er warf noch ein paar Knüppel Holz in das Feuer, das wieder hell aufloderte. Jedes Tier fürchtet und meidet das Feuer, sagte er sich. Solange es flammt, bin ich in seiner Nähe sicher. Ich werde ab und zu aufwachen und dann neues Holz nachlegen. Gute Nacht, Gilberto, auf deiner Astgabel. Du magst den Wald gut kennen, ich kenne die Tiere noch besser. An einem Feuer bist du unangreifbar.
    Er setzte sich wieder zwischen zwei Brettwurzeln und wartete. Von oben, wie ein vom Wind verwehter Ton, erklang die Stimme von Gilberto.
    »Ich hab's gefunden!« schrie er hinunter. »Ein richtiges Nest aus Ästen. Kommen Sie rauf, Senhor.«
    »Nein. Ich bleibe unten!« brüllte Minho zurück. »Gute Nacht.«
    »Morgen früh sind Sie ein Ameisenklumpen!«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Im Urwald soll man nicht glauben, sondern handeln! Seien Sie kein Idiot, Senhor!«
    »Gute Nacht!«
    Gilberto gab es auf, Minho umzustimmen. Er machte es sich bequem auf seinem Zweigenbett und schlief mit dem Gefühl der Sicherheit schnell ein.
    Minho legte noch genug Holz für ein paar Stunden in das Feuer. Dann benutzte er den Gewehrkolben als Kopfkissen und streckte sich im Feuerschein aus. Es war zwar unerträglich heiß, aber lieber schwitzen als gefressen zu werden, sagte er sich. Auch er schlief bald ein beim zuckenden Widerschein der Flammen. Die Erschöpfung des vergangenen Tages betäubte ihn geradezu.
    So nahm er auch nicht wahr, daß sich fünf Meter von ihm entfernt ein riesiges Ameisenheer versammelte.
    Und er merkte auch nicht, daß, verborgen in den Riesenfarnen, drei nackte, braune Gestalten mit Bogen und Pfeilen in den Händen auf das Feuer und den seltsamen Menschen mit der hellen Haut starrten. Ein Wesen, das sie noch nie gesehen hatten und dessen Beine in einer blauen unerklärlichen Röhre steckten. Und was er an den Füßen trug, war völlig rätselhaft. Es sah aus wie große Hufe. War das ein Mensch oder ein seltenes Tier? Oder war es ein neuer, unbekannter Gott des Waldes?
    Die drei Nackten wagten es nicht, näher zu treten. Sie schlichen zurück und verschwanden in der schwarzen Nacht, im Gewirr der Büsche, Riesengräser, Farne und Lianen.
    Und langsam brannte das Feuer nieder. Trockenes Holz verglüht schneller, als man glaubt. Die Flammen sanken zusammen, und der schützende Feuerschein erlosch …
    * * *
    Nach dem Auftauchen der Plakate, nach dem Bekanntwerden des öffentlichen Mordaufrufes, war Eugenio Dinis gezwungen, zwei gut ausgebildete Militärpolizisten zum Schutz von Julio Maputo in die Siedlung der Seringueiros zu schicken. Als die

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