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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tote gegeben. Vierundzwanzig, und jede Maschine ist nur für vier Personen vorgesehen, Senhor!«
    André do Rego kam wenig später, auch mit einem Taxi, angezogen mit einer Art Kampfanzug, wie sie die Spezialtruppe für Urwaldeinsatz in Manaus trug. Eine Mütze mit langem Schirm bedeckte seinen Kopf.
    »André, Sie sehen zünftig aus!« sagte Minho. Sie gaben sich die Hand. Minho trug Jeans, halbhohe Stiefel aus dickem Leder und ein buntes Baumwollhemd. Um den Hals hatte er eine Kamera hängen.
    »Und Sie sehen aus wie ein Tourist, der Wasserschweine fotografieren will«, entgegnete André mit Lachen. »Oder – nackte Indianerinnen?«
    »Meinetwegen beides, André. Aber ein noch unbekanntes Wasserschwein, eine neue Art, wäre mir lieber.«
    Eine halbe Stunde später startete Gilberto die kleine Maschine, der Motor machte einen Riesenkrach, das Flugzeug rollte an, und – welchem Heiligen sollte man danken? – hob sich sogar in die Luft. Es gewann an Höhe und schwebte knatternd von Boa Vista weg in Richtung Surucucu. Unter ihnen glitzerte das gewundene Band des Rio Macajai. An seinen Ufern hatten sich Siedler niedergelassen und den Regenwald hinter sich gerodet, eine breite, noch grüne Wunde. In zwei, drei Jahren sah es anders aus. Dann war das Ödland, und die Motorsägen würden sich wieder tiefer in den Wald hineinfressen, um neues Land zu gewinnen. Der Gouverneur hatte erst kürzlich 4.000 Motorsägen an die Neusiedler verteilt, als Geschenk der Regierung. Motorsägen eines deutschen Herstellers. Deutsche Sägen waren die besten für den Mord an dem Wald. Wer eine Stiller-Säge besaß, dem widerstand kein Riesenbaum mit seinen mächtigen Brettwurzeln.
    Ja, und dann war der Regenwald unter ihnen. Seine dichte, undurchdringliche Fläche aus Bäumen, so weit das Auge reichte, ein grünes Wunder der Natur, etwas so Grandioses, daß sich der Mensch klein und armselig vorkommen mußte.
    »Ungeheuerlich!« sagte Minho beeindruckt. »Was sich da unten alles verbirgt, und wir haben keine Ahnung davon.«
    »Und so geht es vier Stunden lang weiter, normal. Wir werden bis Santo Antônio sechs Stunden brauchen, bei dieser Überladung.« Gilberto Quadros schob seine Mütze in den Nacken. Mit der rechten Hand tätschelte er das Armaturenbrett. »Bleib brav, mein Mädchen, Papi wird noch gebraucht.«
    Das ›Mädchen‹ schien einen bockigen Charakter zu haben. Nach zwei Stunden ruhigen Flugs begann der Motor zu stottern. Es knatterte wie aus einem Maschinengewehr. Minho blickte Gilberto von der Seite an. Der Pilot hatte plötzlich ein verkniffenes Gesicht.
    »Was ist los?« fragte Minho.
    » Merda !«
    »Was soll das!« rief do Rego. »Da stimmt doch was nicht!«
    »Die Benzinleitung ist verstopft.« Gilberto hieb mit der Faust auf die Instrumententafel. »Gestern habe ich sie noch durchgeblasen! Aber das Benzin, das sie uns verkaufen, ist voller Dreck. Da setzen sich Klumpen fest wie Kalk in den Adern.«
    »Und nun?« fragte Minho.
    »Singen wir einen Choral. Herr, nimm uns alte Sünder auf –«
    »Sie haben vielleicht Nerven!«
    »Habe ich. Muß man in diesem Land haben.«
    »Sie haben keine Möglichkeit, an die Leitung –«
    »Sie Idiot! Soll ich aussteigen und über den Flügel klettern? Der Motor kriegt keinen Saft mehr. Halleluja!«
    »Das heißt, wir schmieren ab?« schrie André entsetzt auf.
    »Das wäre das letzte. Vorher versuche ich etwas anderes.«
    Der Motor begann zu spucken, setzte aus und röhrte dann weiter, wenn wieder ein Schuß Benzin zu ihm drang. Dann ging ein Ruck durch das Flugzeug, der alle in Angst und Schrecken versetzte.
    »Gibt es hier keine Siedlung?« rief Minho in den Motorenlärm hinein. »Eine der heimlichen Landepisten?«
    »Hier nicht. Hinter Surucucu, aber das erreichen wir nicht mehr. Hier ist nur Wald. Und auf ihm will ich landen.«
    »Was wollen Sie? Landen?«
    »Ja, auf den Bäumen …«
    »Können Sie denn das?«
    »Ich hab's noch nicht versucht.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn!« schrie André. Er war bleich geworden und rang nach Luft, als drücke man ihm den Hals zu.
    »Wissen Sie was Besseres, Großmaul?« brüllte Gilberto. »Ich will auf den Baumkronen dahingleiten und mit wenig Gas an einem breiten Wipfel hängenbleiben. Das ist unsere einzige Chance. Mein Mädchen wird zerbrechen, aber wir könnten weiterleben.«
    »Wenn's gelingt«, sagte Minho gepreßt.
    »Darauf kommt es an. Senhores, ich gehe jetzt runter. Haltet euch fest und wartet ab. Wenn einer von Ihnen beten

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